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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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längsseits, und er hängte sich an die Entertaue. Er verneigte sich wie ein Höfling. »Konnichi wa allen kotfressenden Somas.«
    Es waren vier Samurais an Deck. In einem von ihnen erkannte Blackthorne eine der Wachen von der Falltür wieder. Völlig verdutzt verneigten sie sich steif vor dem Portugiesen. Der ging schnurstracks auf den Niedergang zu. Die Siegel waren unbeschädigt. Einer der Samurai hielt ihn auf.
    »Kinjiru, gomen nasai. Es ist verboten, tut mir leid.«
    » Kinjiru , eh?« sagte der Portugiese, ohne sich im geringsten beeindrucken zu lassen. »Ich bin Rodrigu-san, Anjin-san von Toda Hiro-matsu-sama. Dieses Siegel«, sagte er und wies auf den roten Klecks mit den seltsamen Schriftzeichen darauf, »Toda Hiro-matsu-sama, ka?«
    »Iyé«, sagte der Samurai kopfschüttelnd. »Kasigi Yabu-sama.«
    »Iyé?« fragte Rodrigues. »Kasigi Yabu-sama? Ich gehöre zu Toda Hiro-matsu-sama, der ein größerer König ist als euer Knabenschänder. Er gehört zu Toranaga-sama, der der größte Knabenschänder-sama auf der Welt ist. Neh?« Er riß das Siegel von der Tür, legte eine Hand an eine seiner Pistolen. Die Schwerter waren halb aus der Scheide, und er sagte eiskalt zu Blackthorne: »Macht Euch bereit, das Schiff zu verlassen« – und zu den Samurai barsch: »Toranaga-sama!« Mit der Linken wies er auf die Flagge, die an seinem eigenen Mast flatterte. »Wakarimasu ka?«
    Die Samurai zögerten, die Schwerter immer noch bereit. Blackthorne schickte sich an, mit einem Kopfsprung über das Schanzkleid zu hechten.
    »Toranaga-sama!« Rodrigues trat mit voller Wucht gegen die Tür. Der Riegel zerbrach, und die Tür sprang auf.
    » Wakarimasu , Anjin-san.« Die Samurai steckten rasch ihre Schwerter ein, verneigten und entschuldigten sich, verneigten sich abermals, und Rodrigues sagte: »Das gefällt mir schon besser«, und ging nach unten voraus.
    »Herrgott, Rodrigues«, sagte Blackthorne, als sie auf dem Unterdeck standen. »Macht Ihr das immer so, und kommt Ihr immer damit durch?«
    »Nein, das tue ich nur höchst selten«, sagte der Portugiese und wischte sich den Schweiß von der Stirn, »und selbst dann wünschte ich, ich hätte nie damit angefangen. Aber es ist die einzige Möglichkeit. Man muß sich aufführen wie ein König. Doch selbst dann weiß man bei einem Samurai nie, woran man ist. Die sind genauso gefährlich wie ein reingelegter Priester, der mit einer Kerze im Arsch auf einem halbvollen Pulverfaß sitzt.«
    »Was habt Ihr zu ihnen gesagt?«
    »Toda Hiro-matsu ist Toranagas Oberster Ratgeber – er steht hoch über dem hiesigen Daimyo. Deshalb haben sie klein beigegeben.«
    »Wie ist er denn, dieser Toranaga?«
    »Das ist eine lange Geschichte, Ingeles. Ich hab' mir an Eurer wanzenzerfressenen Tür fast den Fuß gebrochen.«
    »Sie war nicht verschlossen. Ihr hättet sie ja aufmachen können.«
    »Ich weiß, aber das wäre weit weniger wirkungsvoll gewesen. Bei der Heiligen Jungfrau, Ihr müßt noch viel lernen.«
    »Werdet Ihr es mir beibringen?«
    Rodrigues zog den Stiefel wieder an. »Kommt drauf an«, sagte er. »Bis jetzt hab' nur ich geredet, wogegen nichts zu sagen ist – schließlich bin ich in Ordnung, und Ihr seid es nicht. Bald werdet aber Ihr an der Reihe sein. Welches ist Eure Kammer?«
    Blackthorne sah ihn eine Weile forschend an. Hier unter Deck roch es muffig. »Vielen Dank, daß Ihr mir geholfen habt, an Bord zu kommen.«
    Er ging nach hinten. Seine Tür war aufgebrochen, die Kammer gründlich durchstöbert und alles Bewegliche fortgeschafft worden: Weder Bücher noch Kleider noch Instrumente oder Federkiele waren zu sehen. Auch seine Seekiste hatte man aufgebrochen.
    Weiß vor Wut ging er in die Große Kammer hinüber. Rodrigues ließ ihn nicht einen Moment aus den Augen. Selbst das Geheimfach hatten sie aufgebrochen. Es war leer.
    »Sie haben alles mitgenommen – diese Hunde!«
    »Was hattet Ihr denn erwartet?«
    »Das weiß ich nicht. Ich dachte – wo das Schiff doch versiegelt war …«
    Blackthorne ging zum Tresorraum. Er war leer. Desgleichen die Pulverkammer. In den Laderäumen befanden sich lediglich die Tuchballen. »Verfluchte Japse!«
    »Wo sind sie?« fragte Rodrigues. »Wo sind Eure roteiros ?«
    Durchdringend sah Blackthorne ihn an.
    »Wegen seiner Kleidung würde sich doch kein Pilot Sorgen machen. Ihr seid wegen der roteiros hergekommen, stimmt's?«
    »Ja.«
    »Warum seid Ihr so überrascht, Ingeles? Warum wohl, glaubt Ihr, bin ich mit an Bord gekommen? Um

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