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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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wir und die Holländer es ihnen zeigen!
    Dann war er nach oben gegangen an Deck. Rodrigues saß in seinem Stuhl, die Augen rotgerändert vor Schlaflosigkeit; zwei japanische Matrosen standen in der Ruderpinne wie zuvor.
    »Soll ich diese Wache für Euch übernehmen?«
    »Wie fühlt Ihr Euch, Ingeles?«
    »Erholt. Kann ich die Wache für Euch übernehmen?« Blackthorne sah, wie Rodrigues ihn abschätzend musterte. »Ich weck' Euch, wenn der Wind umschlägt – wann Ihr wollt.«
    »Vielen Dank, Ingeles. Jawohl, ich werde ein bißchen schlafen. Behaltet diesen Kurs bei. Nach Ablauf der Wache geht auf vier Strich westlicher, und bei der nächsten sechs Strich. Ihr werdet dem Rudergasten den neuen Kurs auf dem Kompaß zeigen müssen. Wakarimasu ka?«
    »Hai!« Blackthorne lachte. »Also vier Strich westlicher. Geht unter Deck, Pilot, Eure Koje ist sehr gemütlich.«
    Aber Vasco Rodrigues ging nicht nach unten. Er zog nur seinen Decksrock dichter um sich und kuschelte sich in den Seestuhl. Kurz bevor das Stundenglas umgedreht wurde, wachte er für einen Augenblick auf, beobachtete, ohne sich zu regen, den Kurswechsel und verfiel augenblicklich wieder in Schlaf. Einmal, als der Wind umsprang, wachte er auf, und als er sah, daß keinerlei Gefahr drohte, schlief er weiter.
    Hiro-matsu und Yabu erschienen im Laufe des Vormittags an Deck. Blackthorne bemerkte, wie überrascht sie waren, daß er das Schiff lenkte und Rodrigues schlief.
    Gegen Mittag hatte Rodrigues sich von seinem Seestuhl erhoben und gen Nordost geschaut, am Wind geschnuppert und sich mit allen Sinnen darauf konzentriert. Beide Männer beobachteten die See und den Himmel und die sich zusammenballenden Wolken.
    »Was würdet Ihr tun, Ingeles, wenn dies Euer Schiff wäre?« hatte Rodrigues abermals gefragt.
    »Ich würde die Küste aufsuchen, wenn ich wüßte, wo sie liegt – und zwar die nächstgelegene. Dieses Schiff kann nicht viel Wasser aufnehmen, und da hinten braut sich zweifellos ein Sturm zusammen. In spätestens vier Stunden geht's los.«
    »Es kann kein Taifun sein«, murmelte Rodrigues.
    »Was?«
    » Taifun. ›Der Große Wind‹ – die schlimmsten Wirbelstürme, die Ihr je erlebt habt. Aber wir sind nicht in der Taifun- Zeit.«
    »Wann ist die?«
    »Jedenfalls nicht jetzt, Feind.« Rodrigues lachte. »Nein, nicht jetzt. Trotzdem könnte es schlimm genug werden, und deshalb werd' ich mich nach Eurem Rat richten. Geht auf Nord bei West!«
    Während Blackthorne den neuen Kurs anzeigte und die Rudergasten das Schiff säuberlich auf ihn einschwenken ließen, trat Rodrigues an die Reling und rief zum Kapitän hinunter: »Isogi! Käpt'n-san. Wakarimasu ka?«
    »Isogi, hai!«
    »Was heißt das? Beeilt Euch?«
    In Rodrigues' Augenwinkeln vertieften sich vor Belustigung die Krähenfüße. »Macht schließlich nichts, wenn Ihr ein bißchen Japanisch lernt, eh? Klar, Ingeles, isogi bedeutet ›sich beeilen‹. Was Ihr hier braucht, das sind rund zehn Wörter, und wenn Ihr die beherrscht, könnt Ihr die Kerle auf Befehl kacken lassen; wenn Euch dran liegt. Falls es die richtigen Wörter sind, versteht sich, und wenn sie der Atmosphäre angemessen sind. Ich werde jetzt nach unten gehen und mir was zu essen holen.«
    »Kochen tut Ihr auch?«
    »In Japan hat jeder gebildete Mann seinen eigenen Koch, oder muß einem von den Affen persönlich das Kochen beibringen, sonst verhungert man hier. Die essen nichts weiter als rohen Fisch und in süßen Essig eingelegtes rohes Gemüse. Trotzdem kann das Leben hier eine Wonne sein, wenn man es versteht, man muß es nur verstehen!«
    Rodrigues ging nach unten. Er verriegelte seine Kammertür und prüfte das Schloß an seiner Seekiste mit größter Aufmerksamkeit. Das Haar, das er so sorgsam dort befestigt hatte, war noch da. Und ein zweites, nur für sein Auge sichtbar, das er auf den Deckel seines roteiro gelegt, war gleichfalls unberührt. Man kann in dieser Welt nicht vorsichtig genug sein, dachte er. Ist es denn schlimm, wenn er erfährt, daß du der Pilot der Não del Trato bist, dem diesjährigen Schwarzen Schiff aus Macao? Vielleicht. Denn dann würdest du ihm erklären müssen, daß sie ein Riesenschiff ist, eines der reichsten und größten Schiffe auf der ganzen Welt, über sechzehnhundert Tonnen groß. Vielleicht kämst du in Versuchung, ihm von der Ladung zu erzählen, über den Handel und von Macao und von allen möglichen aufschlußreichen Dingen, die sehr, sehr privat und sehr, sehr geheim sind. Immerhin

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