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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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konnte. Aber die Riemen mußten eingezogen werden, sonst waren sie verloren. Er löste den Knoten und kämpfte sich das sich hebende und senkende schlüpfrige Deck entlang, den kurzen Niedergang hinunter aufs Hauptdeck. Unversehens krängte die Galeere, und er wurde auf die Seite geworfen. Er stolperte über einige Ruderer, die ihrerseits ihre Sicherheitsleinen angelegt hatten und mit aller Macht versuchten, wieder Ordnung in ihre Riemen zu bekommen. Das Schandeck lag unter Wasser, und ein Mann ging über Bord. Blackthorne fühlte sich ebenfalls fortgerissen. Mit der Hand packte er das Schanzkleid, seine Sehnen wurden gestreckt, aber er konnte sich halten, und dann packte seine zweite Hand die Reling, und Wasser schluckend zog er sich wieder an Bord. Seine Füße fanden das Deck, er schüttelte sich, dankte Gott und dachte, jetzt ist dein siebentes Leben dahin. Alban Caradoc hatte immer gesagt, ein guter Pilot müsse zählebig sein wie eine Katze, nur, daß ein Pilot mindestens zehn Leben haben müsse, wohingegen sich eine Katze mit neun begnügen müsse.
    Ein Mann wurde ihm vor die Füße geschwemmt, und er rettete ihn vor dem Zugriff der See, hielt ihn fest und half ihm dann auf seinen Platz. Er sah zum Achterdeck zurück und verfluchte Rodrigues, daß er die Ruderpinne hatte losreißen lassen. Rodrigues fuchtelte mit den Armen, wies auf etwas und schrie, doch der Wind riß ihm die Worte vom Mund. Blackthorne erkannte, daß sie jetzt einen anderen Kurs liefen. Sie lagen fast im Wind, und da wußte er, daß das Halsen geplant gewesen war. Klug gemacht, dachte er. Das gibt uns eine Atempause, damit wir wieder Ordnung ins Schiff kriegen, aber der Schuft hätte mich auch warnen können. Ich hasse es, unnütz Menschenleben aufs Spiel zu setzen.
    Er winkte zurück und warf sich dann auf die Aufgabe, die Ruderer neu einzuteilen. Alle hatten aufgehört zu rudern, bis auf die Ruderer an den beiden Riemen ganz vorn, was sie befähigt hatte, säuberlich im Wind zu bleiben. Durch Zeichen und Schreien gelang es Blackthorne, daß die Riemen eingeholt und die Bemannung an den verbliebenen verdoppelt wurde. Dann ging er wieder nach achtern. Die Männer waren stoisch, und obgleich einige seekrank waren, verließen sie ihre Posten nicht, sondern warteten auf den nächsten Befehl.
    Die Bucht war zwar näher gekommen, schien aber immer noch tausend Leguas entfernt. Im Nordwesten war der Himmel schwarz. Regen peitschte hernieder, und die Windstärke nahm zu. Auf der Erasmus hätte Blackthorne sich keine besonderen Sorgen gemacht. Sie war für schwerstes Wetter gebaut und getakelt, diese Galeere hingegen nicht.
    »Was meint Ihr, Ingeles?«
    »Ihr werdet ja doch tun, was Ihr wollt, was immer ich auch meinen mag«, schrie er gegen den Wind an. »Aber sie kann nicht viel Wasser übernehmen, und wir werden absaufen wie ein Stein. Und wenn ich wieder nach vorn gehe, dann sagt mir vorher, daß Ihr halsen wollt. Oder noch besser, tut das, solange ich noch an meiner Leine bin, dann erreichen wir beide den Hafen.«
    »Das war Gottes Hand, Ingeles. Eine Woge hat ihr den Rumpf herumgerissen.«
    »Und ich bin dabei fast über Bord gegangen.«
    »Ich hab's gesehen!«
    Blackthorne schätzte ihre Drift ab. »Wenn wir diesen Kurs beibehalten, erreichen wir die Bucht nie. Dann werden wir in einer Entfernung von einer Meile oder mehr an der Landzunge vorbeigetrieben.«
    »Ich bleibe trotzdem unterm Wind. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, halten wir dann gerade aufs Ufer zu.« Rodrigues erschauerte unwillkürlich. »Madonna, bewahre mich vor einem nassen Grab! Dieser Fettwanst von Kahn muß heute abend noch vor Anker gehen! Meine Nase sagt mir, wenn wir wenden und wenig Fahrt machen, beißen wir uns fest! Wir sind zu schwer beladen!«
    »Dann macht sie leichter. Schmeißt die Ladung über Bord!«
    »Damit würde Herr Toda sich nie einverstanden erklären. Entweder er kommt mit der Ladung zurück – oder er braucht sich gar nicht erst blicken zu lassen.«
    »Fragt ihn immerhin!«
    »Madonna, seid Ihr denn taub? Er würde nie einverstanden sein.« Rodrigues trat zu den Rudergasten und vergewisserte sich, daß sie begriffen hatten, sie müßten unbedingt weiter in den Wind hineinlaufen.
    »Laßt sie nicht aus den Augen, Ingeles! Ihr führt das Kommando!« Er knüpfte sich von der Rettungsleine los und stieg sicheren Fußes den Niedergang hinunter. Die Ruderer wandten kein Auge von ihm, als er zum Käpt'n-san auf dem Vorschiff ging, um ihm mit

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