Shon'jir – die sterbende Sonne
Arme und standen ebenfalls auf, unbeugsame Augen leuchteten berechnend. Und als letzte erhob sich die Kath'anth, und Tränen strömten ihr übers Gesicht.
Tränen um die Kinder, dachte Duncan, und auch er verspürte einen Kloß in der Kehle.
»Brecht die Zelte ab!« rief Melein. »Wir werden uns eine Zeitlang in der Stadt ausruhen; das zurückholen, was wir dort gelassen haben; uns gegenseitig Fragen stellen. Brecht die Zelte ab!«
Das Zelt begann sich rasch zu leeren; es erhoben sich Rufe in der Mu'ara der Ja'anom und übermittelten Befehle.
Und Niun stand da und betrachtete die Rücken der anderen, und als Melein in die Nacht hinausgegangen war, stand Duncan auf und folgte ihr mit Niun, und die Dusei trotteten hinterher.
Melein verließ sie und trat unter das Sen, und das war kein Ort für Kel'ein. Duncan stand zitternd im kalten Wind, und schließlich zog Niun ihn hinüber zu einer freien Stelle, wo sie zuschauen konnten, wie die Zelte zusammensanken, wo sie leichter atmen konnten.
Die Dusei drängten sich verstört an sie.
»Mach dir keine Sorgen um mich!« sagte Niun plötzlich zu ihm.
»Das tue ich nicht.«
»Das Töten«, sagte Niun, »war bitter.«
Und mit der Mißachtung eines Mri für Möbelstükke ließ er sich auf dem Sand nieder, wo er zuvor gestanden hatte. Duncan kniete neben ihm nieder und sah zu, wie Niun ein gefaltetes Tuch aus seinen Gewändern hervorzog, das die J'tai enthielt, die er durch Merais Tod gewonnen hatte. Er beobachtete, wie Niun anfing, sie so an den Gürtel zu knoten, damit sie an ihren Bändern frei über seinem Gewand hängen konnten.
Komplizierte Knoten. Mri-Knoten. Niuns schlanke Finger webten Muster, die Duncan noch nicht meisterte; Bedeutungen, die er noch nicht gelernt hatte; Verworrenheiten um der Verworrenheit willen.
Er versuchte, nur daran zu denken, seinen Verstand vor dem zu verschließen, was er im Zelt erlebt hatte, dem Ruf, der ihm noch in den Ohren klang, vor den Hunderten von erhobenen Stimmen – für die er der Feind war.
Und dann tauchten die Blaugewandeten auf und brachen das Versammlungszelt ab; die ältesten Jungen und Mädchen legten die Zeltstangen um, trugen die Hauptlast der Arbeit, während die Frauen und die Kinder im mittleren Alter ihnen halfen. Nur die kleinsten Kinder ließen in den Armen ihrer Mütter ein Wimmern in dem ganzen Durcheinander ertönen; und die Kleinsten unter denen, die schon laufen konnten, begannen zwischen den geschäftigen Älteren ein Kehrreimspiel – sie begriffen nichts von den Veränderungen, die ihre Welt auf den Kopf gestellt hatten.
»Das-Gesicht-das-lächelt«, bezeichnete sie Niun. »Ah, Duncan, es tut gut, das zu sehen.«
Kälte umklammerte Duncan – ein Omen, so schwerwiegend wie die angebliche Sicht der She'pan... die Kinderstimmen in der Dunkelheit, während das Zelt zusammensank, Gelächter...
Die Türme, die auf Kesrith eingestürzt waren...
»Laß mich zurückgehen!« sagte Duncan auf einmal. »Niun, frag die She'pan! Laß mich jetzt, heute nacht, zum Schiff zurückkehren!«
Der Mri drehte sich um und blickte ihn an – ein durchdringender und fragender Blick. »Angst vor uns?«
» Um euch. Um sie.«
»Du hast deine Signalgeber zurückgelassen. Die She'pan hat bereits gesagt, daß das reicht. Sie hat dir ihre Entscheidung in dieser Sache bekanntgegeben. Wenn du zurückgehst, werden die anderen dich wieder holen, und das werden wir nicht zulassen.«
»Bin ich ein Gefangener?«
Niuns Augen blinzelten. »Du bist Kel'en dieses Kel, und wir geben dich nicht her. Möchtest du zurückgehen?«
Für einen Moment konnte Duncan nicht antworten. Die Kinder riefen und lachten laut, und er schreckte darunter zusammen. »Ich bin von diesem Kel«, sagte er schließlich. »Und dort könnte ich ihm am besten dienen.«
»Es liegt bei der She'pan, das zu entscheiden, und sie hat bereits entschieden. Wenn sie dich zu schicken wünscht, dann wird sie es tun.«
»Das wäre besser. Hier bin ich nicht erwünscht. Und dort könnte ich von Nutzen sein.«
»Ich würde selbst einen Tod erleiden, wenn du zu Schaden kämst. Bleib in meiner Nähe. Kein Kel'en, der die Seta'al errungen hat, würde dich herausfordern, aber die Narbenlosen könnten es... jedoch wird sich kein Narbenloser mir gegenüber eine Übertretung leisten. Verbanne solche Gedanken aus deinem Bewußtsein. Dein Platz ist hier, nicht dort!«
»Es ist nicht, weil ich von denen weglaufen will, die ich frage. Es liegt an dem, was ich höre. Weil ihr
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