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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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nicht von allem, was ihr gesehen habt, auch gelernt habt. Tote Welten, Niun.«
    »Sov-kela«, sagte Niun, und seine Stimme klang scharf, »hüte dich!«
    »Ihr bereitet euch auf einen Kampf vor.«
    »Wir sind Mri.«

    Das Tier neben ihm regte sich. Duncan hielt sich an ihm fest, das Blut hämmerte ihm in den Ohren. »Das Überleben der Rasse.«
    »Ja«, sagte Niun.
    »Für das würdest du – was tun, Niun?«
    »Alles.«
    Für lange Zeit herrschte Schweigen.
    »Wirst du«, fragte Niun, »darum ersuchen, zu ihnen zurückzukehren?«
    »Ich gehorche den Befehlen der She'pan«, sagte Duncan schließlich. »Bei meiner eigenen Rasse kann ich nicht noch mehr verdammt werden, als ich bereits bin. Höre nur manchmal auf mich! Ist es Rache, was ihr möchtet?«
    Der Mri blähte die Nasenflügel und atmete schnell. Die langgliedrigen Hände fuhren merkwürdig elegant über die Samthaut des Dus. »Das Überleben der Rasse. Das Volk sammeln und eine Heimatwelt haben. Mri sein.«
    Er hatte seine Antwort. Der Mensch in ihm würde es nicht verstehen, aber das Kel-Gesetz tat es... die Summe all dessen sein, was Mri je gewesen waren – und das bedeutete, durch nichts gebunden zu sein.
    Keine Abkommen, keine Bedingungen, keine Versprechungen.
    Und wenn es den Mri gefiel zuzuschlagen, dann würden sie es tun, aus Mri-Gründen.
    Im Hal'ari gab es vier Worte für Frieden. Einmal Ai'a , was Frieden mit sich selbst bedeutete und einen festen Platz zu haben. Dann An'edi der Frieden des Hauses, der auf der She'pan beruhte; und dann Ku ta'i , die Stille der Natur; und schließlich Sa'ahan , der Frieden der Stärke.
    Vertragsfrieden war ein Mu'ara-Wort, und das Mu'ara lag in der Vergangenheit, mit den Regul, die ihn gebrochen hatten.
    Melein hatte der Macht wegen getötet und würde weiterhin töten, um das Volk zu einigen.
    Sie würde die Elee, ihre früheren Verbündeten, einverleiben.
    Würde ganz Kutath einnehmen.
    Wir werden Schiffe haben , konnte Duncan sie in seinem Herzen sagen hören.
    Und sie kannten den Weg nach Arain, zu den Gebieten der Menschen und Regul.
    Es war nicht Rache, die sie suchten, nichts derart Menschliches, sondern Frieden – Sa'ahan -Frieden, den es nur in einem Mri-Universum geben konnte.
    Kein Kompromiß.
    »Komm!« sagte Niun. »Sie sind fast fertig. Wir brechen jetzt auf!«

21
    Murmelnde Stimmen erfüllten das Haus, die von Erwachsenen und die von Kindern. Die Angehörigen des Volkes blickten sich um, von Neugier erfüllt durch diesen Ort, den seit so vielen Hunderten von Jahren nur Sen'ein gesehen hatten... bewunderten die Lampen und die Energie, die sie speiste – staunten aber keineswegs darüber, da sie Mri waren. Die Kräfte waren da; sie standen zur Benutzung zur Verfügung. Viele Dinge waren nicht zum Begreifen durch Kath oder Kel bestimmt, aber zur Nutzung mit Erlaubnis.
    Und der Schrein enthielt wieder Licht: mit den eigenen Händen zündete Melein die Lampen an, und das Pan'en wurde gebracht und hinter den korrodierten Schirmen abgesetzt, um nur dann transportiert zu werden, wenn das Volk selbst zog, um durch die Angehörigen des Hauses verehrt zu werden, solange sie blieben. Gesänge wurden gesprochen, das Shon'jir der Mri, die von Kutath hinausgegangen waren; und das An'jir der Mri, die auf der Heimatwelt geblieben waren.
    Wir sind die, die nicht hinausgingen:
Landbegeher, Himmelsseher;
Wir sind die, die nicht hinausgingen:
Weltbewahrer, Glaubenshüter;
Wir sind die, die nicht hinausgingen:
und schön ist unser Morgen;
Wir sind die, die nicht hinausgingen:
und schön ist uns're Nacht.
    Die rhythmischen Worte gingen in der Luft um: die lange Nacht, dachte Duncan, neben Niun stehend... ein Volk, das auf dem sterbenden Kutath sein Ende erwartet hatte.
    Bis Melein kam.
    Die Gesänge versanken im Schweigen; die Halle war still; das Volk ging seiner Wege.
    Da war die Kel-Halle.
    Einen langen, spiralförmig verlaufenden Weg hinauf, zu einer schattigen Halle, die plötzlich in Licht getaucht wurde... das Kel breitete Teppiche aus, die den Boden ihrer Zelte gebildet hatten und noch sandig waren: die Reiniger glitten in der Vorhalle herum, hielten sich jedoch vom Kel fern.
    Das Kel ließ sich in seinem Kreis nieder. Damit war in der Zurückgezogenheit der Halle die Zeit für Neugier gekommen. Augen wanderten über Niun, über die Dusei, und größtenteils über Duncan.
    »Er wird willkommen geheißen«, sagte Niun plötzlich und rauh, beantwortete ungesprochene Fragen.
    Es gab finstere Blicke, aber

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