Shon'jir – die sterbende Sonne
und verließ ihn.
Da bedauerte er, daß er abgelehnt hatte... bedauerte mit einem seltsamen Sinn für das Kommende – daß vielleicht in einer anderen Nacht die Dinge anders sein würden.
Sa'er: das ähnelte dem Wort für Morgen – es paßte zu ihr.
Seine Gedanken rangen sich nach Elag/Haven zurück, zu rauhen und sorglosen Zeiten, und die Erinnerung war scheußlich, direkt nach Sa'er.
Man verletzte, das wußte er von allen Prinzipien des Kel-Gesetzes, einen Kath'en nicht, weder Kind noch Frau. Er verspürte in sich eine tiefe Gewißheit, daß er bei dieser Begegnung das Richtige getan hatte.
Und er hatte den wachsenden Glauben daran, daß sie getreu ihren Worten das Vertrauen nicht brechen würde; sie würde ihn nicht vor anderen klein machen; sie würde das nächstemal nicht mit Tränen kommen, sondern mit einem Lächeln für ihn.
Fröhlich gestimmt durch diese Gedanken, machte er es sich auf den Teppichen bequem und zog sich die Stiefel an, brachte die Gewänder wieder richtig an, befestigte Gürtel und Waffen, die er beiseite gelegt hatte. Im Stehen band er sich das Kopftuch um, das für den Anstand wesentlicher war als die Gewänder; den Mez jedoch schlang er sich um den Hals und über die Schulter.
Dann ging er in die Halle hinaus und lief in plötzlicher Verlegenheit rot an, denn im selben Augenblick stand dort Niun; und er hoffte, daß ihn die Zurückhaltung des Kel vor Fragen bewahrte.
Der Mri, dachte er, sah sehr zufrieden aus.
»War es gut bei dir?« fragte Niun.
Er nickte.
»Komm!« sagte Niun. »Da ist noch eine Höflichkeit zu erweisen.«
Die Kath-Halle wirkte unter der Tagesbeleuchtung anders. Die Matten waren weggeräumt worden, und die Kinder tobten bei ihrer Ankunft wie verrückt umher, rannten jedes zu einer Kath'en, und mit erstaunlicher Schnelligkeit bildete sich eine Reihe, die die beiden Kel'ein zur Tür geleitete.
An erster Stelle stand die Kath'anth, außerhalb der Reihe, und sie umfaßte Niuns Hände und lächelte ihn an. »Berichte dem Kel, daß wir die Geräte dieses Ortes nicht begreifen, aber es wird ein Mittagessen geben.«
»Vielleicht könnte ich mit den Geräten helfen«, schlug Duncan vor, als die Kath'anth seine Hände ergriff. Und die Kath'anth lachte, und Niun desgleichen, und ebenso lachten alle Kath'ein, die es gehört hatten.
»Er oder ich könnten es«, sagte Niun und verbarg seine Verlegenheit hinter Würde. »Wir haben viele Fähigkeiten, er und ich.«
»Wenn das Kel sich herabläßt«, sagte die Kath'anth.
»Schicke nach uns, wenn wir gebraucht werden!« sagte Niun.
Und sie gingen von ihr zur Reihe der Kath'ein; Niun ging als erster und ergriff ernst die Hände einer Kath'en, verneigte sich vor ihr, nahm die Hände ihrer kleinen Tochter und vollzog dasselbe Ritual mit dieser.
Da begriff Duncan, trat zu Sa'er und tat dasselbe; und er nahm die Hand ihres Sohnes, als der Junge sie ihm anbot, Handgelenk an Handgelenk, wie sich Männer gegenseitig anfaßten.
»Er ist Kel Duncan«, sagte Sa'er zu ihrem Sohn, und dann zu Duncan: »Er ist Ka'aros.«
Das Kind starrte ihn mit geweiteten Augen an, in der einem Kind eigenen Ehrlichkeit, und erwiderte Duncans scheues Lächeln nicht. Sa'er gab dem Jungen einen Stups. »Sir«, sagte er, und die Membran zuckte über die Augen. Er hatte noch nicht die Mähne eines Erwachsenen – seine war kurz und zeigte die Ohren, an den Läppchen mit je einer kleinen Locke aus durchsichtigem Flaum bedeckt.
»Guten Tag«, sagte Sa'er und lächelte Duncan an.
»Guten Tag«, wünschte er ihr und gesellte sich wieder zu Niun, der an der Tür wartete. Schweigen herrschte in der Halle. Sie gingen hinaus und hörten dann hinter sich das Murmeln von Stimmen, und wußten, daß dort jetzt Fragen gestellt wurden.
»Ich mag sie«, gestand er Niun; und dann ging er noch weiter: »Wir haben nicht miteinander...«
Niun zuckte die Achseln und legte sich den Schleier an. »Es ist wichtig, daß ein Mann beim Kath einen guten Namen hat. Die Kath'en war mehr als freundlich beim Abschied. Hättest du sie gekränkt gehabt, dann hätte sie es bekanntgemacht, und das wäre zu deinem ernsten Schaden im Haus gewesen.«
»Ich war überrascht, daß du mich dorthin gebracht hast.«
»Ich hatte keine Wahl. So wird es immer gemacht. Ich konnte dich nicht ins Kel bringen wie eine Kel'e'en, ohne diese Nacht.«
Duncan schlug seinen Schleier ein und atmete leichter in dem Wissen, daß er sich richtig verhalten hatte. »Du hast dir sicher Sorgen
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