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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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zusammengetragenen Materialien.
    Besonderer Verbindungsoffizier: das war der Titel, den Stavros ausgesucht hatte, um seinen Wechsel in die enge Gemeinschaft der FLOWER zu erleichtern. Der Befehl wies ihn dem unentbehrlichen zivilen Stab des Gouverneurs zu, und nicht der militärischen Prä- senz, die sich in Verbindung mit der Station im Orbit befand, und Duncan verstand diese Unterscheidung zu würdigen, die ihm größere Gunst beim Personal der FLOWER verschaffen würde. Es wurden ihm bestimmte Vollmachten zugestanden, Nachforschungen anzustellen, aber nicht, über Gegenstände, Berichte oder Personen zu verfügen. Er konnte tatsächlich bestimmen, in welche Richtung andere nachzuforschen hatten: größtmögliche Kooperation bei der Verfolgung sei ner Untersuchungen ... fing dieser Absatz des Befehls an. Er las diesen letzten Teil immer wieder und fand darin keine Ausnahme, und er war verblüfft darüber, daß so etwas von Stavros stammte.
    Und er begann, sich zu fragen, warum, und fand keine Antwort darauf.
    Noch in derselben Stunde kam ein Paket mit Dokumenten an – nicht auf Film, und demzufolge auch nicht dazu vorgesehen, die Rezeptoren des Nom zu füttern, wo sie vielleicht für die Regul zugänglich geworden wären. Sie kamen durch Boten, und Duncan unterzeichnete dafür und setzte sich, verschiedene Hefter in seinem Schoß. Es handelte sich um umfangreiche Akten, die alles zu umfassen schienen, was bezüglich der Mri-Gefangenen bekannt war und gemacht worden war. Duncan las sie immer wieder, nahm alles auf, das er auch nur entfernt begreifen konnte.
    Dann kamen Botschaften, von der einen oder anderen Abteilung innerhalb der FLOWER – von der Sicherheit, der Biologie, von Dr. Luiz, dem weißhaarigen Chef der Chirurgie, der während Duncans Aufenthalt auf der FLOWER für ihn Sorge getragen hatte. Luiz' Nachricht war warm: Es war Luiz gewesen, der es ihm stillschweigend erlaubt hatte, seine täglichen Besuche auf der FLOWER durchzuführen, während seine Behandlung genauso einfach im Nom, weitab von den Mri, hätte durchgeführt werden können. Es war Luiz, der die Behandlung der Mri so anständig gehalten hatte, wie sie war, der sie am Leben gehalten hatte, als man es für unmöglich hielt; und diesem Mann vertraute Duncan. Von anderen gab es mehr formale Anerkennungen, in Höflichkeiten eingepackte Kälte.
    Der vom Gouverneur Ernannte brachte die Macht mit, Dinge zu ändern, die gewissen Herzen lieb waren. Er begann, sich zu überlegen, als was die Wissenschaftler ihn betrachteten, als Eindringling, der nichts über die Untersuchungen und Operationen wußte, für die diese Zivilisten zu einer so fernen Grenzwelt gekommen waren. Er fand es nicht überraschend, daß er abgelehnt wurde. Er wünschte, daß ihm die Macht gegeben worden wäre, die Verhältnisse der Mri zu ändern, und weniger Macht, andere Projekte zu bedrohen. Das eine wünschte er sich ernsthaft; dem anderen mißtraute er, weil es übermä- ßig und unvernünftig war; und er kannte Stavros nicht als Mann ohne Maß, und sicherlich nicht als einen Mann, der ohne Grund handelte.
    Er wurde auf jemanden oder etwas gezielt; er begann zu fürchten, daß das der Fall war. Er war wieder passend für Stavros geworden, eine Waffe, die erneut benutzt werden sollte, in einer neuen Art der Kriegsführung gegen einen von Stavros' Feinden, ob das nun die Regul waren oder es um einen Befehlsstreit zwischen Zivilisten und dem Gouverneursbüro ging oder um komplexere Pläne, die sie alle einschlossen.
    Er befand sich jetzt außer Stavros' unmittelbarer Reichweite und konnte nachdenken – außerhalb dieser Aura der Vertraulichkeit, die einen Mann so leicht in Stavros Hände treiben konnte – und fand heraus, daß er immer noch willens war, jeden Verdacht zurückzustellen und den Köder zu schlucken, denn der war alles, was er wollte, alles, das für ihn eine Rolle spielte.
    Besessenheit, hatte Stavros es genannt.
    Er stimmte dem zu und ging.
    * * *
    Am Morgen warteten auf dem Dienstschreibtisch in der FLOWER mehr Nachrichten, jede von einem Abteilungsleiter, der darauf wartete, mit ihm zu sprechen. Duncan fing an, sich unbehaglich zu fühlen. Er schob es auf, sich damit zu beschäftigen, und ging zuerst hinunter in die medizinische Sektion, am meisten von allem auf die Mri versessen, darauf, sich täglich zu vergewissern, daß es ihnen gut ging und sie es so bequem hatten, wie unter diesen Umständen möglich – und jetzt vor allem, daß kein übereifriger

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