Shon'jir – die sterbende Sonne
der Regulrasse als Söldner dienten, der eine vernunftbegabte Lebensform ausgelöscht hatte. Hulagh hatte das aus verzweifelter Angst und aus Gier getan, was beides ineinander verschlungen war. Aber den Bai Hulagh bewegte jetzt die Furcht vor der Ungnade seiner eigenen Rasse, und die dämmernde Hoffnung auf Gewinn durch die Menschen. Er war auf der Welt gestrandet, die zu plündern er gehofft hatte, unter Menschen, die zu betrügen und zu entehren er gehofft hatte. Und so wurde Bai Hulagh verletzlich und wertvoll.
Tatsache war, daß man nicht, wie Duncan es versuchte, Regul sagen und mit diesem Wort die Motive und Handlungen eines bestimmten Angehörigen der Regulrasse meinen konnte. Die Regul waren eine Quasi-Nation von Händlern und Gelehrten; aber ihre Docha, ihre Verbindungen der Geburt und des Handels, waren in den meisten Belangen wie gesonderte Nationen unabhängig. Hulagh gehörte zum Doch Alagn; und Alagn, eine neue Macht in der Regul Politik, hatte den Krieg beendet. Die Auftraggeber der Mri-Söldner, die im Gebiet der Menschheit soviel Zerstörung angerichtet hatten, waren vom Doch Holn, dem großen Rivalen und Feind der Alagn.
Doch Holn hatte Kesrith gegen Kriegsende abgetreten, genötigt durch das Abkommen; und während der Übergabe von Kesrith an die Herrschaft der Menschen war Holn unter Alagn gefallen. Aber Holn hatte seine Rache gehabt: es hatte Hulagh Alagn-ni den Befehl über Kesrith überlassen, ohne daß dieser etwas über die Mri und die Natur Kesriths gewußt hatte. Der Wind hatte gedreht: Alagn war mit dem Zusammenbruch seiner Bemühungen konfrontiert worden, Kesrith zu evakuieren und zu plündern; und als die Menschen ankamen, war Hulagh in Panik geraten. In dieser Panik und dem Versuch, den Zorn der Menschen von sich abzulenken, hatte Hulagh gemordet.
Es war möglich, daß Hulagh durch diesen Mord, diese Vernichtung der Mri, die Leben dieser ankommenden Menschen gerettet hatte, die Besatzungen der SABER und der FLOWER, der FOX und der HANNIBAL. Möglicherweise schuldete die Menschheit Bai Hulagh Dankbarkeit für eine Säuberungsaktion, die die menschliche Politik niemals hätte durchführen können.
Duncan, der an eine absolute Gerechtigkeit glaubte, konnte solch einen Gedanken nicht akzeptieren; aber es entsprach der Wahrheit, daß Doch Alagn und sein Herrscher, Hulagh, in jener Beziehung für Kesrith nützlich waren, vor allem durch ihr Vertrauen in die Menschheit und ihren brennenden Haß auf Doch Holn, das sie in diese unglücklichen Umstände getrieben hatte. Für Duncan, wie für die Mri, gab es nur Schwarz und Weiß, richtig und falsch. Es war unmöglich, Duncan zu erklären, daß Alagn gehegt und gestärkt werden mußte und auf Holn gezielt, ein Prozeß, zu langfristig und zu wenig ehrlich für den Ob Tak.
Und mehr: die Mri waren von Holn angeheuert und gelenkt worden, ihre ganze Geschichte hindurch – und es war vor allem erforderlich, daß endgültig blieb, was Bai Hulagh auf Kesrith getan hatte: daß die Mri-Rasse tatsächlich vergessen wurde, und daß Holn nicht an einem geheimen Ort eine weitere Streitmacht dieser Brut unterhielt, dieser äußerst wirkungsvollen und geschickten Killer, für die Duncan eine so innige Sympathie empfand. Ohne die Mri waren die Regul nicht zum Krieg befähigt, konstitutionell und körperlich unfähig. Mit den Mri waren die Regul dazu in jedem Ausmaß fähig. Wenn irgendein Mri überlebte, würde er keine Liebe zu Doch Alagn empfinden können, wegen dem, was Hulagh seiner Rasse zugefügt hatte. Und persönlicher Eintritt der Mri in einen Krieg, aus ihren eigenen Motiven heraus und nicht als Söldner, war ein Gespenst, das sowohl über Alagn als auch der Menschheit hing.
Die Suppe wurde sauer in Stavros' Mund, während er darüber nachdachte, was sich schließlich mit den beiden verbliebenen Mri an Maßnahmen als notwendig erweisen mochte – mit Duncans Mri. Duncan war ein Mann von gerader Sicht und geradem Vorgehen, auf seine Art unschuldig; und das war etwas, das zu tun Stavros nicht wünschte – den ObTak zu vernichten, der ihm einst ein wertvoller Ratgeber und verläßlicher Agent gewesen war.
Er liebte Duncan wie einen Sohn.
Bei einem seiner Söhne hätte er weniger Reue empfunden.
2
Der Befehl wurde am Abend ausgegeben. Duncan las die Fotokopie wieder und immer wieder über einem einsamen Abendessen in seinem Quartier im Nom, auf einem mit anderen Aufzeichnungen übersäten Tisch, seinen handgeschriebenen und sorgfältig
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