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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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sagte Boaz, »hat sich daran erinnert, daß Sie einen Mri-Schrein erwähnt haben.«
    Er betrachtete sie, dieses Paar, das bereits die Existenz der Mri in Händen hielt, den medizinischen Stabschef und diese kleine plumpe Frau, deren Abteilung über den gesamten ehemaligen Besitz der Mri verfügte. Boaz' Interesse war ihren Augen deutlich abzulesen: Lust an der Gelehrsamkeit. Ihre kleine Abteilung hatte die Auflösung tatsächlich intakt und voll funktionsfähig überstanden, während Luiz' biomedizinischer Stab durch die Umschichtungen Schlüsselpersonal verloren hatte, wütendes medizinisches Personal, das sich für das bequemere Leben der Station entschieden hatte, unter dem Vorwand, Systeme für weitere Forschungsmissionen auszuarbeiten.
    Boaz und Luiz blieben auf der FLOWER und nahmen jetzt in deren geschrumpftem Stab die Positionen von Dienstältesten ein.
    Und Luiz schloß sich ihr an. Duncan suchte das Gesicht des Chirurgen und blickte dann wieder zu Boaz.
    »Ich war an solch einem Ort«, gab er vorsichtig zu. »Ich weiß nicht, ob es möglich wäre, ihn wiederzufinden.«
    »Am besten unterhalten wir uns in meinem Büro«, meinte Boaz.
    * * *
    »ObTak Duncan«, sagte der Lautsprecher zum zweitenmal, »Sie werden an der Schleuse erwartet.«
    Das Flugzeug wartete. Es konnte warten. Duncan drückte den Kom-Knopf auf der Schalttafel und beugte sich vor. »Hier Duncan. Teilen Sie ihnen mit, daß ich in einigen Minuten da bin.«
    Dann ging er, wozu Luiz ihm die Erlaubnis erteilt hatte, in die bewachte Sektion des Krankenreviers, nicht mehr durch eine Übertretung der Bestimmungen, sondern mit einer roten Marke, die ihm Zugang zu allen Bereichen des Schiffes gewährte, außer denen mit einem Stimmschloß. Es befriedigte ihn, den Unterschied in der Reaktion der Sicherheit auf ihn zu sehen, die Schnelligkeit, mit der Türen für ihn geöffnet wurden.
    Und als er Niuns Zimmer betrat, hatte ihm der Posten davor den Rücken zugewandt und damit ein Ungestörtsein gewährt, dessen er sich nur selten erfreut hatte.
    Er berührte den Mri, beugte sich hinab und rief seinen Namen, wünschte sich ein letztesmal, andere Möglichkeiten gehabt zu haben. Er hatte wieder eine Position mit einiger Macht gewonnen; er hatte Gunst zurückerlangt, wo es darauf ankam; er hatte mit jeder Verschlagenheit gekämpft, die er kannte; aber als er in das dünne, nackte Gesicht des Mri blickte, verspürte er keinerlei Triumph.
    Er wünschte, sie würden Niun die Bedeckung seines Gesichts erlauben; die Mri lebten hinter Schleiern, ein bescheidenes, stolzes Volk. Nach einigen Tagen mit ihm hatte sich Niun schließlich in seiner Gegenwart befreit genug gefühlt, ihm das Gesicht zu zeigen und direkt mit ihm zu sprechen, ein Mann zu einem Mann von ähnlicher Berufung.
    Für uns gibt es keinen anderen Weg , hatte Niun ihm gesagt, die angebotene Hilfe zurückgewiesen, zu einer Zeit, in der der Mri in der Lage gewesen war, für sich selbst Entscheidungen zu treffen. Entweder über leben wir, wie wir waren, oder wir sind im Überleben ge scheitert. Wir sind Mri; und das ist mehr als der Name ei ner Rasse, Duncan. Es ist ein sehr alter Weg. Es ist unser Weg. Und wir werden ihn nicht ändern.
    Es gab immer weniger Wahlmöglichkeiten für sie.
    Nur ein Freund, dachte Duncan bitter, konnte sie mit solcher Gründlichkeit verraten. Er hatte entschieden, daß sie überleben sollten: ihre Freiheit würde wieder etwas anderes kosten; und auch dessen Begräbnis hatte er vorbereitet, ein weiterer Verrat... an Dingen, die die Mri als heilig erachteten. Mit solcher Münze hatte er die Kooperation von Leuten wie Boaz und Luiz erkauft; und er fragte sich schließlich, zu wessen Wohl er handelte, ob Niun seine Gründe auch nur begreifen konnte, oder ob es nur Selbstsucht war, die ihn, Duncan, antrieb.
    »Niun«, drängte er ihn, sehnte sich nach irgendeiner Berührung des Erkennens, nach einer Bestätigung für das, was er tat. Aber an diesem Mittag war Niun viel weiter weg: es gab keine Reaktion auf seinen Namen oder die Berührung seines Arms.
    Duncan konnte nicht länger zögern. Er zog sich zurück, hoffte immer noch.
    Da war nichts.
    * * *
    Er hatte mit keinem Piloten gerechnet, hatte erwartet, selbst zu fliegen. Aber als er an Bord kletterte, fand er die Kontrollen von einem Mann mit sandfarbenem Haar besetzt, der die Bezeichnung der SABER auf dem Ärmel trug. GALEY, besagte der Taschenaufsatz, LT.
    »Tut mir leid, daß ich mich verspätet habe«, sagte Duncan, denn

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