Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
die Luft war durch die Mittagshitze aufgeheizt. »Wußte nicht, daß jemand mitfliegt.«
    Galey startete, zuckte die Achseln, während die Motoren pochend zum Leben erwachten. »Macht nichts. Es ist heiß hier, aber bei der Reparaturabteilung unten an der Wasseranlage auch. Da ist mir das Flugzeug lieber, danke.«
    Duncan setzte sich auf den Platz des Copiloten, brachte seine Ausrüstung, mit der Boaz ihn versorgt hatte, zwischen den Füßen unter und legte die Gurte an.
    Das Flugzeug stieg senkrecht empor und drehte sofort mit einer scharfen Wendung in Richtung der Berge ab. Kühle umwehte sie jetzt, wo sie sich in der Luft befanden, ein herrlicher Luxus nach der Ofenhitze im geparkten Flugzeug.
    »Wissen Sie, wohin es geht?« fragte er Galey.
    »Ich kenne die Route. Ich fliege Sie dort hinaus.«
    Duncan widmete ihm einen zweiten Blick, versuchte, sich an ihn zu erinnern, und konnte es nicht. Es war dunkel gewesen, und es war auf zuviele andere Dinge angekommen. Er blinzelte und bemerkte, daß Galey ihm etwas gesagt hatte, während er in Gedanken gewesen war.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Haben Sie etwas gefragt?«
    Galey zuckte wieder die Achseln. »Spielt keine Rolle. Macht nichts. Wie steht es mit den Kel'ein? Noch am Leben, wie ich höre.«
    »Sie leben noch, ja.«
    »Hat dieser Ort, wo wir hinfliegen, etwas mit ihnen zu tun?«
    »Ja.«
    »Gefährlich?«
    »Ich weiß nicht«, sagte er und dachte zum erstenmal darüber nach. »Vielleicht.«
    Galey verarbeitete diesen Gedanken in einem für mehrere Kilometer anhaltenden Schweigen, während die weiße Wüste, mit Felsen durchsetzt, unter ihnen dahinglitt. Duncan blickte hinaus und machte unten schwarze Punkte aus.

    »Dusei«, sagte er. Galey drehte die Maschine und hielt Ausschau.
    »Scheußliche Biester«, meinte er.
    Duncan antwortete nicht und stritt nicht mit ihm. Die meisten Menschen würden dasselbe sagen, würden sich die übriggebliebenen Mri tot wünschen, aus gerechtfertigtem Grund. Duncan sah zu, wie die Wü- ste unter die Nase des Flugzeugs glitt und sich die Landschaft zum rauheren Hügelland wandelte, das er unter hohem Preis und großen Schmerzen durchquert hatte – es war wie im Traum, diese Geschwindigkeit, das Herabblicken auf eine Welt, in der die Zeit langsamer verstrich und die Wirklichkeit anders war, unmittelbar, und wo er gelernt hatte, für eine Zeit zu leben.
    Sie drehten hinaus über Sil'athen, das lange T-förmige Tal, fern im Hochland, ein Schlitz in der Hochebene, stark erodiert, eine Schlucht voll seltsamer Formen, die der ätzende Regen gestaltet hatte und der ständige Wind, der der Länge nach hindurchfuhr. Es gab dort Schiffstrümmer, die man noch nicht geborgen hatte, Flugzeuge, die Niun zum Preis für seine Gefangennahme gemacht hatte; und auch Trümmer der Natur, denn viele der äonen-alten Sandsteinformationen waren vom Wind zu bizarren Fragmenten geformt worden.
    Als sie an der Kreuzung des hohen Tales landeten und an diesem Ort aus dem Flugzeug traten, in die volle Hitze von Arains rotem Licht, überfiel beide urplötzlich die Stille, ein Gewicht, das den Atem raubte. Duncan spürte die Luft sofort, eine heftige Änderung nach der gefilterten Druckluft im Flugzeug, und fing an, so schmerzhaft zu husten, daß er sofort Zuflucht zur Feldflasche nehmen mußte. Filtermasken und Sonnenbrillen waren Teil ihrer Ausrüstung; Duncan legte seine an und zog die Uniformkapuze über, um den Kopf vor der Sonne zu schützen. Galey tat desgleichen. Die Maske beseitigte jedoch nicht den Hustenreiz; er nahm wieder einen kleinen Schluck.
    »Alles klar mit Ihnen?« Galeys Stimme klang verändert durch die Maske. Duncan blickte in das breite, sommersprossige Gesicht und fühlte sich in jemandes Gesellschaft besser in solch einer Stille. Galey gehörte jedoch nicht hierher, in keiner Weise. Duncan warf sich die Feldflasche über die Schulter, sammelte seine Ausrüstung und versuchte, nicht auf die Stille zu hö- ren.
    »Mit mir ist alles in Ordnung«, sagte er. »Hören Sie, es ist ein langer Weg die Schlucht hinab und dann in diese Felsen hinauf. Sie müssen nicht mitkommen.«
    »Meine Befehle lauten anders.«
    »Vertraut man mir hierbei nicht?« Duncan bedauerte den Ausbruch sofort, als er sah, wie Galey ihn anblickte, erschrocken und bestürzt. »Kommen Sie!« sagte er daraufhin. »Passen Sie aber gut auf, wo Sie hintreten!«
    Duncan ging los, so langsam, wie es die dünne Luft nötig machte, während Galey mit schweren Schritten neben ihm

Weitere Kostenlose Bücher