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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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herging. Die Mri lagen mit der von ihnen gewählten Kleidung richtig: es war nicht weise, in diesem Sonnenlicht irgendeine Hautstelle unbedeckt zu haben; aber als Galey anfing, dem einladenden Schatten der Klippen zuzustreben, folgte Duncan ihm nicht, und Galey kehrte zu ihm zurück.
    »Gehen Sie nie im Schatten«, riet Duncan. »Sie könnten dort Dinge übersehen, die Sie vielleicht nicht übersehen. Es ist dunkel genug, wo wir noch entlanggehen müssen, ohne unnötige Risiken einzugehen.«
    Galey betrachtete ihn unbehaglich, stellte aber keine Fragen. Der Wind sang sein seltsames Lied durch die Felsnadeln aus Sandstein.
    Es war ein Ort der Geister: Sil'athen, Begräbnisstätte der Mri. Duncan lauschte dem Wind und sah sich im Gehen um, betrachtete die hohen Klippen und die Höhlen mit ihren Geheimnissen.
    Ein totes Volk, eine tote Welt. Uralte Gräber umgaben sie hier, die im Osten durch verwitterte Säulen markiert, die im Westen ohne solche. Dort gab es Inschriften, von denen man viele bereits nicht mehr lesen konnte, abgeschmirgelt durch den Sand, und so manche Säule war in dem Kampf, der auf und ab durch Sil'athen getobt hatte, umgestürzt und zerstört worden.
    Und im Sand fanden sie die nackten Knochen eines großen Dus.
    Traurigkeit überfiel Duncan, als er sie sah, denn diese Tiere waren die treuen Gefährten der Mri gewesen, und so gefährlich sie auch sein konnten, so freundlich konnten sie auch sein: mit traurigen Gesichtern, langsame Beschützer ihrer Meister.
    Auch dies fügte sich zur Zerstörung einer Spezies.
    Galey trat gegen den Schädel. »Die Aasfresser arbeiten schnell«, meinte er.
    »Lassen Sie das!« sagte Duncan scharf. Galey blinzelte, richtete sich auf und verhielt sich ihm gegenüber jetzt formeller.
    Trotzdem stimmte die Beobachtung, daß es in der anscheinend leblosen Öde Aasfresser in großer Zahl gab; nichts fiel in den Sand, ohne daß etwas Nutzen daraus zog. Nichts zauderte oder irrte sich, ohne daß irgendein Raubzeug auf diesen Irrtum lauerte. Selbst die Mri gingen nachts nicht durch die Wüste, ohne daß die Dusei sie führten. Selbst bei Tag war es unumgänglich, zu beobachten, wo man hintrat, und ein Auge auf die Felsen zu halten, die einen Hinterhalt verbergen mochten. Duncan kannte die kleine Senkung, die die Lauer eines Gräbers kennzeichnete, und wußte, wie man stets die Sonne zwischen sich und den Felsen hielt, um die giftigen Stränge von Anemonen zu vermeiden. Er wußte auch, wie man Wasser fand, wenn man es brauchte, oder wie man sich verstecken konnte – das letztere in Sil'athen eine leichte Aufgabe, wo der ständige Wind die Spuren jedes Vorübergehenden verwischte und die Sandfläche beinahe im selben Moment glättete, da der Fuß von ihr abhob. Schrill klingende Staubwirbel zogen wie Nebel über den Boden hinweg und wurden gelegentlich von pfeifenden Windböen aufgerührt, die den Sand in Wolken davontrugen.
    Solch einen pfadlosen, abgelegenen Ort hatten die Mri gewählt... solch ein Ende hatte Niun gewählt, als ob sie selbst im Dahingehen jede Spur zu verwischen wünschten, daß es sie gegeben hatte.
    Sie waren, so hatte er durch sein langes Studium gelernt, durch sein Beschwatzen der Übersetzer, seit vielen Jahrhunderten hier gewesen und hatten den Regul gedient. Hier und in der Umgebung hatten sie gekämpft – gegeneinander, denn zu Anfang hatten die Regul sie gegen die Söldner anderer Regul angeheuert, Söldner, die, wie es sich ergab, ebenfalls Mri waren. Die Konflikte standen in den Regul-Berichten endlos aufgezählt, nur die Namen änderten sich: Der Mri des Doch Holn besiegte die beiden Mri des Doch Ho rag; Horag (nicht zu entziffern) floh aus dem (nicht zu entziffern)-Gebiet.
    So hatte es hier begonnen – bis Holn die Mri nicht mehr gegen Mri warf, sondern gegen die Menschheit. Einsame, seltsame Kämpfer: die Menschheit hatte erlebt, wie einzelne Mri menschliche Außenposten verhöhnten, um eine Reak tion zu provozieren, die manchmal dazu führte, daß die Menschen bei ihrer Tötung weit höhere Verluste erlitten, als sie verkraften konnten. Weise Befehlshaber, die die selbstmörderische Wildheit dieser Mri-Berserker kannten, hielten ihre Männer von einer Antwort zurück, egal, wie schamlos die Provokation war, bis der Mri in großartiger Arroganz in sein eigenes Gebiet zurückgekehrt war.
    Vielleicht eine Herausforderung zu einem gleichartigen Gegenzug?
    Niun war zu solch unbesonnenem Verhalten fähig.
    Niun, dessen Waffen, an zwei Gürteln

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