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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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ihn festzuhalten. Sein Magen versuchte sich umzuwenden, als ob unten seitlich wäre. Er hatte aber nicht mehr die Kraft, den Inhalt hochzuwürgen, und ihm wurde schwarz vor den Augen.
    Mit ausgebreiteten Gliedern fiel er zu Boden, wünschte sich immer noch die Übelkeit, konnte sie aber nicht empfinden. Er lag eine Zeitlang still, der Atem ging schwer, und die Dusei verzogen sich in die gegenüberliegende Ecke, jetzt getrennt von ihm, gaben ihm nichts als ihre Angst.
    Niun kehrte zurück – nach welchem Zeitraum, wußte Duncan nicht –, sank zu Boden und beugte den verschleierten Kopf auf die verschränkten Arme. Duncan lag still auf der Seite, war nicht bereit, mehr zu tun als zu atmen.
    »Melein geht es gut«, sagte Niun in seiner Sprache. Soviel konnte Duncan verstehen; und Niun sagte noch etwas, aber Duncan konnte es nicht zusammensetzen.
    »Was ist passiert?« verlangte er zu wissen, eine Anstrengung, die ihm viel an Übelkeit kostete. Niun zuckte jedoch nur die Achseln. »Niun, wo sind wir?«
    Aber Niun sagte nichts, konnte vielleicht nicht antworten, oder gab in Mri-Sturheit einfach vor, die menschliche Sprache nicht mehr zu verstehen.
    Duncan verfluchte ihn, und die Anstrengung verkrampfte seinen Magen und würgte endlich den Inhalt hervor. Er konnte sich nicht bewegen, nicht einmal zur Seite wenden. Nach einer geraumen Weile regte sich Niun in etwas, das sicherlich Ekel war, holte nasse Handtücher, reinigte die Stelle und wusch Duncans Gesicht. Die Berührung und die Anhebung seines Kopfes erzeugten ein weiteres trockenes Würgen, und danach ließ Niun ihn allein und setzte sich gerade noch innerhalb seines Blickfeldes an die entgegengesetzte Wand des Raumes.
    Schließlich kam eines der Dusei, schnupperte an ihm, bedrängte ihn mit Wärme. Duncan hob die kraftlose Hand und schlug das Tier. Mit einem Schrei des Erschreckens und der Empörung bäumte es sich zur Seite hin auf und strahlte eine solch schreckliche Verwirrung aus, daß Duncan laut aufschrie. Jenseits des Raumes erhob sich Niun. Und wieder erklangen die Sirene und die Klingel. Auflösung. Duncan suchte nicht die Sicherheit der Wand, die Illusion, einen festen Halt zu haben. Er ließ sich gehen. Als es vorbei war, lag er auf dem Boden und würgte und schluchzte und schnappte nach Luft, die Finger auf dem festen Untergrund ausgebreitet.
    Die Dusei kamen zurück und drängten ihm ihre teilnahmsvollen Gefühle auf. Er fing an, nach Luft zu ringen, konnte nicht atmen, bis sich etwas auf seine Brust lehnte und die Luft hineinzwang, bis Niuns Hand ihn an der Schulter packte und mit verletzender Kraft schüttelte. Dadurch vernebelte sich wieder seine Wahrnehmung, verlor er wieder den Kontakt zum Raum. Er starrte den Mri völlig ausdruckslos an und schluchzte.
    * * *
    Am nächsten Morgen fand er wieder zu sich, ein hart erkämpftes Zu-sich-kommen, während die Muskeln der Glieder und des Bauches unter der Spannung, die er nicht loswerden konnte, noch zu Zuckungen neigten. Er erinnerte sich mit akuter Scham an seinen Zusammenbruch, daran, wie er die verbliebene Zeit des vergangenen Tages – oder des vorangegangenen – verbracht hatte, in einer Ecke zusammengerollt. Er erinnerte sich an die Tränen, die grundlos und heiß über sein Gesicht geströmt waren, daran, daß er einfach nicht damit hatte aufhören können.
    An diesem Morgen starrte ihn Niun an, bernsteinfarbene Augen über dem Schleier, die finster blickten, während er eine Tasse Soi in Duncans zitternde Hand schob, ihn festhielt, damit er trinken konnte. Das heiße, bittersüße Getränk strömte wie Öl in Duncans unwilligen Magen und lag dort, milderte etwas die Kälte. Erneut brachen die Tränen aus, ohne jeden Grund. Er trank langsam, hielt die Tasse wie ein Kind in beiden Händen, während ihm die Tränen über das Gesicht glitten. Er blickte dem Mri in die Augen und begegnete dort einer kalten Zurückhaltung, die keine Verwandtschaft zwischen ihnen erkannte.
    »Ich helfe dir beim Gehen«, sagte Niun.
    »Nein«, entgegnete er mit solcher Kraft, daß der Mri ihn allein ließ, aufstand und wegging, sich noch einmal umdrehte, dann verschwand, immun gegen die Schwäche, die Duncan angriff.
    An diesem Tag strahlten selbst die Dusei Mißtrauen ihm gegenüber aus. Wenn sie das Zimmer durchquerten, scheuten sie vor ihm, haßten seine Gegenwart. Und als Niun zurückkehrte, setzte er sich am anderen Ende des Raumes nieder, besänftigte die besorgten Dusei und starrte ihn lange an.
    Während die

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