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Shooting Stars (German Edition)

Shooting Stars (German Edition)

Titel: Shooting Stars (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mandler
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Menschen erschossen worden, erzählt sie.
    Sie hat eingekauft. Sich, obwohl sie Angst hatte, das Haus zu verlassen, mit Lebensmitteln und dem Nötigsten eingedeckt. Die Kinder hat sie mitgenommen. Weil zu Hause ja niemand ist, der auf sie achtgeben kann. Weil die Kinder, wenn ihr etwas passieren würde, alleine zu Hause sitzen würden und warten. Darauf, dass sie nicht mehr zurückkommen würde. Und deshalb, erzählt sie, habe sie die Kinder mitgenommen. In die Gefahr hinein. Absurderweise habe sie sich sicherer gefühlt, weil die Kinder mit dabei gewesen sind.
    Marian erzählt, ich könne mir gar nicht vorstellen, welche Ausmaße das alles annimmt. Dass sie noch nie gesehen habe, wie so viele Menschen auf einmal einkaufen. Wie sie sich um Brot und Milch streiten. Aber nicht um Mehl.
    Sie erzählt, dass sie Mehl gekauft hat. Und Backpulver. Und Wasser. Ein paar Konserven. Gemüse in erster Linie. Tomaten in der Dose. Erbsen, Mais und Linsen. Linsen vor allem, sagt sie. Weil niemand anderes die wolle, habe sie eine Unmenge an Linsen gekauft.
    Und in Berlin, sagt Marian, sei ein Sicherheitsbeamter am Flughafen durchgedreht. Habe auf wildfremde Menschen geschossen. Auf vollkommen Unschuldige. Und drei von ihnen hätte er schwer verletzt. Einen vierten getötet. Einen jungen Mann, der an einer der Sicherheitsschleusen, an einem dieser Durchleuchtungsapparate gearbeitet hat und den ein Querschläger direkt in den Hals getroffen haben muss.
    Sie ist froh, sagt Marian, dass unser, nein, es ist ihr Haus. In ihrem Haus steht ein Kaminofen mit Backfunktion. Den ich gekauft habe, vor fünf Jahren vielleicht, mehr aus einer nostalgischen Laune heraus, weil er mich an die Küche meiner Oma erinnert hatte, und nicht weil ich einen tatsächlichen, einen handfesten Grund gehabt hätte, ihn wirklich zu brauchen.
    Ich versuche Marian zu beruhigen. Aber sie lässt sich nicht beruhigen. Im Gegenteil. Sie wird wütend. Und sie sagt, ich solle es bleiben lassen. Ich solle nicht kommen. Sie besteht darauf, dass sie die Situation alleine wird meistern können. Wie sie alle Situationen in den letzten Jahren ja auch alleine gemeistert hat. Ohne mich. Ohne die Hilfe des
Supersoldaten. Du sollst nicht kommen und den Helden spielen
, sagt sie. Und ich weiß nicht, was ich antworten soll.
    Ich mache mich trotzdem auf den Weg. Packe meine Sachen in einen Koffer, nehme den Hörer in die Hand und buche telefonisch einen Flug nach Deutschland.
    Die Dame am Telefon sagt, dass sie nicht weiß, ob und wann der Flug gehen wird. Dass sie mir nichts versprechen kann. Sie spricht von restriktiven Sicherheitsmaßnahmen. Von massiven Kontrollen. Von Gerüchten über die Einstellung des Flugverkehrs.
    Eine weitere Dame, mit der sie mich verbunden hat, erzählt mir, dass sie nicht glaubt, dass ich eine Waffe werde ausführen dürfen. Dass sie es nicht wisse, sich aber nicht vorstellen kann, dass die Behörden heute oder morgen noch diese Schnellgenehmigungen vergeben. Dass ich es zwar versuchen könne. Gerade weil ich schon mehrmals zuvor meine Waffen mit ins Ausland genommen habe, könne ich es versuchen. Aber garantieren könne sie für nichts. Nicht heute. Nicht an diesem Tag. Am Tag des ersten Anschlags in den USA.
    Und während sie spricht, während sie mir erklärt, was die Sicherheitsstufe 3 in Bezug auf meinen Wunsch, meine Walther auszuführen, bedeutet, denke ich drei Worte: Über den Teich. Es hat übergegriffen.
    Stolz und Freude.
    Ich freue mich und bin stolz, dass ich Recht hatte.
    Ich denke wieder an den Mob der Französischen Revolution, ich sehe Bilder aus Filmen vor mir. Bauern und Pariser Bürger, die vor Schloss Versailles standen und dem König das Zepter aus der Hand gerissen haben.
    Ich weiß nicht, wie hungrig und elend die Menschen heute sind. Wie stark die Kraft ist, die den Mob antreibt.
    Auch ich beginne Angst zu bekommen. Mit dieser beginnenden Angst habe ich nicht gerechnet. Ich bin mir plötzlich nicht mehr sicher, wo der Mob Halt machen wird.
    Ich habe, nein, ich musste die Sache aus der Hand, nein. Sie hat sich verselbständigt. Meine Sache ist nur mehr ihre Sache. Das Geschehen hat sich von mir losgelöst und ich werde nur mehr zusehen können.
    Während das Flugzeug abhebt, während der vordere Teil der Boeing sich schon in die Luft gehoben hat und ich mit den anderen Passagieren im Heck noch über das Fahrwerk Kontakt zur Landebahn habe, wird mir klar, dass ich sie loslassen muss. Dass ich gar nicht loslassen kann, meine

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