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Shooting Stars (German Edition)

Shooting Stars (German Edition)

Titel: Shooting Stars (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mandler
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stark genug ist, sie nicht wahrhaben zu können, weil man in der Lage ist, sie nicht mitzudenken. Wenn man stark genug ist, kann man handeln, als ob es diese Konsequenzen der eigenen Taten gar nicht gäbe.

2
    Es ist Italien. Heute machen sie in Italien weiter.
    Sie haben eine ganze Reihe Prominenter oder Halbprominenter, ich weiß es nicht, ich kenne mich nicht aus in der Gesellschaft Italiens. Aber es ist passiert. Sie sagen, dass jemand während einer Fernsehdiskussion in die Runde geschossen hat.
    Sechs Menschen.
    Es war ein Kameramann, sagen sie. In den Nachrichten zeien sie sein Bild, zeigen sie einen Mittdreißiger mit Dreitagebart und traurigen Augen. Sie zeigen dieses Bild, um die Anteilnahme der Zuseher zu erregen. An seinem Schicksal. An den Schicksalen seiner Opfer. Und an seiner Tat.
    Ich stelle mir vor, wie er am Boden gelegen haben mag. Von keiner Kamera, auch nicht mehr von seiner eigenen gefilmt, nachdem er sich selbst erschossen hat. Zuerst hat er auf die Moderatorin geschossen, sagen sie. Dann, einen nach dem anderen, vier Gäste umgebracht. Und am Ende sich selbst.
    Es muss schnell gegangen sein. Es hat wahrscheinlich kaum eine Minute gedauert, bis die Sache vorbei war.
    Bestimmt liefen auch die Kameras weiter. Vor allem seine Kamera lief bestimmt weiter. Aber sie werden diese Bilder nicht zeigen. Sie können gar nicht zeigen, was wirklich passiert ist. Heute nicht. Morgen nicht. Und auch in ein paar Jahren werden sie diese Bilder nicht freiwillig der Öffentlichkeit preisgeben.

3
    Es ist ein teures Hotel. Alle Hotels in München sind in gewisser Weise teuer. Aber dieses hier ist es besonders. 325 Euro nehmen sie pro Nacht für mein Zimmer. Und ich zahle in bar. Es hat sie gewundert. Aber es ist in Häusern wie diesen üblich, dass man keine Fragen stellt. Diskretion ist ein essentieller Bestandteil dessen, was man hier unter Service versteht. Man könnte vermutlich eine Frau auf seinem Zimmer verprügeln. Sie würden nachsehen kommen. Aber es ließe sich alles regeln. Sofern man die Frau bezahlen würde, damit sie den Mund hält, würden auch sie den Mund halten.
    Es ist ein sehr schönes Zimmer. Es ist geräumig. Ich bin mir sicher, man könnte hier keinen Staubrand finden. Keinen einzigen Kalkfleck im Bad. Keinen Kratzer auf einem der Tische oder an einem anderen Möbelstück. Aber das Beste sind die zwei aus edlem Hartholz gefertigten Betten. Sie geben nicht das geringste Geräusch von sich, wenn man sich in der Nacht von einer Seite auf die andere dreht. Und die Decken. Diese dicken, teuren Decken, die einem ein Gefühl der absoluten Geborgenheit vermitteln, wenn man sie über sich zieht.
    Mein Frühstück wurde mir aufs Zimmer serviert. Von einem sehr zurückhaltenden Kellner, der keinen überflüssigen Blick in mein Zimmer geworfen hat. Er hat mich mit ausnehmender Höflichkeit bedient. Den Wagen mit dem Frühstück in einer sicheren Selbstverständlichkeit ins Zimmer geschoben und die einzelnen Teller und Tassen, die Kaffeekanne, das Glas und das Kännchen mit dem Multivitaminsaft, den Korb mit Brötchen und die Butter behände auf den kleinen Mahagonitisch gestellt, um den drei gemütliche Sessel platziert sind.
    Drei, denke ich. Warum stellen sie drei Sessel hier hin, wenn es doch nur ein Zimmer für zwei ist. Ein großes Zimmer, zugegeben. Ein Zimmer, das so groß ist, dass man auch Gäste in ihm empfangen könnte. Aber wer empfängt Gäste in einem Hotelzimmer? Warum empfängt man Gäste in einem Hotelzimmer, denke ich und erinnere mich an ein Gespräch mit einem Rezeptionisten. In Baden bei Wien, im Parkhotel, in dem ich übernachtet habe. Direkt gegenüber des Casinos. Weil in einer Kaserne in der Nähe eine Tagung stattgefunden hat. Ein Symposium, wie es die Veranstalter damals genannt haben.
    Während ich dem Hotelangestellten Trinkgeld zustecke und er wieder geht, erinnere ich mich an mein Gespräch damals und an die Geschichten dieses jungen Mannes, an die Anekdoten aus diesem österreichischen Hotel, an die kleinen Schweinereien und anderen Absurditäten, von denen mir der Rezeptionist in Baden erzählt hat.
    Ich bin wieder alleine und sehe durch ein schmales, hohes Fenster auf die breite Straße vor mir. Kleine Linden säumen die Gehsteige und es wird nicht einfach sein, denke ich. Wenn sie aus ihrem Hotel kommen werden, um in ihre Limousine zu steigen, wird es nicht einfach sein, sie von hier aus zu treffen.
    Ich war spazieren, habe mir die Straßen von München angesehen und

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