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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Marcus losgezogen und erst gegen sieben Uhr morgens zurückgekommen.
    «Oh. Ja. Tut mir Leid», sagte er.
    «Wart ihr auch brav?»
    «M-hm.»
    «Nicht mit irgendwelchen Mädels geplaudert?»
    Er lachte. «Du weißt doch, dass ich mit Damen immer plaudere.»
    Ich musste an den Augenblick an der Bar denken, als ich mich unverkennbar zu ihm hingezogen gefühlt hatte. «Oh. Ich
weiß
», flirtete ich. «Wie geht’s eigentlich Wanda?»
    «Wanda?»
    «Du weißt schon. Wanda. Der Joggerin.»
    «Ach,
die
Wanda. Richtig. Mit Wanda hat’s nicht geklappt   … Aber ich hab mich gefragt   …»
    «Was hast du dich gefragt?», fragte ich kokett. Ich spürte, dass er zurückflirten wollte.
    Aber stattdessen fragte er: «Wie sieht’s eigentlich mit Rachel aus?»
    Ich war verdattert, ihren Namen zu hören. «Wie meinst du das?»
    «Hat sie einen Freund?»
    «Nein. Warum?» Ich verspürte plötzlich einen irrationalen Revierinstinkt und auch leise Eifersucht, weil Marcussich für meine Freundin interessierte. Vielleicht wünschte ich mir auf eine Art, dass er nach mir schmachtete. Das war selbstsüchtig, wenn man bedenkt, dass Rachel Single war und ich verlobt. Aber für seine Gefühle kann man nichts.
    Marcus redete weiter. «Sie ist ziemlich scharf auf ihre gewissenhafte Art.»
    «Ja, sie ist niedlich», sagte ich und fand es ziemlich seltsam, dass jemand Rachel als «scharf» bezeichnete, obwohl mir in letzter Zeit aufgefallen war, dass sie sich im Vergleich zu unserer Schulzeit und den frühen Zwanzigern irgendwie entwickelt hatte. Ich glaube, es lag an ihrer Haut. Sie hatte nicht so viele Falten um die Augen wie andere Mädels in unserem Alter. Und an guten Tagen, wenn sie sich ein bisschen Mühe mit ihrem Äußeren gab, konnte man sie sogar hübsch nennen. Aber «scharf» ging dann doch zu weit. «Na, wenn du mit meiner Freundin ausgehen willst, musst du es über mich versuchen», sagte ich scherzhaft, aber ich meinte es ernst. Ich würde auf jeden Fall den Türsteher spielen.
    «Na schön   … Dann sag ihr, ich möchte gern mit ihr ausgehen. Und sie soll lieber ja sagen, sonst   …»
    «Sonst   …?»
    «Sonst macht sie den größten Fehler ihres Lebens.»
    «
So
gut bist du?»
    «Yeah», sagte er. «
So gut
bin ich tatsächlich.»
    Und wieder verspürte ich diesen sehnsüchtigen Stich. Das Bedauern darüber, dass ich Marcus nicht mehr ausprobieren konnte, bevor ich Dex heiratete. Aber es ging weniger um meine unbedeutenden Gefühle für Marcus. Es war eine Schande, dass ich niemals wieder einen ersten Kuss erleben sollte. Dass ich mich nie wieder verlieben sollte. Ichglaube, die meisten Männer erleben so etwas in ihrer Beziehung, typischerweise kurz bevor sie endgültig einknicken und den Verlobungsring kaufen. Aber meines Wissens sind die meisten Frauen nicht so – zumindest geben sie es nicht zu. Sie finden einen guten Mann, und das war’s. Sie wirken erleichtert, dass das Suchen ein Ende hat. Sie sind zufrieden, entschlossen, total bereit zu einer langfristigen Bindung. Ich glaube, in dieser Hinsicht war ich mehr wie ein Mann.
    Aber auch wenn ich gelegentlich kalte Füße bekam – ich wusste doch, dass mit Marcus nichts passieren durfte. Also beschloss ich, mich selbstlos zu zeigen: Ich ermunterte Rachel, mit Marcus auszugehen, und engagierte mich für ihre potenzielle Beziehung. Und als sie sich dann tatsächlich verabredeten, freute ich mich für sie.
    Aber dann weigerten er und Rachel sich glattweg, mich nach dem Date mit Klatsch zu versorgen, und das ärgerte mich, denn ich war mit beiden besser befreundet, als sie es nach einem einzigen blöden Date sein konnten. Rachel ließ überhaupt nichts raus, wollte mir nicht mal erzählen, ob sie sich geküsst hatten – sodass ich mich fragte, ob sie womöglich sehr viel mehr als das getan hatten. Je mehr ich bohrte, desto verschlossener wurden sie, und desto neugieriger wurde ich auf Marcus. Es war ein Teufelskreis. Wenn Marcus in den darauf folgenden Wochen anrief, um mit Dex zu sprechen, machte ich es mir deshalb zum Ziel, ihn so lange wie möglich am Telefon zu halten. Gelegentlich rief ich ihn sogar unter irgendeinem Vorwand im Büro an – um ihn nach unserem Haus in den Hamptons zu fragen, an dem unser Freundeskreis ein Ferienwohnrecht erworben hatte, oder um über irgendwelchen Hochzeitskram zu reden.Wenn ich dann aufgelegt hatte, schickte ich eine geistreiche E-Mail hinterher. Er feuerte mit Lichtgeschwindigkeit eine zurück, und daraus entwickelte sich

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