Shoppen und fischen
nickte. Ich fühlte mich ausgelaugt und müde. «Danke, Ethan.»
«Ich danke
dir
, Darcy.»
«Wofür?», fragte ich.
Er überlegte kurz. «Für ein sehr denkwürdiges Weihnachtsfest.»
Ich schenkte ihm ein tapferes Lächeln und wartete, bis er draußen war, bevor ich lautlos in mein Kissen weinte.
SIEBENUNDZWANZIG
Ethan, Sondrine, Geoffrey und ich hatten unser erstes Double Date am Silvesterabend. Geoffrey hatte uns einen Tisch im Gordon Ramsey reserviert, einem vornehmen Sterne-Restaurant am Sloane Square, der perfekten Umgebung für einen besonderen Anlass. Während des Essens priesen wir unablässig die neue französische Küche. Geoffreynannte sie «exquisit», und Sondrine sprach von einer «Symphonie der Aromen». Ich fand, beides klang ein bisschen affektiert, auch wenn es eine zutreffende Beschreibung meines geschmorten Bauchstücks vom West-Country-Schwein mit Auberginen-Kaviar war, ebenso wie für Ethans im Ofen gebratenes schottisches Rebhuhn an braisiertem Rotkohl – wovon ich mehr als einmal kostete.
Leider erreichte die Gruppendynamik bei Tisch nicht ganz die Qualität der Speisen. Ich glaube, der Erfolg eines Double Dates misst sich daran, wie gut die Frauen sich verstehen, und Sondrine und ich fanden einfach keinen Draht zueinander. Oberflächlich betrachtet verlief alles durchaus nett. Sie war äußerst freundlich zu mir und eine angenehme Plauderin, aber auf mich wirkte sie herablassend. Es war fast, als glaube sie, man müsste mich an allen Fronten beruhigen und bestätigen. Sie sagte mindestens viermal: «Sie sehen überhaupt nicht schwanger aus» – was längst nicht mehr stimmte. Ich sah sogar sehr schwanger aus, und ich fühlte mich wohl mit meiner neuen Figur. Und jedes Mal, wenn ihre Arbeit als Kunsthistorikerin zur Sprache kam, wandte sie sich mir zu und schnurrte: «Ich bin sicher, auch für Sie wird sich sehr, sehr bald etwas ergeben.»
Außerdem hatte ich das deutliche Gefühl, dass Ethan ihr erzählt hatte, wie genusssüchtig ich in meinem alten Leben gewesen war, denn sie fragte mich unablässig nach meinen liebsten Clubs, Designern, Weinen und Hotels. Natürlich liebte ich solche Themen immer noch, aber über eine zumindest beiläufige Erwähnung meiner ungeborenen Söhne hätte ich mich trotzdem gefreut.
Auch Ethans und Geoffreys Umgang miteinander wirkte unter der freundlichen Fassade eher angespannt. Ich hättegetippt, dass Ethan Geoffrey für übermäßig reserviert und farblos hielt und dass Geoffrey sich ganz allgemein über meine Beziehung zu Ethan und besonders über unsere unkonventionellen Schlafgewohnheiten ärgerte. Diese waren am Abend zuvor der Anlass zu unserem ersten Streit gewesen. Irgendwie war zur Sprache gekommen, dass ich über die Feiertage in Ethans Bett geschlafen hatte, und Geoffrey war schweigsam, beinahe mürrisch geworden. Schließlich entlockte ich ihm, er finde es «mehr als ein bisschen sonderbar», dass ich mit einem männlichen Freund das Bett teilte. Ich beruhigte ihn und sagte, meine Beziehung zu Ethan sei zu einhundert Prozent platonisch, und ich war erleichtert, weil ich das in aller Ehrlichkeit sagen konnte. Aber ich merkte ihm an, dass er sich trotzdem bedroht fühlte. Jedes Mal, wenn ich Ethans Essen probierte, war das nicht zu übersehen. Nach meinem dritten Bissen bot Geoffrey mir aggressiv eine Kostprobe von seinem Hauptgang an, und als ich ablehnte, wirkte er ziemlich sauer. Als ob ich etwas dazu könnte, dass «Filet vom Mönchsfisch in der Parmaschinkenhülle» für mich nicht appetitlich klang.
Aber wir vier überstanden das Essen und zogen ins Annabelle’s weiter, einen exklusiven Club am Berkeley Square, wo ein rundes Dutzend von Geoffreys Hautevolee-Freunden zu uns stieß. Sondrine war in dieser eleganten Gesellschaft in ihrem Element, und sie unterhielt sich demonstrativ mit einer ganzen Reihe von Fremden, hauptsächlich mit Männern. Ich wusste, was sie da tat, denn ich hatte es selbst schon oft getan: Sie wollte Ethan zeigen, dass andere Männer sie begehrenswert fanden. Irgendwann, als sie in eine Unterhaltung mit einem Gentleman im Smoking vertieft war, der aussah wie der junge Frank Sinatra, fragte ichEthan, ob ihm das etwas ausmache. Er sah mich verwirrt an. «Was? Dass sie sich mit dem Typen unterhält?»
Ich nickte.
Er warf einen Blick zu Sondrine hinüber, und sein Gesicht war eine Maske der Gleichgültigkeit. «Nein. Überhaupt nichts», sagte er achselzuckend.
Meine Freude über seine Antwort war
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