Shoppen und fischen
Hause kommen und mich ins Krankenhaus bringen?»
«O mein Gott! Bleib, wo du bist!», schrie er ins Telefon. «Ich komme sofort!»
Zehn Minuten später stürmte er zur Tür herein, galoppierte durch die Diele zum Schlafzimmer und schrie: «Das Taxi wartet! Das Taxi wartet!»
«Ich bin hier», rief ich aus dem Wohnzimmer. Meine kleine Reisetasche, die ich schon vor Wochen gepackt hatte, stand zu meinen Füßen.
Er kam hereingestürzt, küsste mich auf die Wange und fragte atemlos, wie es mir gehe.
«Gut», sagte ich. Ich war erleichtert, ihn zu sehen. «Könntest du mir die Schuhe zubinden? Ich komm nicht ran.»
«O Gott. Tut mir Leid, dass ich nicht hier war», sagte er und bückte sich, um mir meine Nikes zuzubinden. Seine Hände zitterten.
«Wo ist deine Jacke?», fragte ich. Er trug nur sein Stanford-Glücks- T-Shirt . «Es muss doch eiskalt sein draußen.»
«Die hab ich in der Bar vergessen.»
«Oh, Ethan, das tut mir so Leid», sagte ich. «Und es tut mir auch wirklich Leid, dass ich dich vom Spiel weggeholt hab.»
Ich solle nicht albern sein, sagte er, die Jacke werde er später holen, und das Spiel sei unwichtig. Als er sich nach meiner Tasche bückte, sah ich ein transparentes Pflaster an seinem Arm; es guckte unter dem T-Shirt -Ärmel hervor.
«Hast du aufgehört zu rauchen?», fragte ich, als mir klar wurde, dass ich ihn seit einer Ewigkeit nicht mehr mit einer Zigarette gesehen hatte. Außerdem roch seine Kleidung nicht mehr nach Rauch.
«Ja. Rauch ist nicht gut für dich und die Babys.» Nervös rieb er das Pflaster, als brauche er dringend einen Nikotin-Kick.
Gerührt dankte ich ihm.
«Nicht der Rede wert. Musste sowieso mal aufhören. Aber jetzt los! Beeil dich.» Er zog mich vom Sofa und zur Tür, wo seine einzige andere Jacke hing, eine leuchtend gelbe Regenjacke. Er warf sie über, sog die Luft zwischen den Zähnen ein und rieb sich die Hände. «So. Jetzt ist es so weit.»
Auf der Taxifahrt zum Krankenhaus half Ethan mir bei meinen Atemübungen, was mich amüsierte, denn anscheinendbrauchte er mehr Hilfe beim Atmen als ich. Wir stellten fest, dass die Wehen im Abstand von sechs Minuten kamen und jeweils ungefähr dreißig Sekunden dauerten.
«Wie weh tut es?», fragte Ethan jedes Mal, wenn ich das Gesicht verzog. «Auf einer Skala von eins bis zehn?»
Meine Schmerzschwelle war normalerweise ziemlich niedrig, und früher hatte ich bekanntermaßen schon losgeheult, wenn mir nur ein Splitter aus dem Finger gezogen werden musste, und deshalb lagen diese Schmerzen ungefähr bei elf. Aber ich sagte: vier. Ich wollte, dass er stolz auf mich war, weil ich so tapfer war. Ich sagte auch, ich hätte keine Angst – und das aus dem Munde der ehemaligen Drama-Queen war wirklich eine Meisterleistung. Aber es stimmte tatsächlich: Ich hatte keine Angst. Mit meinen Babys würde alles gut gehen. Ich hatte vierunddreißigeinhalb Wochen geschafft. Und ich hatte Ethan bei mir. Was konnte ich mehr verlangen? Ich hatte mehr Glück als alle Frauen der Welt. Ich war bereit, meine Söhne kennen zu lernen.
Wir meldeten uns in der Klinik an, und Ethan schob mich im Rollstuhl in den Kreißsaal. Er half mir, mich auszuziehen und das Krankenhaushemd anzuziehen. Als ich nackt vor ihm stand, wurde er rot, und auch ich war verlegen.
«Du wirst noch ganz andere Sachen sehen», sagte ich und lachte, um die Verlegenheit zu vertreiben. «Von jetzt an gibt’s kein Schamgefühl mehr … Und ich hoffe, du bist nicht zimperlich.»
Lächelnd nahm er meine Hand. Das werde er schon durchstehen, meinte er, und half mir ins Bett. Es war eine Erleichterung, mich auszustrecken; Erschöpfung überwältigte mich. Ich wollte nur schlafen, aber die Schmerzen waren zu heftig. Fünf Minuten später kamen Mr. Smithund seine Hebamme. Sie legte mir eine Infusion an, während er meinen Muttermund untersuchte und feststellte, dass er ungefähr fünf Zentimeter geweitet war.
Kurz danach kam der Anästhesist für die Rückenmarksbetäubung. Noch nie war ich so erfreut über den Anblick einer Nadel gewesen; ich erwartete einen wunderbaren Kick, etwa so wie beim Zahnarzt, wenn er Lachgas anwendet. Anstelle eines fließenden Kribbelns bewirkte die Betäubung aber nur, dass der Schmerz verschwand, doch auch das war nach den schrecklichen Wehen ein geradezu euphorisches Gefühl.
Danach ging alles sehr schnell. Ich erinnere mich, dass Ethan mein eines Bein unter dem Knie fasste, während die Hebamme das andere nahm, und Mr. Smith
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