Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
Vom Netzwerk:
ziemlich steif gewesen und habe nicht mal drei Minuten gedauert. Man sei sich stillschweigend einig gewesen, dass die Freundschaft zu Ende sei; selbst für Männer sei so eine Situation kaum zu überwinden.
    «Okay, Darce. Lass uns abhauen», sagte Marcus. «Ich bin auch nicht in der Stimmung für ein Klassentreffen.» Er deutete auf die Treppe hinter mir. Ein guter Fluchtweg. Sie hatten uns offensichtlich noch nicht bemerkt. Dex und Rachel schwatzten fröhlich miteinander, ohne von diesem Möbelkauf-Zufall des Jahrhunderts auch nur das Geringste zu ahnen.
    Ich wollte mich umdrehen und die Treppe hinuntergehen, aber ich konnte nicht. Es war, als verfolgte ich eine grausige Szene in einem Gruselfilm. Man will nicht sehen, wie das Mädchen enthauptet wird, aber irgendwie späht man doch immer wieder zwischen den Fingern hindurch. Ich duckte mich hinter einen Bücherschrank und zog Marcus zu mir herunter, und wir beobachteten, wie Rachel und Dex zu einer anderen Couch schlenderten. Sie war kantiger als die erste und gefiel mir besser. Dex musterte sie und verzog das Gesicht. Sie war ihm zu modern. Ich übersetzte das Geschehen für Marcus. «Siehst du, er mag keine klaren Linien. Siehst du?»
    «Darcy, es ist mir scheißegal, welche Couch sie kaufen.»
    «
Sie
kaufen? Du meinst, das ist eine
gemeinsame
Anschaffung?»
    «Sie kaufen. Er kauft. Sie kauft», sagte Marcus, als konjugiere er ein französisches Verb.
    «Sieht sie gut aus? Sehen sie glücklich aus?»
    «Komm schon, Darce. Lass uns einfach verschwinden.»
    Ich starrte die beiden weiter an, und in mir brodelte es.
    «Sag’s mir», forderte ich. «Sieht sie hübscher aus als sonst? Schlanker vielleicht?» Rachel und Dex kehrten zu ihrer langweiligen braunen Couch zurück. Sie setzte sich hin und ließ sich selbstgefällig zurücksinken. Dann sah siezu Dex auf und sagte etwas. Er hatte uns den Rücken zugewandt, aber ich konnte sehen, dass er nickte und mit den Fingerspitzen über die Rückenlehne strich. Dann bückte er sich und blätterte in einem Katalog mit Stoffmustern auf dem Couchtisch vor dem Sofa.
    «Glaubst du, die ziehen zusammen?», fragte ich.
    «Woher zum Teufel soll ich das wissen?»
    «Hat er etwas davon gesagt, als ihr miteinander gesprochen habt?»
    Er seufzte. «Ich hab dir diese Unterhaltung schon zehnmal Wort für Wort wiederholt.»
    «Dann braucht er nur Ersatz für unsere Couch, ja? Sie hilft ihm bloß beim Aussuchen, ja?»
    Er seufzte tiefer. «Ich weiß es nicht, Darcy. Wahrscheinlich. Wen interessiert das?»
    «Hör mal, werd mir ja nicht ungeduldig, Mister», sagte ich. «Das hier ist
wichtig
.» Ich stieß mit dem Finger in ihre Richtung, und dann beobachtete ich die beiden weiter und nahm jedes Detail in mich auf. Noch vor drei Wochen standen diese beiden Menschen mir am nächsten. Meine beste Freundin und mein Verlobter. Jetzt kamen sie mir vor wie Fremde oder wie verflossene Geliebte, von denen ich seit Jahren nichts gehört hatte. Als Rachel den Kopf drehte, fiel mir auf, dass sie ihr Haar ein bisschen stufig trug, eine radikale Abkehr von ihrer alten, stumpf abgeschnittenen Frisur.
    «Gefällt dir ihr Haar so?», fragte ich Marcus.
    «Ja. Ist toll», sagte er gleichgültig.
    Ich warf ihm einen Seitenblick zu, der sagte:
Falsche Antwort.
    «Okay. Es ist beschissen. Grauenvoll.»
    «Komm schon. Schau hin! Sag mir deine ehrliche Meinung!» Ich wurde hektisch und wünschte, Claire wäre bei mir. Sie hätte etwas zum Kritisieren gefunden. Die Tennisschuhe, die Frisur.
Irgendetwas.
    Marcus schob die Hände in die Taschen und warf einen Blick zu Rachel hinüber. «Für mich sieht sie aus wie immer.»
    Ich schüttelte den Kopf. «Nein. Sie sehen beide besser aus als sonst. Was ist das? Liegt das bloß daran, dass ein bisschen Zeit vergangen ist?»
    Und dann, als Dex sich neben Rachel auf die Couch setzte, ging mir ein Licht auf. Dex war braun. Und auch Rachel fehlte die übliche Marmorblässe. Die Erkenntnis zerschnitt mir das Herz. Sie waren zusammen auf Hawaii gewesen! Ich schnappte nach Luft. «O mein Gott. Sie sind braun. Sie hat
meine
Reise nach Hawaii gemacht! Sie hat meine Hochzeitsreise gemacht! O mein Gott. O mein Gott. Ich werde sie zur Rede stellen!» Manchmal hört man, dass man vor Wut blind werden kann, und in diesem Moment begriff ich, dass es stimmte. Ich sah nur noch verschwommen, als ich einen Schritt auf sie zu machte.
    Marcus packte mich beim Arm. «Darce – geh da
nicht
hin. Lass uns einfach

Weitere Kostenlose Bücher