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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Brust. Er hatte genau die richtige Menge.
    «Hmm», sagte er und zog mich auf sich.
    Nachdem ich eben erst Fajitas gekotzt hatte, war mir nicht nach Sex, aber ich gab nach. Es war nicht der schlechteste Auftakt für meinen dreißigsten Geburtstag. Nach der schnellen, mechanischen Nummer wartete ich darauf, dass er die Augen aufschlug und mir zum Geburtstag gratulierte. Mir sagte, dass er mich liebte. Mir beruhigend versicherte, dass dreißig nicht alt sei und dass ich noch mindestens sechs gute Jahre hätte, ehe ich an plastische Chirurgie denken müsse. Zehn, fünfzehn, zwanzig Sekunden vergingen, und immer noch kein Wort von meinem Freund.
    «Bist du wieder eingeschlafen?», fragte ich.
    «Nein. Bin wach   …», murmelte er, und seine Lider flatterten.
    Der Wecker ertönte, eine Serie von immer lauteren, hohen Pieptönen. Marcus brachte ihn mit einem Klaps zum Schweigen. Ich wartete und kam mir vor wie Molly Ringwald in
Das darf man nur als Erwachsener
, wo ihre ganze Familie ihren Geburtstag vergisst. Gut, es waren nur ein paar Minuten, während Molly einen ganzen Tag lang diese Vernachlässigung ertragen musste, aber nach allem, was ich in den letzten Wochen hatte durchmachen müssen, nach all den Verletzungen und dem Schmerz kamen mir die Minuten wie Stunden vor. Schlimm genug, dass ich an einem Montag dreißig werden und zweimal kotzen musste. Aber jetzt brachte der Vater meines Kindes nach dem Beischlaf nicht mal ein winziges, von Herzen kommendes «Happy Birthday» als Gegenleistung zustande.
    Ich versuchte es anders. «Mir ist schlecht», sagte ich. «Morgenübelkeit. Ich hab mich zweimal übergeben.»
    Er rollte sich herum und drehte mir den Rücken zu. «Geht’s denn jetzt besser?» Seine Stimme klang gedämpft unter der Bettdecke.
    «Nein», sagte ich. «Schlechter.»
    «Mmmmmm. Das tut mir Leid, Sweetheart.»
    Ich seufzte laut und sang so sarkastisch wie möglich:
«Happy birthday to me   …»
    Ich rechnete damit, dass seine Augen jetzt aufklappten und eine spontane Entschuldigung über seine Lippen sprudelte. Aber er brummelte bloß wieder ins Kissen. «Happy Birthday, Darce. Das hätte ich schon noch gesagt.»
    «Einen Dreck hättest du   … Du hast es
total
vergessen!»
    «Hab ich nicht   … du hast gerade dein Geschenk bekommen.» Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, aber ich wusste, dass er grinste.
    Das sei überhaupt nicht witzig, sagte ich und verkündete dann, ich würde jetzt duschen gehen. «Und du», fügte ich hinzu, «bleib im Bett und ruh dich aus, Schatz.»
    Nachdem ich geduscht hatte, versuchte Marcus eine Wiedergutmachung, aber viel Munition hatte er nicht. Er hatte mir ganz offensichtlich noch keine Karte und kein Geschenk gekauft. Auch meine Pillsbury-Zucker-Zimt-Brötchen und die pinkfarbenen Kerzen hatte er nicht besorgt, obwohl ich ihm erzählt hatte, dass das meine Familientradition war, eine Tradition, die Dex in den letzten sieben Jahren fortgesetzt hatte. Stattdessen nannte er mich nur ein paar Mal
Süße
und
Baby
und gab mir eine Packung Salzcracker, die vom Restaurant-Lieferservice vor ein paar Tagen übrig geblieben waren. «Hier», sagte er. «Falls die Morgenübelkeit nochmal wiederkommt. Ich hab gehört, dass die dagegen helfen.»
    Wo er das gehört hatte? Hatte er schon mal eine Frau geschwängert? Ich nahm mir vor, dieses Thema ein andermal anzusprechen, und riss ihm die Packung Cracker aus der Hand. «Das wäre doch nicht nötig gewesen. Wirklich, Marcus, du musst dich da ein bisschen zügeln. All diese ausgefallenen Gesten – das kann ich gar nicht bewältigen.»
    «Ach, entspann dich. Ich hab alles im Griff, Darce. Du kriegst dein Geschenk heute Abend.» Und er schlenderte nackt ins Bad. «Jetzt geh schön spielen.»
    «Bye-bye»
, sagte ich, zog meine Lieblingspumps von Marc Jacobs an und ging zur Tür. «Viel Spaß beim Geschenkeinkaufen!»
    «Wie kommst du darauf, dass ich es nicht schon habe?», fragte er.
    «Weil ich dich kenne, Mr.   Last Minute   … Und das meine ich ernst, Marcus: Ich will was aus einem schicken Laden. Ab Höhe 57th Street!»
     
    Claire erwartete mich in meinem Büro, mit gelben Rosen und einem Geschenk, das professionell eingepackt aussah. «Happy Birthday, Süße!», trillerte sie.
    «Du hast daran gedacht!», rief ich. «Was für hinreißende Rosen!»
    «Natürlich hab ich daran gedacht, Dummerchen.» Sie stellte die Kugelvase mit den Rosen auf meinen Schreibtisch. «Und wie geht’s dir heute?»
    Ich schaute sie an.

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