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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Hoffentlich konnte sie mir die Übelkeit nicht ansehen. «Prima. Wieso?»
    «Hab mich nur gefragt, ob es sich vielleicht anders anfühlt, dreißig zu sein», raunte sie. Claire wurde in ein paar Wochen achtundzwanzig und befand sich damit immer noch in der Sicherheitszone, mit der Neunundzwanzig als Puffer.
    «Ein bisschen», sagte ich. «Aber es ist nicht so schlimm.»
    «Na ja, wenn man so gut aussieht wie du, was macht da schon so eine Kleinigkeit wie das Alter?», sagte Claire. Seit meiner Trennung von Dex überschüttete sie mich mit Komplimenten. Natürlich gefiel mir das, aber manchmal hatte ich den Eindruck, sie grenzten an mitleidige Bemerkungen. «Du gehst locker für siebenundzwanzig durch», fügte sie noch hinzu.
    «Danke», sagte ich und hätte ihr gern geglaubt.
    Claire lächelte honigsüß und reichte mir mein Geschenk. «Hier! Aufmachen! Aufmachen!»
    «Ich dachte schon, ich muss bis zum Lunch warten», sagte ich und beäugte das Päckchen begierig. Claire hatte einen exzellenten Geschmack und war mit Geschenken nie knausrig. Ich riss das Papier auf und entdeckte ein zufrieden stellendes rotes Baccarat-Etui. Ich klappte den Deckel auf, und darin lag ein dickes grünes Kristallherz an einer schwarzen Seidenschnur.
    «Claire! Ich bin hin und weg!»
    «Wirklich? Im Ernst? Ich hab die Quittung noch, wenn du lieber eine andere Farbe haben möchtest. Das violette war auch wirklich hübsch, aber ich dachte, das hier passt gut zu deinen Augen   …»
    «Kommt überhaupt nicht in Frage! Das ist perfekt!», sagte ich und dachte, dass mir Rachel wahrscheinlich irgendein langweiliges Buch in limitierter Auflage geschenkt hätte. «Du bist die Beste.» Ich umarmte sie und nahm im Stillen alle Gemeinheiten zurück, die ich jemals über sie gedacht hatte, jede kleinliche Kritik, zum Beispiel daran, dass sie so lästig und anhänglich wurde, wenn sie ein bisschen zu viel getrunken hatte, und dass sie in Bars immer mit mir zusammen zur Toilette gehen musste. Dass sie mit ihrer Herkunft aus Greenwich und ihrer Debütantinnenzeit angab. Und dass sie so hoffnungslos moppelig blieb, obwohl sie jeden Tag ins Studio rannte. Was machte sie da bloß?, hatte ich Rachel immer gefragt. Aß sie Schokoriegel im Umkleideraum?
    «Das Grün passt zu deinen Augen», sagte Claire noch einmal und strahlte dabei.
    «Ich find’s
toll
», sagte ich und bewunderte den Anhänger im Spiegel meiner Puderdose. Das Herz fiel genau auf die richtige Stelle, wo es mein schmales Schlüsselbein betonte.
    Später lud Claire mich zum Lunch ein. Ich ließ mein Handy eingeschaltet, nur für den Fall, dass Dex oder Rachel die Mittagspause für den richtigen Zeitpunkt hielten, um mich anzurufen, sich überschwänglich zu entschuldigen, mich um Verzeihung zu bitten und mir zum Geburtstag zu gratulieren. Das Ding klingelte auch fünfmal, und jedes Mal sagte ich zu Claire: «Was dagegen?», und sie wedelte mit der Hand und sagte: «Natürlich nicht. Mach nur.»
    Alle Anrufe (bis auf den vom Kosmetiksalon, der mich an meinen Fünf-Uhr-Termin erinnerte) kamen von Gratulanten. Aber keine Rachel und kein Dex.
    Ich wusste, dass auch Claire daran dachte, denn jedes Mal, wenn ich ans Telefon ging, formte sie lautlos mit den Lippen die Frage: «Wer ist es?»
    Nach dem fünften Anruf fragte sie: «Hast du heute von Rachel gehört?»
    «Nein.»
    «Dex?»
    «Nein.»
    «Wie taktlos. Dich an deinem Geburtstag nicht anzurufen und sich zu entschuldigen.»
    «Ich weiß!»
    «Nochmal gesehen seit Crate and Barrel?»
    «Nein. Du?»
    «Nein.
Niemand
hat sie gesehen.» Das wollte etwas heißen; sie verfügte über ein ausgedehntes soziales Netz. Das Nächstbeste nach einem Privatdetektiv (und glauben Sie mir, ich hatte daran gedacht) war, Claire als neue beste Freundin zu haben.
    «Vielleicht haben sie sich getrennt», erwog ich.
    «Wahrscheinlich», sagte sie. «Aus Gewissensgründen. Das wäre das Mindeste.»
    «Vielleicht sind sie auch nur wieder auf einer exotischen Reise», sagte ich.
    Sie tätschelte mir mitfühlend den Arm und bestellte mir noch ein Glas Chardonnay. Ich wusste, dass ich eigentlich nichts trinken sollte – aber Dr.   Jan hatte mir ausdrücklich die Erlaubnis für besondere Anlässe gegeben. Außerdem kamen französische Babys massenhaft gesund zur Welt, und ihre Mütter hatten ihren täglichen Weinkonsum bestimmt nicht reduziert.
    «Aber einen kleinen Leckerbissen hab ich doch für dich.» Ich holte tief Luft und konnte es nicht erwarten, die

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