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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Marcus-Bombe platzen zu lassen. Minus Schwangerschaft, natürlich.
    «Ach, wirklich?» Ihre Armreifen klingelten, als sie die Arme zusammenlegte und sich vorbeugte.
    «Ich habe jemanden», verkündete ich stolz.
    «Wen?», fragte sie mit weit aufgerissenen Augen. Ein Hauch von Eifersucht entging mir nicht. Claire, Gott segne sie, war eine rasante und wild entschlossene Kupplerin, aber sie selbst kam anscheinend nie so recht voran.
    Ich lächelte geheimnisvoll, nahm ein Schlückchen Wasser und wischte mit dem Daumen den Lippenstift vom Glas. «Marcus», sagte ich dann stolz.
    «Marcus?», wiederholte sie verdattert. «Du meinst,
den
Marcus?»
    Ich nickte.
    «Im Ernst?»
    «M-hm. Ist das nicht verrückt?»
    Irgendetwas huschte über ihr Gesicht, das ich nicht genaudeuten konnte. War es Eifersucht, weil ich so kurz nach einer gelösten Verlobung einen Neuen hatte? Fand sie ihn ebenfalls auf unkonventionelle Weise sexy? Oder war es Missbilligung? Mein Herz geriet ins Flattern, als ich an die letzte Möglichkeit dachte. Ich brauchte dringend die Bestätigung, dass Marcus für die Society von Manhattan akzeptabel war. Ich musste mit jemandem zusammen sein, den alle andern auch haben wollten.
    «Wann ist das denn passiert?», fragte sie.
    «Oh, kürzlich   …», sagte ich unbestimmt.
    «Ich   … oh, ich bin jetzt wohl ein bisschen überrascht.»
    «Ich weiß.» Wahrscheinlich, dachte ich, wäre sie weniger überrascht gewesen, wenn sie am Wochenende um den vierten Juli nicht so tief geschlafen hätte. «Wer hätte damit gerechnet? Aber ich mag ihn wirklich.»
    «Ach ja?»
Diesmal empfand ich ihren Gesichtsausdruck eindeutig als missbilligend.
    «Warum überrascht dich das?»
    «Bloß weil   … ich weiß nicht. Ich dachte einfach nicht, dass Marcus dein Typ ist.»
    «Meinst du, wegen seines Aussehens?», fragte ich. «Weil ich besser aussehe als er?»
    «Na ja, das auch.» Claire bemühte sich um eine taktvolle Formulierung. «Und   … ich weiß nicht   … einfach alles. Er ist nett und unterhaltsam – versteh mich nicht falsch   …» Sie brach ratlos ab.
    «Findest du ihn nicht sexy?», fragte ich. «Ich finde ihn
so
sexy.»
    Claire starrte mich ausdruckslos an. Die Antwort war klar. Sie fand Marcus nicht sexy. Kein bisschen.
    «Wirklich», bekräftigte ich zutiefst empört.
    «Tja, nur darauf kommt es ja an.» Claire tätschelte mir herablassend die Hand.
    «Genau.» Ich wusste, dass es
nicht
nur darauf ankam. «Ich kann nicht glauben, dass du ihn nicht süß findest.»
    «Doch doch», sagte sie. «Als eine Art   … ich weiß nicht   … Kumpeltyp, sozusagen.»
    «Na, im Bett ist er toll», sagte ich und versuchte, Claire – und mir – einzureden, dass diese einsame Tatsache all seine Unzulänglichkeiten wettmachte.
     
    Um fünf hatte ich über ein Dutzend Geburtstags-Mails und -Anrufe und einen Strom munterer Kollegen in meinem Büro empfangen. Und noch immer nichts von Rachel oder Dex. Es gab noch eine Möglichkeit: Vielleicht hatten sie eine Karte, einen Brief oder ein Geschenk in meine Wohnung geschickt. Dort war ich seit ein paar Tagen nicht mehr gewesen. Also fuhr ich nach dem Kosmetiktermin mit dem Taxi durch den Central Park nach Hause und freute mich auf die Entschuldigung, die dort sicher auf mich wartete.
    Wenige Minuten später schnappte ich mir meine Post aus der Eingangshalle, schloss meine Wohnungstür auf und sah den Stapel durch. Die üblichen Verdächtigen hatten geschrieben: meine Eltern, mein Bruder Jeremy, meine immer noch in mich verknallte High-School-Liebe Blaine, meine Oma und meine zweitälteste Freundin von zu Hause, Annalise. Auf dem letzten Umschlag stand kein Absender. Der musste von Rachel oder Dex sein! Ich riss ihn auf und entdeckte eine Karte mit zappelnden Golden-Retriever-Welpen in einem weißen Rohrkorb. Ein «Happy-Birthday»-Banner spannte sich darüber, jeder Buchstabe ineinem anderen Pink. Mir fiel das Herz in die Hose, als mir klar wurde, dass die Karte wahrscheinlich von Tante Clarice war, die mich immer noch wie eine Zehnjährige behandelte. Oder Rachel spielte jetzt die «Freunde seit Kindertagen»-Leier. Langsam klappte ich die Karte auf, immer noch voller Hoffnung, bis ich den Zehn-Dollar-Schein sah, der mit Klebstreifen drinnen befestigt war, und Tante Clarice’ wacklige Unterschrift unter dem Geburtstagsgruß: «Einen ganzen Korb voll Spaß zu deinem Geburtstag!»
    Und das war’s. Es war nicht mehr zu leugnen – Rachel und Dex hatten meinen dreißigsten

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