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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Jungen, den ich mit nachHause brachte, wirklich mögen wollten. In der Vergangenheit hatten sie ihn instinktiv immer beurteilt und dann ihr Missfallen bekundet. Mein Vater hielt sich an das Drehbuch des Wohnzimmerverhörs, er gab den unerbittlichen Verteidiger des Zapfenstreichs, den Hüter meiner Tugend. Zwar besaß er wohl tatsächlich einen gewissen Beschützerinstinkt, aber ich hatte doch immer das Gefühl, dass es bei ihm hauptsächlich Show war. Meine Mutter liebte diese Nummer, das merkte ich daran, wie sie nachher alles noch einmal durchhechelte. «Hast du gesehen, wie dein Vater Blaine zurechtgestutzt hat?», fragte sie mich am Morgen nach einem Date. Ich glaube, es erinnerte sie an ihre eigene Teenagerzeit, als sie der Hauptgewinn in ihrer verschlafenen Heimatstadt im Mittelwesten gewesen war und mein Großvater die Freier von der Türschwelle verjagen musste.
    Während mein Vater nach außen hin ein harter Brocken war, zeigte meine Mutter sich streng, wenn wir unter uns waren, nachdem sie sich vor dem Jungen zuckersüß gegeben hatte. Sie hatte sehr hohe Maßstäbe. Genauer gesagt, der richtige Mann für mich musste so gut aussehen, wie ich hübsch war. Und zwar gut aussehen im herkömmlichen Sinn, nicht auf irgendeine schräge Weise. Außerdem musste er intelligent sein, aber da drückte sie ein Auge zu, wenn er Geld hatte. Und er musste aalglatte Manieren haben. Ich nannte das
Showqualität
– das, was die Nachbarn beeindruckte. Dex hatte jede Menge davon. Er bestand die Prüfung in jeder Kategorie mit Bravour.
    Marcus hingegen war alles andere als vollkommen, aber er hatte einen bedeutsamen Vorteil: Meine Eltern hatten das starke
Bedürfnis
, ihn zu mögen. Denn was war die Alternative? Dass ihre Tochter mit dreißig allein war? Ichwusste, dass der bloße Gedanke sie schaudern machte. Na ja, meine Mutter jedenfalls, und dadurch war es auch für meinen Vater ein Problem. Meine Mutter fand es entzückend, dass ich einen glamourösen Job hatte und gutes Geld verdiente, aber sie ließ keinen Zweifel daran, dass ich ihrer Ansicht nach lieber heiraten, Kinder kriegen und ein sorgenfreies Leben führen sollte. Und gegen diesen Plan wollte sie von mir keine Einwände hören. Mein Job mochte Spaß machen, aber nicht so viel Spaß wie eine Massage bei Bliss, Shoppen bei Bendel’s und Lunch im Bolo.
     
    Und so flogen Marcus und ich am Freitag nach Indianapolis zur großen Vorstellung. Am Gepäckband wartete mein Vater und strahlte übers ganze Gesicht. Mein Vater, könnte man sagen, ist eine elegante Erscheinung. Volle, dunkle Haare, und jedes an seinem Platz. Polohemd und Pullover zu tadellos gebügelten Chinos. Slipper mit Troddeln. Zähne, die im Dunkeln leuchten, wie es sich für den besten Zahnarzt in der Stadt gehört.
    «Daddy!», quiekte ich, als wir auf ihn zugingen.
    «Baby!» Er breitete die Arme aus. Ich atmete sein Aftershave ein und wusste, dass er geduscht hatte, bevor er sich ins Auto gesetzt hatte.
    «So schön, dich zu sehen», sagte ich mit grenzdebiler Babystimme. Daddys kleines Mädchen.
    «Gleichfalls, mein süßer Schatz.»
    Mein Vater und ich kannten keinen anderen Umgang miteinander. Wenn wir längere Zeit miteinander allein waren, verstummten wir verlegen. Aber nach außen hin und vor Publikum spielten wir unsere auffallend traditionellen Rollen   – Rollen, in denen wir uns wohl fühlten. Ich glaube,diese Dynamik wäre mir überhaupt niemals aufgefallen, wenn ich Rachel nicht mit ihrem Vater gesehen hätte. Die beiden unterhielten sich wie echte Freunde, auf gleicher Augenhöhe.
    Dad und ich ließen einander los, und ich drehte mich zu Marcus um, der sehr unbehaglich von einem Fuß auf den anderen trat. «Daddy, das ist Marcus.»
    Mein Dad richtete sich zu voller Größe auf, trat einen Schritt vor und packte herzhaft Marcus’ Hand wie einen Pumpenschwengel. «Hallo, Marcus. Ich bin Gary Rhone. Willkommen in Indianapolis. Freut mich, Sie kennen zu lernen», dröhnte er in seinem munteren Zahnarztpraxis-Ton.
    Marcus nickte und murmelte, er sei ebenfalls erfreut. Ich sah ihn mit großen Augen an, um ihm zu bedeuten: «Mehr hast du nicht zu sagen?» Hatte er den Vortrag ignoriert, den ich ihm während des Flugs gehalten hatte, meine unermüdlichen Erläuterungen dazu, dass es bei meinen Eltern nur ums Image ging? «Der erste Eindruck ist der letzte Eindruck» – das war ein Lieblingsspruch meines Vaters. Das hatte ich Marcus gesagt.
    Ich wartete darauf, dass er noch mehr

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