Shoppen und fischen
schlechten Ponyfrisur und den dicken Schenkeln in der Stonewashed-Jeans. Aber unglaublicherweise störte mich die Begeisterung meiner Mutter. Es störte mich, dass Lauren mich als künftige Braut ersetzen und für meine Mutter im Mittelpunkt stehen sollte. Und was mich am meisten ärgerte, war der Umstand, dass ihre Frühlingshochzeit die Aufmerksamkeit von meinem Baby und mir ablenken würde.
«Soll ich sie jetzt fragen?» Lauren sah Jeremy eifrig an.
«Na los.» Jeremy strahlte.
«Mich was fragen?»
«Wir möchten, dass du Brautjungfer wirst», zirpte Lauren. «Denn du warst immer wie eine große Schwester für mich.» Sie sah Marcus an und gab weitere Erklärungen ab. «Darcy war mein Babysitter.»
«War ich nie. Das war Rachel», sagte ich.
«Schön, das stimmt.» Ihr Lächeln verblasste. Rachels Erwähnung verdüsterte das Zimmer. Diese Wirkung gefielmir – ich erinnerte sie alle gern an mein Leid. Aber das Resultat war kurzlebig. Laurens Grinsen erstrahlte gleich wieder in vollem Glanz. «Aber du hast ihr immer geholfen. Du warst
so
lustig.»
«Danke», sagte ich. «Man gibt sich Mühe.»
«Und, machst du’s?»
«Mach ich was?» Ich tat, als sei ich verwirrt.
«Brautjungfer werden.»
«Oh. Ja. Klar.»
Lauren klatschte in die Hände und quiekte: «Supi! Und ich möchte, dass du mir hilfst. Ich
brauche
deine Hilfe.»
Das konnte sie ruhig zweimal sagen, dachte ich. Und richtig, sie tat es. «Ich brauche deine Hilfe, weil du in solchen Sachen so gut bist.»
«Wieso? Bin ich jetzt die Hochzeitsexpertin, nur weil ich ein Jahr damit verbracht hab, eine zu planen?» Noch eine Erinnerung an meinen Schmerz.
Lauren fuhr zusammen, erholte sich aber gleich wieder. «Nein. Nicht deshalb. Nur weil du so einen ausgezeichneten Geschmack hast.» Sie wandte sich an Marcus. «Einen unglaublichen Geschmack. Niemand hat einen so guten Geschmack wie Darcy.»
Das stimmte wenigstens.
Marcus nickte und trank einen Schluck Bier.
«Und deshalb brauche ich deine Hilfe», fuhr sie aufgeregt fort.
Okay. Fangen wir mit dieser Jeans an. Und mit den Vans. Und mit deinen Ponyfransen.
Ich sah meine Mutter an und hoffte, dass sie das Gleiche dachte. Sie war sonst sofort mit dabei, wenn es darum ging, Lauren zu kritisieren; in letzter Zeit war sie andauernd überihr Rouge hergezogen: zwei runde, pinkfarbene Kleckse, die die Wangenknochen komplett verfehlten. Nicht dass Laurens Wangenknochen viel hermachten. Lauren brachte nicht die besten Gene mit. Aber meine Mutter war nicht in ihrer gewohnten Kritiklaune; sie war hypnotisiert vom rosigen Glanz einer neuen Hochzeit. Verzückt sah sie Jeremy und Lauren an. «Lauren wollte dich unbedingt anrufen. Aber Jeremy und ich haben sie überredet zu warten, bis sie es dir persönlich sagen kann.»
«Ich bin so froh, dass du das getan hast», sagte ich unbeeindruckt.
«Du hattest Recht damit, Mom», sagte Lauren.
Mom?
Hatte ich richtig gehört? Ich sah Lauren an. «Du nennst sie jetzt also
Mom
?» Demnächst würde sie wahrscheinlich Anspuch auf den Schmuck und das Porzellan meiner Mutter erheben.
Lauren kicherte und drückte Jeremys Hand in einer widerlich zärtlichen Geste an ihre Wange. Es sah aus wie eine schlechte, rührselige Kodak-Reklame. «Ja, ich hab sie schon lange so gesehen, aber jetzt kommt es mir auch richtig vor, sie so zu nennen.»
«Aha.» Hoffentlich klang das so verächtlich wie möglich. Ich sah Marcus an, der eben sein Bier austrank.
«Möchtest du noch eins?» Ich stand auf, um in die Küche zu gehen.
«Gern», sagte er.
Mit einem Blick forderte ich ihn auf mitzukommen.
Marcus folgte mir in die Küche, und ich fing sofort an, über meine Familie zu schimpfen. «Wie können sie nach allem, was ich durchgemacht habe, nur unaufhörlich über diese Hochzeit reden? Ist das zu fassen, wie unsensibel siealle sind? Ich wollte ihnen erzählen, dass
wir
heiraten. Aber jetzt kommt es mir nicht mehr passend vor. Wahrscheinlich, weil ich nicht mal einen Ring habe.» Ich hätte Marcus nicht die Schuld in die Schuhe schieben sollen, aber ich konnte nicht anders. Die Schuld auf alle anderen zu verteilen entspricht einfach meiner Natur, wenn ich mich aufrege. Marcus sah mich nur an und fragte: «Krieg ich noch ein Bier?»
Wütend riss ich die Kühlschranktür so heftig auf, dass eine Flasche Heinz-Ketchup aus dem Türregal auf den Boden fiel.
«Alles in Ordnung da drüben?», rief meine Mutter aus dem Wohnzimmer.
«Alles bestens!», rief ich, und Marcus stellte den
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