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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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von Mitleid und Sorge. Ohne Mann zu sein, war für sie ein Schicksal, schlimmer als der Tod, und so erlöste ich sie schließlich von ihrem Elend und erzählte ihr, dass ich einen neuen Freund hatte.
    Ich war bei Marcus und an seinem Telefon, während er ein Stück Pizza aß. Ich ließ das Abendessen ausfallen, weil ich meine Tagesration an Kohlenhydraten und Fett längst überschritten hatte.
    Als sie die gute Nachricht hörte, sagte sie: «Das ging schnell», und sie sagte es ohne einen Hauch von Tadel. Sie war nur stolz, dass ich wieder im Sattel saß. «Wie heißt er?»
    «Marcus», sagte ich und hoffte, sie würde sich nicht daran erinnern, dass es einen Trauzeugen namens Marcus gegeben hatte. Diesen Teil der Geschichte wollte ich ihr nach und nach beibringen. Und natürlich hatte ich nicht die Absicht, ihr in allernächster Zeit von dem Baby zu erzählen.
    «Ist er schwarz? Marcus klingt wie der Name eines Schwarzen.»
    «Nein, er ist weiß.»
    «Wird er Mark gerufen?»
    «Nein. Einfach Marcus.» Ich sah ihn an und lächelte.
    «Marcus – und wie weiter?»
    «Marcus Peter Lawson.»
    «Der volle Name gefällt mir. Sehr sogar. Von Dexter war ich nie so begeistert. Du etwa?»
    «Eigentlich nicht», sagte ich, obwohl ich den Namen Dex in Wirklichkeit liebte. Er hatte Schwung. Aber den hatte der Name Marcus auch.
    «Wie sieht er aus? Erzähl mir alles über ihn. Wie habt ihr euch kennen gelernt?»
    «Wie wär’s, wenn du ihn einfach persönlich kennen lernst? Wir kommen an diesem Wochenende zu euch. Ich hab heute den Flug gebucht.»
    Marcus fuhr hoch und sah mich an. Das war ihm neu. Ich war noch nicht ganz dazu gekommen, ihm von unseren Reiseplänen zu erzählen.
    «Tolle Neuigkeiten!», schrie sie.
    Ich hörte meinen Vater im Hintergrund fragen, ob ich etwa wieder mit Dex zusammen sei. Meine Mutter hielt die Sprechmuschel zu, aber ich hörte trotzdem, wie sie sagte: «Nein, Gary. Darcy hat einen neuen Freund.»
    Marcus tuschelte panisch auf mich ein. Ich brachte ihn mit erhobener Hand zum Schweigen. Da schwang er einen imaginären Golfschläger und murmelte etwas von «Plänen».
    Ich schüttelte den Kopf und formte mit dem Mund das Wort «Absagen».
    «Na, dann gib mir nur eine kurze Kostprobe», sagte meine Mom. «Wie sieht er aus?»
    «Gut», sagte ich. «Er wird dir gefallen. Und tatsächlich ist er gerade hier. Also muss ich jetzt Schluss machen.»
    «Oh! Ich will ihm Hallo sagen.»
    «Nein, Mom. Du wirst ihn früh genug kennen lernen.»
    «Ich kann’s nicht erwarten.»
    «Er wird dir viel besser gefallen als Dex», sagte ich und zwinkerte Marcus zu. «Ich weiß es genau.»
    «Dex?» Meine Mutter kicherte. «Welcher Dex?»
    Lächelnd legte ich auf.
    «Was ist das für eine Superidee?», fragte Marcus streng.
    «Ich hab vergessen, es dir zu erzählen», sagte ich obenhin. «Ich hab uns einen Flug nach Indiana gebucht.»
    Er warf das Stück Pizza in die fettige Schachtel zurück. «Ich fliege dieses Wochenende nicht nach Indiana.»
    «Ich hab dich gefragt, ob du was vorhast. Weißt du noch? Du hast gesagt, nein.»
    «Du hast nach Freitag- oder Samstagabend gefragt. Ich gehe Samstagnachmittag Golf spielen.»
    «Mit wem? Mit Dex?»
    Marcus verdrehte die Augen. «Ich hab noch ein paar andere Freunde in dieser Stadt, weißt du?»
    Sehr wenige, dachte ich. Auch so ein Problem in unserer Beziehung. Als ich mit Dex zusammen war, reisten wir als Truppe, wir waren eine große Gruppe von Freunden. Aber Marcus und ich verbrachten unsere ganze Zeit allein, und meistens verkrochen wir uns in seinem Apartment. Ich wusste, dass ich unsere Coming-out-Party organisieren musste, aber ich war noch nicht so weit, mein kritisches Publikum über meinen neuen Freund Gericht halten zu lassen. Und auf alle Fälle musste ich ihn vorher neu einkleiden.
    «Darcy», fuhr Marcus fort, «du kannst nicht einfach einen Flug buchen, ohne es mir zu sagen. Das ist nicht okay.»
    «Komm schon, Marcus. Es ist
wirklich
wichtig. Wir sind doch ein Team», sagte ich und benutzte damit einen seiner vielen sportlichen Ausdrücke.
    Er schüttelte den Kopf.
    Ich lächelte und sagte honigsüß: «Du musst doch deine Schwiegereltern kennen lernen. Wir müssen doch langsam mal loslegen.»
    Er seufzte müde. «Aber in Zukunft verabrede nicht irgendwelchen Scheiß für mich, ohne mich zu fragen. Diesmal mach ich’s noch mit.»
    Als hättest du eine Wahl, dachte ich.
     
    Zum ersten Mal in meiner langen Beziehungsgeschichte merkte ich, dass meine Eltern den

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