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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Ketchup zurück und nahm sich noch ein Bier.
    Ich atmete tief durch, und wir kehrten ins Wohnzimmer zurück, wo meine Mutter und Lauren sich über die Gästeliste unterhielten.
    «Zweihundert kommt mir genau richtig vor», sagte Lauren.
    «Ich glaube, dir wird bald klar werden, dass zweihundert das absolute Minimum sind. Da kommt schnell eine Menge zusammen. Wenn deine Eltern und wir jeweils zwanzig Paare einladen, dann haben wir damit schon achtzig Gäste», stellte meine Mutter fest.
    «Stimmt», sagte Lauren. «Und ich will eine Menge Leute aus dem Good Haven einladen.»
    «Na, das dürfte dann die Getränkerechnung reduzieren», scherzte Marcus.
    Lauren schüttelte den Kopf und kicherte. «Sie werden sich wundern, wie viel die verpacken. Jedes Jahr auf der Weihnachtsfeier sind sie sturzbetrunken.»
    «Klingt nach einer irren Party», sagte ich.
    «Haben die eigentlich   … Sie wissen schon   … auch mal was miteinander?», fragte Marcus. Sein erster nennenswerter Beitrag zur Unterhaltung befasste sich mit Seniorensex. Na bravo.
    Lauren kicherte wieder und begann mit einer Geschichte von Walter und Myrtle und ihren neuesten Eskapaden in Myrtles Zimmer. Nachdem der Vorrat an Liebesgeschichten aus dem Altenheim erschöpft war, wandte sich meine Mutter endlich an Marcus. «So, Marcus. Erzählen Sie uns ein bisschen über sich.»
    «Was möchten Sie wissen?», fragte er. Dex hätte die gleiche Frage gestellt, aber in einem völlig anderen Ton.
    «Alles. Überhaupt alles. Wir wollen Sie doch kennen lernen.»
    «Na ja. Ich stamme aus Montana. War in Georgetown auf dem College. Jetzt mache ich einen sinnlosen Marketingjob. Das ist ungefähr alles.»
    Meine Mom zog die Brauen hoch und schlug wieder die Knöchel übereinander. «Marketing? Wie interessant.»
    «Eigentlich nicht «, sagte Marcus. «Aber ich kann davon leben. So gerade.»
    «Ich war noch nie in Montana», bemerkte Jeremy.
    «Ich auch nicht», sagte Lauren.
    «Habt ihr diesen Staat überhaupt jemals verlassen?», brummte ich, und bevor Lauren uns erzählen konnte, wie sie mal als Kind im Grand Canyon gewesen war, fragte ich: «Und was gibt’s zum Abendessen?»
    «Lasagne. Mom und ich haben sie zusammen gemacht», antwortete Lauren.
    «Du und Mom, hm?»
    Lauren war nicht aus der Fassung zu bringen. «Ja! Und du wirst meine Schwester! Die Schwester, die ich nie gehabt hab! Das ist einfach supi-supi-schön!»
    «M-hm», sagte ich.
    «Und Sie, Marcus? Haben Sie Geschwister?», fragte meine Mutter.
    «Ja», sagte er. «Einen Bruder.»
    «Älter oder jünger?»
    «Vier Jahre älter.»
    «Wie schön.»
    Marcus lächelte steif und nahm einen Schluck Bier. Plötzlich dachte ich daran, wie sehr ich mich danach gesehnt hatte, ihn zu küssen, als er auf Rachels Geburtstagsparty an der Bar sein Bier getrunken hatte. Wo waren diese Gefühle hin?
    Die Cocktailstunde war gottlob zu Ende, und alle sechs zogen wir ins Esszimmer. Mutters Porzellanvitrine mit ihrem Lenox-Porzellan und -Kristall darin war auf Hochglanz poliert.
    «Nehmt alle Platz. Marcus, Sie können hier sitzen.» Meine Mutter deutete auf Dexters alten Stuhl. Ein schmerzlicher Ausdruck stahl sich in ihren Blick. Sie vermisste Dex. Dann wich der Schmerz einem Ausdruck der Entschlossenheit.
    Aber trotz ihrer Bemühungen war das Essen eine Qual. Gestelzte Fragen von meinen Eltern, wortkarge Antworten vom Bier trinkenden Marcus. Und dann machte er die Bemerkung, die in die Geschichte eingehen wird.
    Es fing damit an, dass Jeremy von einem seiner Patienten erzählte, einem älteren Mann, der kürzlich seine Frau wegen einer viel Jüngeren verlassen hatte. Einunddreißig Jahre jünger als er.
    «So eine Schande.» Lauren schnalzte mit der Zunge.
    «Schockierend», pflichtete meine Mutter bei.
    Sogar mein Vater, den ich manchmal im Verdacht hatte, dass er selbst auch hier und da vom Wege abwich, schüttelte empört den Kopf.
    Aber aus irgendeinem Grund konnte Marcus einfach nicht mitspielen und wie alle anderen Empörung äußern. Oder einfach den Mund halten, was er ja bis dahin auch ganz gut geschafft hatte. Stattdessen entschied er sich, ihn aufzumachen und zu sagen: «Einunddreißig Jahre jünger, hm? Dann ist meine zweite Frau ja noch gar nicht auf der Welt.»
    Mein Vater und Jeremy wechselten einen Blick, und beide zogen auf gleiche Weise die Brauen hoch. Meine Mutter sank in sich zusammen und strich über den Stiel ihres Weinglases. Lauren lachte nervös und sagte: «Das war wirklich komisch, Marcus. Das

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