Shoppen und fischen
ich behauptete, ich wollte doch lieber an die University of Indiana.
Er schüttelte den Kopf. «Das glaub ich dir nicht. Du bist von Notre Dame
nicht
angenommen worden.»
Ich fing an zu schwitzen. Woher wusste er das? Hatte er meinen Brief gesehen? Hatte er sich in die Computer des Sekretariats von Notre Dame gehackt?
«Wieso ist die Wahl meines Colleges hier von Bedeutung?»
«Ich sag dir, warum sie von Bedeutung ist, Darcy. Ich sag’s dir genau. Du hast immer mit Rachel konkurriert, von frühester Jugend an bis heute. Immer war alles ein Wettkampf für dich. Und was dich vor allem wurmt, ist die Tatsache, dass Dex sich für Rachel entschieden hat. Er hat sie genommen und nicht dich.»
Ich wollte etwas einwenden, aber er sprach immer weiter, grausam, streng und laut. «Dex wollte mit ihr zusammen sein, nicht mit dir. Da ist es egal, dass du auch nicht mit ihm zusammen sein wolltest. Es ist egal, dass du ihn auch betrogen hast. Es ist egal, dass ihr beide offensichtlich nicht zusammengepasst habt und dass ihr euch eine Scheidung erspart habt, indem ihr vorher abgesprungen seid. Du siehst nur eines: dass Rachel dich irgendwie besiegt hat. Und das bringt dich um, Darcy. Ich sag dir als dein Freund: Du musst loslassen und dein Leben weiterleben.» Er klang, als säße er in einem Debattierclub.
Ich schüttelte den Kopf und sagte ihm, dass er sich irre. Ich sagte ihm, dass niemand,
niemand
in meiner Lage sich für Rachel würde freuen können. Ich merkte, dass ich schrill wurde, dass ich verzweifelt versuchte, ihn die Dinge mit meinen Augen sehen zu lassen, genau wie ich es mit Marcus versucht hatte.
«Es ist doch so, Ethan … selbst wenn sie es nicht hinter meinem Rücken getan hätten, selbst wenn ihre Beziehung erst nach unserer Trennung angefangen hätte, wäre es immer noch … einfach
falsch
. Das tut man einfach nicht mit dem Ex seiner Freundin. Punkt. Wieso haben Männer solche Probleme, das einzusehen? Es ist ein Grundprinzip des Lebens.»
«Sie
liebt
ihn, Darce. Das ist ein Grundprinzip des Lebens.»
«Würdest du bitte aufhören, es mir dauernd unter die Nase zu reiben? Ich will das Wort ‹Liebe› nicht mehr hören. Ob sie einander lieben oder nicht, ist hier völlig ohne Belang … Du verstehst
nichts
von Freundschaft.»
«Darcy. Nimm’s mir nicht übel – und ich sage das nicht aus Gemeinheit, denn mir liegt was an dir, und nur deshalb bist du hier bei mir zu Besuch.» Bei dem Wort «Besuch» malte er Anführungsstriche in die Luft. «Aber …»
«Aber was?», fragte ich kläglich und voller Angst vor dem, was er als Nächstes sagen würde.
«Aber ich glaube,
du
verstehst nichts von Freundschaft.» Er sprach schnell und wütend. «Überhaupt nichts. Deshalb sitzt du jetzt praktisch ohne Freunde da. Du stehst auf Kriegsfuß mit Rachel. Mit Claire. Mit dem Vater deines Kindes. Mit deiner eigenen Mutter, die – soweit du weißt – keine Ahnung hat, wo du bist! Und jetzt bist du auch auf mich wütend.»
«Es ist doch nicht meine Schuld, dass ihr mich alle verraten habt.»
«Du musst einmal lange und aufmerksam in den Spiegel schauen, Darce. Du musst begreifen, dass dein durch und durch oberflächliches Verhalten auch Folgen hat.»
«Ich bin nicht oberflächlich», sagte ich, aber ich glaubte es selbst nur halb.
«Du
bist
oberflächlich. Du bist absolut selbstsüchtig und unreif, und du hast total verkorkste Wertvorstellungen.»
Jetzt war er zu weit gegangen. Ich mochte ja vielleicht ein bisschen zur Oberflächlichkeit neigen, aber seine restlichen Vorwürfe waren einfach lächerlich. «Was, zum Teufel, soll das bedeuten? Unreif?»
«Es bedeutet, dass du jetzt – im wievielten? – im fünften Monat schwanger bist. Und meinem Eindruck nach tust du nichts, um dich auf dieses Kind vorzubereiten. Nichts. Du kommst nach London auf diesen so genannten Besuch, aber ich sehe keinerlei Anzeichen dafür, dass du vorhast, nach New York zurückzukehren – und in der ganzen Zeit hast du keine Anstalten gemacht, hier zur Schwangerenvorsorge zu gehen. Dazu kommt, dass du nicht besonders gut isst, vermutlich um schlank zu bleiben – auf Kosten des Wachstums deines Babys. Du hast heute Abend zwei Glas Wein getrunken. Und statt für das Kind zu sparen, das du allein großziehen musst, verpulverst du dein Geld für absolut sinnlose Einkäufe. Es ist einfach atemberaubend, wie verantwortungslos und egozentrisch du dich aufführst.»
Es verschlug mir die Sprache. Ich meine, was kannst du
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