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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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erwidern, wenn dir jemand im Grunde nichts anderes sagt, als dass du eine beschissene Freundin bist, eine schreckliche, verantwortungslose werdende Mutter und ein hohles, egozentrisches Weibsstück? Wenn ich die (naturgemäß wenig glaubwürdigen) Vorwürfe einiger verschmähter Liebhaber nicht mitrechnete, war ich noch nie so angegriffen worden. Er hatte mir so viele Gemeinheiten an den Kopf geworfen, mich aus so vielen verschiedenen Richtungenattackiert, dass ich nicht mehr genau wusste, wie ich mich noch verteidigen sollte. «Ich nehme Schwangerschaftsvitamine», sagte ich kleinlaut.
    Ethan sah mich an, als wollte er sagen:
Wenn dir nichts Besseres einfällt, lasse ich es dabei bewenden.
Er gehe jetzt ins Bett, erklärte er. Sein Gesichtsausdruck gab mir zu verstehen, dass ich ihm ja nicht folgen sollte. Er wollte mich nicht in seinem Zimmer haben.
    Nachdem ich eine ganze Weile im Wohnzimmer gesessen und meine Wunden geleckt hatte, während seine Rede mir noch einmal im Kopf herumging, beschloss ich, nur zur Sicherheit noch einmal durch die Diele zu seiner Tür zu gehen. Nicht dass ich auf Verdacht versucht hätte, sie zu öffnen – ein bisschen Stolz hatte ich ja noch   –, aber ich musste einfach wissen, ob er mich wirklich ausgesperrt hatte. Bereute er seine harten Worte? War seine Meinung über mich milder geworden, nachdem sich der Biernebel in seinem Kopf aufgelöst hatte? Ich legte die Hand an den gläsernen Türknauf und drehte. Er rührte sich nicht. Ethan hatte mich ausgesperrt. Etwas an dieser Tür, so kalt und unnachgiebig, machte mich gleichzeitig wütend und traurig und entschlossen.

EINUNDZWANZIG
    Am nächsten Morgen erwachte ich auf meiner Luftmatratze und fühlte zum ersten Mal, wie mein Baby strampelte. Schon öfter hatte ich geglaubt, sie zu spüren – aber dann waren es wohl doch immer nur Verdauungsstörungen, Hunger oderNervosität. Aber dieses komische, unverkennbare Gefühl winziger Füße, die sich in mir bewegten, gegen meine Organe und Knochen strampelten, war damit nicht zu verwechseln. Ich legte meine Hand an die Stelle dicht unter dem Rippenbogen und wartete. Und richtig, da fühlte ich noch einmal ein zartes, aber deutliches Stupsen und Zucken. Ich weiß, es klingt verrückt, zumal mein Bauch zusehends Basketballgröße annahm, aber ich glaube, mit diesem Zappeln kleiner Babyfüße verließ meine Schwangerschaft den Bereich des Theoretischen und wurde zur Realität. Ich hatte ein Baby im Bauch, eine kleine Person, die in wenigen Monaten geboren werden würde. Ich würde Mutter werden. In gewisser Weise war ich es schon.
    Ich rollte mich wie ein Fötus zusammen und kniff die Augen zu. Ein Chaos der Gefühle stürzte auf mich ein. Zuerst sprudelte reine Freude in mir auf. Es war ein unbeschreibliches Glück, wie ich es nie zuvor empfunden hatte, wie man es nicht erleben kann, wenn man eine Gucci-Handtasche oder ein Paar Manolo Blahniks kauft. Ich lächelte, und dann hätte ich beinahe laut gelacht.
    Aber in mein Glück mischte sich rasch eine beunruhigende Melancholie, denn mir wurde klar, dass ich niemanden hatte, der diesen gewaltigen Meilenstein mit mir zusammen erlebte. Ich konnte weder den Vater meiner Tochter noch ihre Großmutter anrufen. Ich hatte keine Lust, mit Ethan darüber zu sprechen, nachdem er so gemein zu mir gewesen war. Und das Wichtigste war: Ich konnte Rachel nicht anrufen. Zum ersten Mal, seit ich Dex in ihrem Schrank gefunden hatte, vermisste ich sie wirklich. Ich hatte immer noch Annalise, aber das war einfach etwas anderes. Ich dachte an früher, wie es war, wenn ich gute Nachrichten,schlechte Nachrichten oder mittlere Nachrichten erhalten hatte. Wie ich sie kaum verdaut hatte und schon nach nebenan stürmte oder Rachels Kurzwahlnummer drückte. In unseren Kindertagen war Annalise immer die Nummer zwei gewesen, immer die, die mir später einfiel und alles später erfuhr. Jetzt, da Rachel aus dem Spiel war, sollte man meinen, dass Annalise sie einfach ersetzte. Aber allmählich sah ich ein, dass es so nicht lief. Rachel war nicht zu ersetzen. Claire hatte sie nicht ersetzt, und Annalise auch nicht. Ich fragte mich, warum. Schließlich wusste ich doch, dass Annalise die richtigen Dinge sagen und so nett sein würde, wie sie konnte. Aber sie würde niemals in der Lage sein, das tief verwurzelte Bedürfnis nach Gemeinsamkeit zu erfüllen.
    Ich drehte mich auf der Luftmatratze zum Fenster um, und wieder klangen mir Ethans Worte in den Ohren: dass ich eine

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