Shoppen und fischen
ersten Mal getreten.»
Es machte mich ein bisschen traurig, dass ich eine so weltbewegende Neuigkeit mit zwei Fremden teilen musste, aber ich sagte mir, dass sie potenzielle neue Freundinnen waren. Vielleicht sogar Weggefährtinnen bis zum Grab.
«Gratuliere!», quietschte die Blonde.
«Sie sehen phantastisch aus für die achtzehnte Woche», stellte die Brünette fest.
Mit, wie ich fand, aufrichtiger Bescheidenheit lächelte ich. «Danke.»
«Junge oder Mädchen?», fragte die Brünette.
«Ich weiß es noch nicht, aber ich bin ziemlich sicher, es ist ein Mädchen.»
«Das war ich auch», sagte die Blonde und strich über Natalies flaumigen Kopf. «Ich wusste einfach, dass es ein Mädchen war.»
«Haben Sie es vorher feststellen lassen?»
«Nein, ich wollte mich überraschen lassen. Aber mein Mann wusste es.»
Ich zog die Brauen hoch. «Er wusste es und Sie nicht?»
Sie nickte. «Unser Arzt hat ihm die relevanten Körperteile auf dem Ultraschallbild gezeigt, und ich hab die Augen zugemacht. Mein Mann schwor, es keiner Menschenseele zu verraten. Nicht mal unseren Müttern, die vor Neugier fast gestorben wären.»
«Unglaublich, dass er es geheim halten konnte! Ich kann’s nicht fassen», sagte ich.
«In der Hinsicht ist ihr Mann Klasse», sagte die Brünette.
«M-hm.» Die Blonde nickte. Mir war schon aufgefallen, dass die Briten oft
m-hm
sagen – statt
yes
oder
a-ha
oder
yeah
. Sie fuhr fort. «Hat sich kein einziges Mal mit den Pronomen vertan. Er hat immer sorgfältig ‹er oder sie› oder einfach ‹es› gesagt.»
«Und beim Namen? Ist Ihnen auch nichts aufgefallen, als Sie sich über den Namen unterhalten haben?»
«Überhaupt nichts. Er hat seine Vorschläge gleichmäßig verteilt … Tatsächlich war er so entschieden für Gavin, dass ich fast dachte, es würde ein Junge.»
«Wow. Ihr Mann scheint ein toller Typ zu sein», sagte ich.
Sie sah ihre Freundin an, und beide fingen an zu lachen. «Wir waren gerade dabei, über ihn herzuziehen. Er ist in letzter Zeit ein ziemlicher Stiesel.»
Ich wusste nicht genau, was ein Stiesel war, aber ich nickte nachdrücklich. «So was kenn ich.»
Wir schwiegen eine Weile, und ich sah, dass die Mädels sich wieder fragten, in welcher Situation ich wohl sein mochte.
«Ich heiße übrigens Darcy», sagte ich, und mein entwaffnendes Lächeln sagte ihnen hoffentlich:
Und ich werde nicht mit euch konkurrieren.
«Ich heiße Charlotte», sagte die Blonde.
«Und ich bin Meg», sagte die Brünette.
«Es ist so schön, euch kennen zu lernen. Seit ich hier bin, wünsche ich mir verzweifelt ein wenig Kontakt zu Frauen.» Das stimmte, obwohl es mir, glaube ich, erst in diesem Augenblick wirklich bewusst wurde.
«Wann bist du denn nach London gekommen?», fragte Meg.
«Vor ungefähr einem Monat.»
«Bist du allein hier?» Noch direkter konnte sie sich nicht nach dem Vater meines Kindes erkundigen.
«Ja, ich mach’s allein», sagte ich.
Meg und Charlotte starrten mich an, und ich bemerkte Bewunderung in ihrem Blick. Mein warmherziges, offenes Lächeln gab ihnen die unausgesprochene Erlaubnis zu weiteren Fragen, die sie dann auch zögernd stellten. Ich beantwortete sie alle, und nur ab und zu schmückte ich die Dinge ein bisschen aus. So erzählte ich ihnen zum Beispiel, dass ich Rachel mit Dex im Bett erwischt hätte – und Marcus ließ ich ganz aus und implizierte damit, dass Dex der Vater sei. So kam es mir einfacher vor – und mal ehrlich: War das in diesem Augenblick ein großer Unterschied? Beide waren aus dem Spiel. Meine Zuhörerinnen waren gebannt. Charlotte ignorierte sogar Natalie, die angefangen hatte, an einer Ecke des
Evening Standard
zu lutschen. Ich fuhr mit meiner Geschichte fort und erzählte ihnen, ich hätte meinen Job aufgegeben und sei nach London gekommen, um bei meinem Kindheitsfreund Ethan zu wohnen. «Er ist straight, aber wir sind trotzdem nur Freunde», sagte ich. Ein schwuler Freund wäre vielleicht interessanter und sicher unterhaltsamer gewesen, aber eine klare, offene Freundschaft zwischen Mann und Frau hatte auch etwas Faszinierendes. Außerdem machte es mich als nettes Mädel überzeugender. Ich hörte schon, wie sie später sagen würden: «Sie ist schön, aber sie läuft nicht rum und reißt jeden verfügbaren Mann auf.»
Charlotte wollte wissen, ob ich mich denn für Ethan interessierte. Ich schüttelte nachdrücklich den Kopf. «Überhaupt nicht. Wir sind gute Freunde, weiter nichts. Obwohl wir in der fünften Klasse
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