Shopping and the City
wütete Romaine und triefte nun nicht nur von Sarkasmus. »Schaut mich doch nur an!«
»Das tue ich«, sagte die Verkäuferin, die in diesem Moment mit Cinnamons Wimpern zurückkehrte, »und es tut mir leid, meine Liebe, aber Sie benutzen schlicht zu viel von der Creme.«
»Fern! Fern! Steh da nicht so rum, gib mir ein Tuch zum Abwischen! Ich kann nichts sehen!«
»Kommt, wir gehen, Mädels«, befahl die Handy-Plaudertasche Fern und Romaine. »Dieses Geschäft ist wirklich vor die Hunde gegangen!«
»Auf solche Kunden können wir gern verzichten«, bemerkte die Verkäuferin. Dann wandte sie sich mit einem mitfühlenden Blick zu Cinnamon und sagte: »Ich sage Ihnen das wirklich sehr ungern, aber Ihre Karte wurde eingezogen.«
»Oh nein, nicht schon wieder. Und dabei hatte ich mir fest geschworen, von jetzt an nur noch mit Bargeld zu bezahlen.«
»Machen Sie sich nichts daraus, meine Liebe, das passiert ständig. Rufen Sie einfach im Rechnungsbüro an, wenn Sie nach Hause kommen, und die werden dann etwas mit Ihnen aushandeln. Aber ich fürchte, die Wimpern müssen Sie zurückgeben.«
»Aber Sie sagten doch, die wären permanent, bis zu sechs Monaten.«
»Oh Mann, Girlie«, flüsterte Evie aufgeregt. »Cinnamons
Kaufrauschanfall bedeutet, dass sie offiziell eine von uns ist. Na ja, eine von dir. Jetzt kannst du eine gute Tat vollbringen und bei den Anonymen Kaufsüchtigen Sponsor von Cinnamon werden.«
»Keine Sorge, Cinnamon-Schatz«, tröstete Evie. »Wir sind nämlich gerade auf dem Weg zu Imogenes Selbsthilfegruppe – die werden auch dir helfen. Außerdem könnte Imogene überschnappen und sich zum Affen machen, also sollten wir besser dabei sein und es uns anschauen.«
»Evie!«, sagte ich empört. Sie lachte und schnitt eine alberne schielende Grimasse, als wolle sie sagen: Nimm nicht alles so ernst .
E s war auf eine verquere Weise nur passend, dass mein vierzehntägig stattfindendes Schuldnerberatungs- und Rehabilitationsseminar, auch als Treffen der Anonymen Kaufsüchtigen bekannt, im Penthouse-Konferenzzimmer im achten Stock von Barneys abgehalten wurde. Ich muss gestehen, ich würde lieber die ganze usbekische Modewoche absitzen, als meine kaufsüchtige Seele vor einer Gruppe von Fremden zu entblößen. Ganz ehrlich, wäre da nicht diese Kreditkarten-Zwickmühle, würde ich eben jetzt mit Toy, Tante Tamara und Evie durch Paris schlendern. Stattdessen griffen Evie, Cinnamon und ich uns die letzten verbliebenen Stühle, wobei wir achtsam einen Bogen um das Meer von Einkaufstüten und die vornehmlich in Manolos steckenden Füße der bereits sitzenden Anonymen Kaufsüchtigen machten.
»Na schön, meine Damen«, ergriff Margaux, die mit Bulgari-Schmuck behängte Vorsitzende, das Wort.
»Ähm«, sagte ein Mann in der ersten Reihe und ließ seine Gucci-Sonnenbrille um seinen Finger kreiseln.
»Und unser einzelner Herr«, berichtigte sie sich. »Wollen wir dann mal anfangen, ja?« Sie warf sich hinter dem kleinen Tisch am Kopfende des Raums in Positur.
»Bevor wir anfangen, möchte ich Myla Greenberg danken, die uns so großzügig mit erlesenen Erfrischungen versorgt hat. Außerdem möchte ich unseren Gastgebern hier bei Barneys danken, die uns freundlicherweise erlauben, dass wir uns ganz wie zu Hause fühlen können, da dies für viele von uns unser zweites Zuhause ist .«
»Ich bin gleich wieder zurück«, flüsterte Evie, verlockt von dem Zuckerduft, den der mit Leckereien beladene Büfetttisch verbreitete. Cinnamon folgte ihr, wobei sie auf dem Weg mehrere Leute anrempelte und einen Stuhl umwarf.
Evie kehrte mit einer Super-de-Luxe-Probierauswahl zurück. Alles war für den einstündigen Futtermarathon bereit.
»Ich dachte, du wärst auf Diät!«, raunzte ich leise.
»Das ist meine Diät.«
Oh toll, sie war wieder auf der Backe-backe-Kuchen-Diät.
»Die Vanille-Muffins hier sind der Oberhammer!«, sagte sie. »Probier mal.«
Konnte sie wirklich derart die Augen vor der Wahrheit
verschließen? Um ehrlich zu sein, ihre überkandidelten Diäten gingen mir langsam auf die Nerven. Nach reiflicher Überlegung war ich zu der Überzeugung gelangt, dass Evie ihren aufgestauten Drang zum Entwerfen in einen Zwang zu essen übertrug. Und sie isst nicht nur, was ihr auf den Teller kommt. Sie muss auch immer unbedingt von meinem naschen – was mich wahnsinnig macht.
Ihr zuliebe biss ich in den Muffin, und na ja, er war oberlecker und traumhaft locker, und in unter einer Nanosekunde war ich in
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