Shopping and the City
Monate. Sie sind eher Haarverlängerungen als Wimpern. Könnte ich Sie für ein Paar begeistern?«
»Unbedingt!«, erwiderte Cinnamon.
»Die sind supergöttlich!«, jauchzte Evie.
»Ich wusste gar nicht, dass Prada Nerzwimpern anbietet«, bemerkte ich.
»Ich sage Ihnen, keine fünf Minuten, bevor Sie sich hier hingesetzt haben, habe ich zehn Paar davon an J.Lo verkauft«, vertraute sie uns an, während sie letzte Hand an Cinnamons Lider anlegte.
Direkt neben uns plapperte ein Mädel munter in sein Handy, was ihm aber noch genug Zeit ließ, der Verkäuferin mit einem Kopfnicken ein Zeichen zu geben, mit seinen Fingern auf dem Tresen zu trommeln und zu rufen: »Arbeitet hier jemand?«
Ganz im Ernst: Bitte drücken Sie die Eins für unausstehlich!
»Hall-oooooh?! Passiert hier mal was?«, sagte sie zu unserer Verkäuferin. »Ich bin schrecklich in Eile! Und ich will nur diese eine kleine Sache«, erklärte sie und hielt ein Töpfchen Crème de la Mer hoch, die bei einer unverbindlichen Preisempfehlung von 192 Dollar pro Unze grob gerechnet dem Gehalt einer TrendbüroPraktikantin für 80 geleistete Stunden entsprach.
»Kann nicht mal jemand bei der den Ton abschalten«, zischte die Kosmetikverkäuferin kaum hörbar. »Ich bin gleich bei Ihnen, meine Liebe.« Und dann an Cinnamon gewandt: »Bezahlen Sie bar oder mit der Barneys-Kundenkreditkarte?«
»Kundenkreditkarte«, antwortete Cinnamon und reichte ihr selbige.
Eben in diesem Moment weckte etwas, das die plappernde
Handy-Zicke sagte, meine volle Aufmerksamkeit.
»Brooke, Schätzchen, diese Fotos sind einfach fantastisch hoch zehn. Wie machst du das bloß?« Ich drehte mich um, um einen besseren Blick auf diese Busenfreundin von Brooke zu werfen. Sie war mir unbekannt, aber direkt neben ihr standen Brookes zwei zahme Buchstützen, die Salatschwestern aus dem Soho House, Fern und Romaine. Ich kehrte ihnen eilig wieder den Rücken, bevor sie mich bemerkten. Mir blieb keine andere Wahl, als meine Angst zu schlucken, und so griff ich todesmutig in die »ekligen« Make-up-Proben. Ich setzte gerade an, einen zweiten Anstrich mit dem Stiletto-Liquid-Eyeliner aufzutragen, als hinter mir eine Stimme ertönte und mich aus meinem neu gefundenen seligen Zustand der Schminkversenkung riss.
»Naaaa, sieh mal einer an, wen haben wir denn hier? Ich hätte gedacht, Discount-Drogerien wären mehr dein Stil«, sagte Fern, während ich unbeirrt fortfuhr, mir mit dem Applikator ins Auge zu stechen.
»Na, wenn das nicht das kleine Mädchen aus Kansas ist, Ro. Die, die wir im Soho House getroffen haben. Die, deren Händchen die arme Brooke den ganzen Tag halten muss, weil sie von nichts eine Ahnung hat.«
Halloooooooo, könnte die bitte mal jemand deportieren?
Ich tastete nach der Schachtel mit den Kosmetiktüchern, die Romaine unauffällig außer Reichweite schob. Evie schob sie wieder zu mir. Ihr entging kein Wort des Gesagten, und ich konnte sehen, dass sie vor Wut kochte.
Fern schürzte die Lippen und kniff böse die Augen zusammen.
»Weißt du, Dorothy«, säuselte sie. Sie ignorierte Evie und schlängelte sich dichter an mich heran. »Spring wollte eigentlich jemanden mit bedeutend mehr Erfahrung als du einstellen. Stimmt das nicht, Ro?«
»Ganz richtig, Fern.« »Aber wie es sich ergab, erwies sich Spring Sommers Verlust als Winter Tans Gewinn.«
»Das stimmt.«
»Jetzt arbeiten wir beide für Winter, und Haute & About kann von unser beider Modegeschmack profitieren.«
Das war eine Neuigkeit. Eine große Neuigkeit, über die ich nachsann, während ich mein Auge abtupfte. Das erklärte, weshalb Brooke so gemein zu mir war. Na ja, abgesehen von ihrer Persönlichkeit. Schlagartig fühlte ich mich gar nicht mehr so unbedarft, weil ich neu war und so viele Dinge noch nicht wusste. Um genau zu sein, es war ein ziemlich klasse Gefühl zu wissen, dass eine dieser beiden Bohnenstangen zu meinen Gunsten abgelehnt worden war.
Nun, ich hatte genügend Probleme mit Brooke, und ich wollte die Sache nicht schlimmer machen, indem ich schnippisch zu ihren Freundinnen war, so unhöflich diese auch immer sein mochten. Evie war offenkundig nicht zu dem gleichen Schluss gekommen.
Schneller als man »Feuchtigkeitspflege« sagen kann, griff Evie in den Probentiegel von Crème de la Mer auf einem nahe gelegenen Tresen, schaufelte mit ihren Fingern
einen großzügigen Klacks heraus und klatschte ihn Romaine mitten ins Gesicht.
»Oh mein Gott! Was hast du getan, du kleine Hexe?!«,
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