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Shopping and the City

Shopping and the City

Titel: Shopping and the City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Barham
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ist?
    »Bitte geben Sie fünfzig Cent in den Schlitz«, wiederholte die Stimme vom Band.
    »Aber ich habe keine fünfzig Cent«, erwiderte ich aufgebracht, wohl wissend, dass mich niemand hörte.
    »Bitte legen Sie auf, und tätigen Sie Ihren Anruf von Neuem.« Die Verbindung wurde unterbrochen. Auf einen Schlag. Ich war so nah dran! Was nun?, überlegte ich und sah auf meine Uhr. Toll, und jetzt bin ich diejenige, die zu spät kommt.
     
    I ch war um sechs mit Evie verabredet gewesen, doch als ich schließlich mein Quasi-Auslandsge-spräch beendet hatte, war ich eine halbe Stunde zu spät.
    Während ich mich pflichtschuldig an den Wogen
von Mädchen vorbeidrängte, die auf dem Weg zu ihrem Rendezvous für eine schnelle Make-up-Auffrischung am Dior-Stand in der Kosmetikabteilung von Barneys einen Zwischenstopp eingelegt hatten, erhaschte ich einen flüchtigen Blick auf mein eigenes Spiegelbild, das in einer frischen Mittsommer-Sprühbräune erstrahlte – Bestätigung: Ich sehe hübsch aus, also bin ich . Ich hetzte auf der Suche nach Evie durch die proppenvollen Estee-Lauder-, Lancôme- und Shiseido-Gänge, wobei ich nur gerade lang genug innehielt, um mich kurz mit Lanvin Femme, meinem derzeitigen Lieblingsparfüm, einzusprühen (wenn schon nichts anderes, kann ich ja wenigstens französisch duften ). Evie und ich hatten vergessen abzusprechen, wo genau bei Barneys wir uns treffen würden, aber ich hatte so eine Ahnung, wo sie sein würde – oben bei Chanel. Wann immer wir irgendwo getrennt werden, wo es eine Chanel-Boutique gibt, kann ich mich gewöhnlich darauf verlassen, sie dort zu finden, selig darin vertieft, zwischen den Kostümen umherzuwandeln, die handgenähten Stiche zu zählen und leise vor sich hin murmelnd den Schnitt des Kleidungsstücks zu bewundern, während sie es gleichzeitig im Geiste in seine Einzelteile zerlegte. Sie sagte Dinge wie: »Siehst du, wie winzig diese Stiche sind?« Oder: »Schau dir nur diesen Saum an, der ist handgerollt und handgenäht und blablabla …« Oder: »Sieh doch nur, wie clever das gemacht ist«, wobei sie auf eine Metallkette zeigte, die in den Saum eingenäht war, »damit ist garantiert, dass der Rock immer richtig fällt.« Und wie üblich, wenn Evie über das Schneidern oder andere,
ebenso abstruse Dinge schwafelt, schalte ich komplett ab.
    »Girlie!«, quiekte sie freudig, als sie mich sah. Wie sich herausstellte, war Evie nicht im oberen Stock und zählte Nahtstiche, sondern am übernächsten Verkaufsstand – mitten zwischen den Kostenlosen-Zugaben-bei-Kauf und den Promi-Parfüms. Sie stand neben einem hübschen jungen Mädchen ungefähr unseres Alters mit blonden Locken, die danach zu urteilen, wie sie abwechselnd blinzelte und ihre Lider zusammenkniff, anscheinend etwas im Auge hatte.
    »Da bist du ja, Girlie! Sieh mal«, sagte sie und meinte damit Blinzelchen, »wir sind Zwillinge!« Sie trugen beide die gleiche Marc-Jacobs-Tasche. Dort endete die Ähnlichkeit jedoch. Während das neue Mädel in einen coolen Zirka-Frühjahr-2006-Vintage-Look gekleidet war, trug Evie von Kopf bis Fuß Marc Jacobs. »Ich helfe Cinnamon bei der Suche nach neuen Schminksachen«, erklärte sie.
    »Was hältst du von diesem Farbton, Evie?«, fragte das Mädchen mit einem très hilflosen Blick. Merken: Beim Ausprobieren von Make-up immer den »Igitt-Faktor« bedenken, bevor man zulangt, denn in den Proben könnten mehr Kulturen gedeihen als in ganz Paris! Evie und ich starrten einander an. »Oh, ich stelle mal kurz vor. Imogene, dies ist Cinnamon. Cinnamon, dies ist meine beste Freundin, Imogene.«
    »Nett, dich kennenzulernen.« Sie lächelte und schaute dabei über meine Schulter. Als sie mir ihre Hand entgegenstreckte, trat sie einen Schritt vor und rempelte
gegen den Schminkstuhl, der direkt vor ihr stand. Wie hatte sie den übersehen können?
    »Ohne meine Brille bin ich blind wie ein Maulwurf«, sagte sie, während sie den Reißverschluss ihrer Hobo-Tasche öffnete und sich eine riesige Brille auf ihre winzige Stupsnase setzte. »Aber ich hasse, wie ich damit aussehe.« Sie nahm ihre Brille wieder ab, was mir Gelegenheit gab, sie unbemerkt in Augenschein zu nehmen. Sie sah haargenau aus wie eine Hippie-Barbie. Boho-Barbie. Dann fiel mein Blick auf ihre Füße. (Normalerweise sind Schuhe das Erste, worauf ich schaue.) Quelle horreur! Pfui Teufel! (Schreck!)
    Dieses Mädchen machte sich wirklich schwerster Vergehen gegen den guten Geschmack schuldig. Evie hatte recht –

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