Shopping and the City

– und dann das hier selbst gewebt. Gefällt es dir? Schau nur, es ist zweifach verwendbar – wenn ich es durch einen Videorecorder laufen lasse«, sagte sie und glättete eine Schlaufe des Gewebes zu Streifen, »könnten wir jetzt eine Szene aus Der Stadtneurotiker gucken. Total genial, findest du nicht?«
    Ich suchte wieder unter der Bettdecke Zuflucht.
    »Komm schon, Girlie, reiß dich zusammen. Hier, trink das, dann fühlst du dich gleich besser«, sagte sie.
    Klasse, Kaffee, dachte ich und trank einen Schluck.
    »Bäähh, iiigitt, pfui! Was ist denn das? Das schmeckt ja wie Erde!«, jaulte ich und wischte mir den sandigen Bodensatz von den Zähnen. Gerade als ich anfing, mich
anErdnussbutter-und-Maraschinokirschen-Smoothies zu gewöhnen, tat Evie mir so etwas an.
    »Das kommt daher, dass es Erde ist «, erwiderte sie. »Aber mach dir keine Sorgen, sie wurde recycelt. Sie ist völlig sauber.«
    »Saubere Erde?«
    »Es nennt sich Heilerde – heute ist Tag eins meiner völligen Entgiftung«, verkündete sie und trank ebenfalls einen Schluck. »Welchen Zweck hat es, sich gesund zu ernähren, wenn man innerlich ganz dreckig ist?« Schwafelalarm: Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wovon sie redete.
    »Wie viel kostet diese Erde?«
    »Frag nicht.«
    Nach einem weiteren Moment und einem weiteren Schluck Heilerde sagte ich: »Evie, hör mal, das mit gestern Abend tut mir ehrlich leid.«
    Sie setzte sich auf die Bettkante.
    »Ist schon in Ordnung, mach dir da mal keine Sorgen. Außerdem, denkst du wirklich, du wärst die Erste, die einem Typen eine Schüssel Reisnudeln über den Kopf gekippt hat?«, sagte sie verständnisvoll. Sie hob die Zeitung auf, die ich auf den Boden hatte fallen lassen. Dann kreischte sie plötzlich: »Oh mein Gott, Girlie! Sieh dir das an... schnell!«

    »Hier ist deine Antwort, hier ist deine Chance, alles
zum Guten zu wenden und deinen Job zurückzubekommen. Und ich komme mit.«
    »Wohin?«
    »Zu Jock Lords Modenschau natürlich!« Ich griff mir die Zeitung, die sie mir hinhielt, und las.
    COUNTDOWN ZUM COMEBACK (2. Teil)
    JOCK LORD ❤ NEW YORK.
    Nicole Kidman, Jock Lords berühmte Muse, hat ihre Teilnahme an der heiß gehandelten Jock-Lord-Comeback-Modenschau bestätigt. Es wird erwartet, dass die Oscar-Gewinnerin, die derzeit eine Auszeit vom Filmen nimmt, wie Page Six jüngst berichtete, in der ersten Reihe sitzen wird, Seite an Seite mit dem legendären Redakteur Andrew Lyford-Tilly. Über die Schau ist bisher nur bekannt, dass sie als eine Sonderveranstaltung im Rahmen der New Yorker Modewoche im Bryant Park stattfinden soll; alles Weitere ist streng geheim. Nach der Modenschau sind Kidman und Konsorten alle zu einer Party in Jock Lords neue Madison-Avenue-Boutique eingeladen, um dort sein heiß erwartetes Comeback des Jahrhunderts zu feiern.
    »Oh mein Gott! Das ist die Modenschau, zu der Hautelaw nicht eingeladen wurde. Spring kriegt Zustände, wenn sie das liest!«
    »Und das ist es – das ist die Lösung all deiner Probleme!« Ihr Gesichtsausdruck verriet mir, dass sie einen Plan ausheckte.
    »Oh nein. Kommt nicht in Frage.«
    »Hör zu, okay, Hautelaw wurde also nicht eingeladen, und ohne Einladung keine Reportage. Wir müssen daher nichts weiter tun, als uns irgendwie Zutritt zu der Schau zu verschaffen und …«
    »Evie, ich kann nicht.«
    »Entschuldige mal, Girlie, aber dein Leben wartet! Siehst du denn nicht, dies ist deine Chance, dich wieder bei Spring beliebt zu machen. Hautelaw ist dein Traumpraktikum, welches irgendwann einmal der Grundstein deiner Karriere sein wird, der Job, von dem du schon als kleines Mädchen geträumt hast. Und so beginnen Träume. Sie werden uns nicht geschenkt. Uns werden Chancen gegeben, sie wahr zu machen. Also, steh auf und zieh dich an. Da draußen ist eine ganze Welt, die nur auf dich wartet. Außerdem ist in zwei Tagen das Morgen schon ein weiteres Gestern, und was hast du dann für all deine Gesterns vorzuweisen?« Evie faltete die Zeitung zusammen und stand auf. »Kopf hoch, Girlie. Das Blatt wendet sich bereits.«
    »Genau das befürchte ich.«

Kapitel 10
    Der Große Faux-Pas
    Datum: Später
Stimmung: Entschlossen
     
    Wie üblich hatten wir einen Plan. Keinen sonderlich guten Plan, aber eben einen Plan. Und wenn Evie und ich einen Plan haben, dann könnt ihr sicher sein, dass etwas passieren wird, wenn auch gemeinhin nicht das, was wir eigentlich geplant hatten.
     
    K omm jetzt, Girlie«, drängte Evie. »Wir müssen los, sonst