Shopping and the City
stimmen?«
Auf dem Preisetikett stand »$400«. Leider war Evie in ihrer Verzückung einen Moment lang unachtsam, und bevor sie es sich versah, hatte eine muskulöse Hünin in ihren Zwanzigern sich die Tasche geschnappt.
»He, geben Sie die wieder her!«, schrie Evie. Sie stürzte sich auf die Missetäterin und riss ihr die Tasche wieder aus der Hand.
»Girlie!«, rief sie. »Hilfe!!!«
Die beiden lieferten sich inzwischen einen Kampf bis auf den Tod. Ich stellte meine persönlichen Ansichten bezüglich It-Bags hintan und stürzte mich ins Getümmel. Schließlich ging es hier um Ehre und Fair Play, Gott und unsere Heimat und das unveräußerliche Recht einzukaufen.
»Lass los, du Biest!«, fauchte die Furie. Sie rammte Evie ihren Ellbogen in die linke Rippe und schubste sie damit gegen eine andere Furie, die verbissen an einer Chanel-Rangelei am nächsten Tisch beteiligt war.
»He!«, rief Furie Nr. 2. »Wegen dir ist mir das paillettenbestickte Trägerhemdchen durch die Lappen gegangen!« Sie warf sich in Positur, um Evie zu schubsen, hielt aber abrupt inne, als ihr Blick auf die Diorissima-Handtasche fiel. Blitzartig wechselte ihr Gesichtsausdruck
von wütend zu drohend – dann stürzte sie sich mit einem Satz auf ihre Beute. Evie schreckte entsetzt zurück.
»Evie!!« Ich wedelte mit meinen Armen, und sie warf die Tasche über den Kopf von Furie Nr. 2 zu mir.
»Schnappt sie euch!«, schrie die Frau.
Ich fing die Tasche und rannte damit los wie ein Ballträger beim Sturmlauf zur Endzone des Footballfeldes. Furie Nr. 1 wirbelte herum und schnitt mir auf Höhe des Narciso-Rodriguez-Tisches den Weg ab. Ich saß in der Falle. Cinnamon kam mit Vollgas den Gang entlanggesaust.
»Halt durch, Im!«, rief sie und warf sich mit Wucht gegen Furie Nr. 1 und Nr. 2, um sie abzublocken wie ein Footballverteidiger.
»UUFFF!« Sie gingen zusammen zu Boden und rutschten über das Parkett, wobei sie andere Kunden umkippten wie Kegel. Hart erkämpfte Waren regneten herab, während Frauen übereinanderpurzelten. Umstehende Kundinnen nutzten die Gelegenheit, zusätzliche Schnäppchen an Land zu ziehen, und stürzten sich auf die verstreuten Waren, was ein noch größeres Durcheinander schuf. Während ich, die Diorissima fest in der Hand umklammert, dastand und ungläubig zuschaute, zerrten Wachmänner weibliche Körper aus dem resultierenden Handgemenge. Mein Blick fiel auf den Tisch neben mir. »OMGOHMEINGOTTICHKANNES-NICHTGLAUBEN!«, kreischte ich. »Evie!«
»Was?!«, brüllte sie von irgendwo unter dem Menschenknäuel hervor.
»Evie! Sieh doch!« Ich hielt ein brandneues, unversehrtes Paar leuchtend roter Lanvin-Schuhe hoch. Die Lanvin-Schuhe. Die gleichen, die ich von Bee geliehen hatte. Die gleichen Schuhe, die ich seit dem ersten Tag meines Hautelaw-Lebens mit mir herumschleppte und wie meinen Augapfel hütete. Vielleicht waren sie wiedergeboren worden, sinnierte ich. Die ganze Zeit über hatte ich eine Heidenangst gehabt, Bee gegenüberzutreten, wohl wissend, dass ich die Schuhe nicht ersetzen konnte.
Nachdem die Bereitschaftspolizei wieder abgerückt war, schob ich meinen Einkaufswagen zur Kasse. Er war inzwischen gefüllt mit Pringle-Kaschmir, einer klassischen Chanel-Handtasche, den Ersatz-Lanvin-Schuhen für Bree, Büchern und einer himmlischen rosa Nerz-Kurzjacke sowie einem Chiffon-Minifaltenrock von J. Mendel – der eine gewisse Ähnlichkeit mit Tinsley Vogelsangs Schultercape hatte (aber viel, viel schicker war).
Als ich an die Kasse kam, regte sich von Neuem jenes flaue Gefühl. Mein Herz fing an zu rasen, und meine Handflächen waren klamm. Zuerst dachte ich, es wären die Adrenalinüberreste des Extrem-Shoppen-Vormittags. Doch je mehr ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass ich einfach nicht diese modebesessene Fanatikerin war. Zumindest nicht mehr. Vielleicht
kam Dads Schmetterling endlich aus seinem Kokon. Vielleicht veränderte ich mich. Als mir all dies endlich aufging – als die Botschaft meines Herzens endlich zu meinem Verstand durchsickerte -, wusste ich, dass ich mein altes Leben hinter mir ließ und ein neues begann.
Ich holte die Lanvins und zwei interessante Bücher, die ich für Mom und Dad auf dem Rizzoli-Tisch entdeckt hatte, aus meinem Einkaufswagen, dann ließ ich den Rest stehen.
»Ich nehme nur die hier«, erklärte ich der Kassiererin. Sie zog ungläubig die Augenbrauen hoch.
Was soll man dazu sagen? Nachdem ich mein Leben lang von diesem Moment geträumt hatte,
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