Shopping and the City
auch nicht. Mit der Aufnahme auf deinem Mikro, Evie, und diesem Foto – nun, ich schätze,
man könnte sagen, dass wir unseren unumstößlichen Beweis haben.«
»Und was machen wir jetzt?«
»Das Einzige, was wir tun können, ist abwarten.«
»Mick«, sagte Malcolm und steckte seinen Kopf zur Tür herein, »ich habe da noch eine letzte Sache, die du dir anschauen musst.« Mick zwinkerte mir zu, und dann waren Malcolm und er verschwunden. Also legte ich mich zu Toy und Evie (die beide laut schnarchten) auf Springs Couch und ertappte mich dabei, dass mir Schlafgebete durch den Sinn gingen, die ich seit meiner Kindheit nicht mehr gesprochen hatte.
Das Letzte, woran ich mich erinnere, bevor ich das Bewusstsein verlor, war, dass Mick im Zusammenhang mit mir das Wort »Redakteurin« fallen lassen hatte.
Kapitel 13
Der Darwin-Code
Datum: 20. Juli
Stimmung: Entwickle dich weiter oder stirb!
Ganz ehrlich, es war einfach zu schrecklich. Der Tratsch, die Diebereien, die Verschwörung, die Heimtücke, die Intrigen à la Machiavelli. Und dabei waren die Pforten noch geschlossen!
H underte von coolen Musikertypen, Modestudenten, trendigen Moms, in Couture gekleideten Hungerhaken, auf Stilettos umherstolzierenden Frauen und eine verstreute Handvoll sehr gepflegter junger Männer warteten aufgeregt und gespannt in der Schlange, die sich um die West 17th Street und die Seventh Avenue hinunter erstreckte und irgendwo nahe dem Südpol endete. Jeder Einzelne von ihnen fieberte dem Moment entgegen, wenn sich die Tore zu Barneys Super-Samstag-Musterverkauf-am-Freitag öffnen würden.
Es war nach einer langen Nacht eine Reise in den Tag. Wie brave kleine Modejunkies hatten Evie, Cinnamon und ich einen Schlachtplan für den Schlussverkauf
geschmiedet, welcher einschloss, am Abend zuvor mit einem Berg von Sachen – einem Zelt, Schlafsäcken, Campingkocher – hierherzukommen, um sicherzustellen, dass wir pünktlich und ausgeruht waren. Letztendlich trafen wir erst um Mitternacht ein, was unsere Chancen auf einen ausreichenden Schönheitsschlaf stark beschränkte. Dann war da Evies Zelt, das besonders nett war in den frühen Morgenstunden, als wir in unserem behaglichen kleinen Nest zusammenhockten. Wir gingen noch einmal die Grundregeln der Schnäppchenjagdetikette durch, die wie folgt lauteten:
1. Es gibt keine Regeln.
2. Nur die Starken überleben. Nirgends auf der Erde ist das Mantra ›Ich, ich, ich‹ zutreffender.
3. Adrenalin ist dein Freund.
4. Die beste Zeit, zu einem Musterverkauf zu gehen, ist nach dem fiesen Streit mit deinem sogenannten Freund. Ihr wisst schon, wenn er sagt, dass er mit anderen Leuten ausgehen will.
5. Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt für einen Modeentzug. Dafür gibt es schließlich die guten Vorsätze für das neue Jahr.
6. ,
7. und
8. Kaschmir in Regenbogenfarben ist eine absolute ÜLN (Überlebensnotwendigkeit). Ombriertes Krokoleder ist ein totales Muss. Und Stufenröcke sind völlig und komplett out.
9. Niemals Anspruch auf etwas erheben mit der Behauptung, man hätte es zuerst gesehen. Das machen nur Amateure.
Na ja, das ganze Nachdenken über Musterverkäufe weckte in mir ein ungutes Gefühl. Ich meine, zum einen waren wir beim besten Willen nicht die Ersten in der Schlange, sondern eher die Fünfzehnten oder Zwanzigsten oder so was, und ich machte mir ernstliche Sorgen, dass alles auf meiner ÜLN-Liste vergriffen sein würde, bis wir endlich reinkamen. Darüber hinaus hatte Caprice die Eintrittskarten und hätte schon vor einer Stunde hier sein sollen. Ich hatte sie bereits mehrmals auf ihrem Handy angerufen, aber sie meldete sich nicht. Von dem Megastress einmal abgesehen, ging da noch irgendetwas anderes vor, und ich konnte mir einfach keinen Reim darauf machen, was. Ich meine, unter normalen Umständen würde ich mich jetzt einem Zustand reiner Glückseligkeit nähern, bei dem bloßen Gedanken an die enorme Einzahlung, die ich gestern bei meiner Bank getätigt hatte, und die letzte Rate, die ich an Miss Stevens überwiesen hatte – hurra! Und als eine persönliche Belohnung für moi gab es die zutiefst befriedigende Schnäppchenjagd, in die ich mich gleich mit Begeisterung stürzen würde. Aber aus irgendeinem Grund war der Gedanke daran nicht im Geringsten befriedigend. Was mir völlig unerklärlich war, und daher verdrängte ich jeglichen Zweifel sogleich wieder.
Ich sah abermals auf meine Uhr. Es ging mit Siebenmeilenstiefeln gegen elf Uhr vormittags. Wo
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