Short Stories - Sammelband 5-faches Lesevergnuegen
auf dem Verkaufstisch steht. Auf einem Antikmarkt hatte ich das Glück, einen antiken Holzschreibtisch zu ergattern, er ist alt und benutzt, strahlt jedoch Persönlichkeit aus.
Die meisten Kunden kenne ich beim Namen, Sonderwünsche versuche ich prompt zu verwirklichen . Mit Stolz kann ich behaupten, dass ich noch jeden Sonderwunsch erfüllen konnte. Um 17:00 Uhr ist es mittlerweile dunkel, auch die letzte Kundin hat sich hinaus ins Schneegestöber gewagt.
Melody Gardots Stimme und die dicken weißen Schneeflocken bewirken, dass ich mich entspannt zurücklehne.
Die letzten 60 Minuten der Öffnungszeit sind angebrochen, das so gut bekannte Ping meines Online-Accounts kündigt eine eingehende Nachricht an.
Dunkle Stimmen verwirren deinen Geist.
Locken und flüstern Versprechungen.
Leiden und Lust vermischen sich.
Dein Schrei durchbricht die Nacht.
Geführt von meiner Hand, wirst du Erfüllung finden.
Aaron
Ein Schauer durchfährt mich, so unheimlich diese Nachricht auch ist, so sehr reizt sie mich. Soll ich darauf antworten?
Der Name Aaron sagt mir nichts, ist er einer meiner Chatpartner?
Da die Mail in meinen Profilnachrichten ist, muss es jemand aus dem „VOLUPTAS“ sein.
Bevor ich dazu komme eine Antwort zu tippen, unterbricht mich ein erneutes Ping .
Versuchung vernebelt deinen Verstand.
Neugier lässt dein Herz erbeben.
Bist du bereit, deine Seele zu befreien.
Vertrauen, gepaart mit Angst, erweckt deine Sinne.
Aaron
Ich spüre die Intensität dieser Worte, fieberhaft überlege ich nach einer Antwort. Gerade als meine Finger die Tastatur berühren, werde ich erneut unterbrochen.
Wenn du bereit bist für ein Treffen, Laura.
Gehe in die Kneipe, so wie gestern.
Setze dich auf denselben Barhocker, an denselben Tisch, bestell dir einen Black Death und warte dort auf mich.
Aaron
O.K. Jetzt wird es unheimlich, woher weiß er davon?
Woher kennt er meinen Namen?
Im Chat benutze ich sicherheitshalber einen Nicknamen, schließlich weiß man nie, wer sich dort so herumtreibt.
Doch Aaron kennt meinen wahren Namen, weiß, dass ich in der Kneipe ein Treffen hatte.
Adrenalin schießt durch meine Venen, es steht keine Uhrzeit in der Nachricht.
Verunsichert laufe ich durch den Laden, räume herumliegende Bücher auf, ordne die Kissen in den Sesseln.
Zu guter Letzt puste ich die Duftkerzen aus, betätige den Lichtschalter, begebe mich auf den Heimweg.
Die Straßenbahnstation befindet sich auf der anderen Straßenseite.
Froh darüber, dass ich heute keinen weiten Weg im winterlichen Dunkel zurücklegen muss, sperre ich den Laden ab.
Der typische Geruch nach vielen Menschen, Schweiß und Deo ist unangenehm, leise surrend beginnt die 10-minütige Fahrt.
Erleichtert, den Tag hinter mich gebracht zu haben, setze ich mich. Haltestelle für Haltestelle wechseln meine Mitfahrer, fremde Gesichter, gerötet durch die eisige Januar-Luft .
***
Nach langem Hadern und Zaudern beschließe ich Aaron zu treffen, immerhin bin ich in der Bar in Sicherheit.
Ben ist da, trotz seiner Arbeit wird er ein Auge auf mich haben.
Das hat er immer, auch wenn er mir seine Zuneigung nie gestanden hat, sind seine Blicke und das offensichtliche Flirten nicht fehl zu deuten.
Dick in einen warmen Schal gewickelt und mit meiner warmen Mütze, komme ich in der Kneipe an.
Auf mein gestriges Outfit habe ich verzichtet, eine ausgewaschene Jeans, die sich eng an meinen Hintern schmiegt und eine eng anliegende Bluse müssen für heute reichen.
Meine langen schwarzen Haare fallen offen über meine Schulter, ein schwarzer Kajal in Kombination mit dem passenden Mascara umrandet meine grünen Augen .
Auch ohne zu wissen, wie Aaron aussieht, weiß ich intuitiv, dass er nicht da ist.
Von den zehn Tischen sind gerade einmal zwei belegt.
Eine jüngere Gruppe Männer spielt im schummrigen Licht der grünen Lampe Billard, während Ben beschäftigt hinter der Bar arbeitet.
Mich aus meiner Jacke schälend, gehe ich auf die Bar zu, setze mich auf einen Hocker, es ist zwar nicht derselbe Tisch wie letzte Nacht, doch das ist mir egal.
Bei meinem Glück wird Aaron wieder einer der Übriggebliebenen sein.
„ Hey Honey,“ Ben begrüßt mich begeistert. „Hast du mich vermisst? Oder was treibt dich bei diesem Wetter vor die Türe?“
Lässig umrundet er die Theke, kommt auf mich zu und umarmt mich fest.
Ben ist attraktiv, wenn ich nicht so besessen davon wäre, meine
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