Short Stories - Sammelband 5-faches Lesevergnuegen
Interesse ja doch nicht ganz so einseitig, wie ich dachte.
„ Vorschlag: Ich lade dich am Sonntag zum Abendessen ein, danach gehen wir zum Hockey und ich erkläre dir die Regeln.“
Das hat ja super geklappt, jetzt muss ich ihn nur noch ein wenig zappeln lassen, Männer wie er genießen die Jagd um eine Frau.
„ Das klingt super.“ Draufgängerisch lege ich meinen Kopf schief und sehe ihm in die Augen. „Ist das ein Date?“
Sein frecher Gesichtsausdruck wird ernster und seine Augen suchen die meinen.
„ Mia, es kann sein, was immer du willst.“
Was immer ich will, schnurrt mein Unterbewusstsein, auch wenn ich nicht genau weiß, für was ich ihn will, doch heißen, tabulosen Sex will ich auf alle Fälle.
„ Dann nehme ich alles.“
Fuck! Habe ich das gerade echt laut gesagt? Manchmal ist es ein Fluch, dass mir ziemlich wichtige und intime Dinge oft ungefiltert über die Lippen kommen.
Andy legt mir fünf Euro auf den Tisch, erhebt sich langsam und beugt sich ganz nah zu mir herüber, ich spüre seinen Atem auf meinem Gesicht, sein Geruch steigt mir in die Nase. Am liebsten würde ich meine Hände in seinem vollen Haar vergraben, seinen Körper ganz fest zu mir heranziehen und mich an ihm reiben. Glücklicherweise ist mir dafür die Bar im Weg, wer weiß, ob ich mich sonst beherrschen könnte.
„ Pass auf, was du dir wünschst, Kleines, manchmal werden Wünsche wahr ...“
Andy verlässt ohne ein weiteres Wort die Bar.
Wie vom Donner gerührt stehe ich vor dem gigantischen Regal voller bunter Schnapsflaschen, während ich zusammen mit meinem Unterbewusstsein die letzten paar Minuten meines Lebens analysiere ...
***
Die am häufigsten gewünschte Henkersmahlzeit in den USA ist Cheeseburger.
So traurig diese Tatsache auch ist, sie hilft mir bei meinem jetzigen Problem nicht weiter, mir fällt die Decke auf den Kopf, ich muss heute Abend unbedingt ausgehen, es so richtig krachenlassen. Die Arbeit in der Praxis hat mich heute komplett geschlaucht, ein Dutzend schwangere Frauen, die in einem zehn Quadratmeter großen Warteraum sitzen und warten müssen, bis sie endlich dran kommen, verteilen eine scheiß Laune. Und natürlich bekommt die nicht der Arzt ab, sondern seine Helferinnen, und das bin in diesem Fall ich.
Schnell schnappe ich mir mein iPhone und rufe meine beste Freundin Madeleine an, nach dem zweiten Läuten nimmt sie endlich ab.
„ Hey, meine Süße, ich bin es, hast du Lust und Zeit, heute Abend mit mir die Cocktailkarte im ‚Nah genug‘ durchzustöbern?“
Nach etwas mehr als einer Sekunde höre ich nur ein einziges hoffnungsvolles Wort.
„ Erdbeer-Daiquiri?“
Lächelnd freue ich mich darüber, dass wir mal wieder auf einer Wellenlänge schwimmen. Mittlerweile sind wir seit ca. sechs Jahren befreundet, sie ist mein zweiter Teil, meine bessere Hälfte. Männer kommen und gehen, aber sie bleibt einfach immer an meiner Seite. Unsere Freundschaft ist unerschütterlich, Madeleine ist mein Anker und mein Wellengang und das in einer Person. Ohne sie würde ich regelmäßig durchdrehen.
„ Auf alle Fälle, außerdem muss ich dir noch etwas erzählen ...“
An meinem Tonfall erkennt sie sofort, dass es sich um etwas Prickelndes handelt.
„ Wie heißt er? Wo wohnt er? Und wie sieht er aus?“
„ Nicht so eilig, Süße, ich erzähle dir alles später, treffen wir uns in der Bar?“
Da wir in zwei verschiedenen Stadtgebieten wohnen, treffen wir uns meistens vor Ort, das „Nah genug“ liegt genau in der Mitte.
„ O.k., sagen wir um halb zehn?“
„ Alles klar Süße, bis später, ich freue mich.“
Mein Unterbewusstsein flüstert mir verschwörerisch zu:
Wünsche gehen in Erfüllung, doch die Erfüllung wünschst du nicht.
Es fehlt dir vielleicht nicht an Willen, doch zu viel Glück bricht dir das Genick.
Nur weil ich hoffe, dass Andy auch da ist, heißt das noch lange nicht, dass das der Hauptgrund für meine Spontanität ist, zumindest rede ich mir das immer wieder selbst ein.
Meine Zweizimmerwohnung ist geräumig, achtzig Quadratmeter für eine Person ist ziemlich dekadent.
Ich lutsche an einem Erdbeer-Sahne-Lolli, suche ich mir einen schwarzen Minirock und ein dazu passendes fliegenpilzrotes Oberteil raus. Mein Unterbewusstsein missachtend, schlüpfe ich in sexy Spitzendessous und gebe mir größte Mühe mit meinem Äußeren.
Immerhin ist es doch so: Wenn Dornröschen nicht wunderschön, sondern sympathisch gewesen wäre, würde sie heute noch
Weitere Kostenlose Bücher