Showdown (German Edition)
beenden können. Mike Fraser liefen nach wie vor breite Streifen eingetrockneten Bluts über das ganze Gesicht. Es sah aus wie eine bizarre Kriegsbemalung.
Fraser saß auf der anderen Seite der Zelle, starrte die Betonmauer an, führte hastig klingende Selbstgespräche und zuckte immer wieder mit der Hand nach einem imaginären Freund.
»Das ist er«, meinte Dickson.
»Mein Gott«, keuchte Charlton.
»Er hat nicht aufgehört, auf diese Mauer einzureden, seit wir ihn hier reingesetzt haben. Das Blut auf seinem Gesicht ist eingetrocknet. Er wird’s später abwaschen müssen, wenn er wieder genügend bei Verstand ist, um eine Dusche zu benutzen.«
»Sie haben gesagt, sein Name ist Fraser …«, erwiderte Charlton.
»Stimmt. Michael Thomas Fraser.«
Charlton trat vor.
»Michael?«, fragte er sanft.
Keine Reaktion. Fraser sprach weiter auf die Mauer ein.
»Michael? Können Sie mich verstehen?«
Keine Reaktion.
Charlton kehrte der Zelle den Rücken zu und sah Dickson an. »Sie haben nicht rausgefunden, wie er in diese Bibliothek gekommen ist, stimmt’s?«
»Wie ich schon gesagt habe, morgen geht ein Kommando rein.«
»Stimmt …«
»Sie werden nichts aus ihm rauskriegen«, sagte Dickson. »Er hat den ganzen Tag lang zu niemandem ein Wort gesprochen. Vielleicht hört er nicht mal Ihre Stimme.«
»Hm«, überlegte Charlton. »Armes Schwein …«
»Es hört Ihre Stimme«, flüsterte Mike Fraser Bob Charlton ins Ohr.
Charlton sprang von der Zelle weg.
Fraser stand dicht am Gitter, nur Zentimeter von seinem Kopf entfernt. Charlton hatte ihn nicht einmal die Zelle durchqueren hören.
Fraser sprach weiter in einem aufgeregten Flüsterton. »Was es auch ist, es hört Ihre Stimme! Und wenn Sie weiter reden …«
Der Schwarze drückte das blutbeschmierte Gesicht gegen das Gitter und versuchte, so dicht wie möglich an Charlton heranzukommen. Die Blutstreifen quer über seinem Gesicht ließen ihn wie das Böse an sich erscheinen.
»Was es auch ist, es hört Ihre Stimme! Und wenn Sie weiter reden …«, zischte Fraser wie wahnsinnig. Er begann zu jammern.
»Und wenn Sie weiter reden! Reden! Reden! Aaaah!« Fraser blickte zur Decke auf, zu einer imaginären Kreatur, die ihn drohend überragte. Er hielt die Hände hoch, um den unsichtbaren bösen Geist abzuwehren. »Oh, mein Gott! Es ist hinter mir her! Es ist hier! Oh, Gott, hilf mir! Jemand soll mir helfen!«
Verzweifelt rüttelte er an den Eisenstangen der Zelle. Schließlich sackte er schlaff in sich zusammen. Die Arme hingen zwischen den Gitterstäben hindurch. Dann schaute Fraser zu Charlton auf.
»Gehen Sie nicht da hin!«, zischte er.
Charlton beugte sich näher heran und fragte sanft: »Warum? Was ist dort?«
Verstohlen und bösartig lächelte ihn Fraser durch die Blutmaske an. »Wenn Sie hingehen, na gut. Aber Sie kommen nicht lebend zurück.«
»Er ist verrückt. Alles vergessen, mehr nicht«, meinte Dickson, als sie zum Haupteingang der Station zurückkehrten.
»Sie meinen, er hat den Wachmann umgebracht?«, fragte Charlton.
»Er? Niemals. Obwohl er vielleicht über die Typen gestolpert ist, die’s getan haben.«
»Und Sie glauben, die haben ihn aufgemischt? Ihn zu Tode erschreckt, indem sie ihn mit dem Blut des Wachmanns bemalt haben?«
»So was in der Art.«
Charlton strich sich beim Gehen das Kinn. »Ich weiß nicht. Ich überprüfe wohl besser unsere Verbindungen zu dieser Bibliothek. Einen Versuch ist’s wert. Vielleicht haben diejenigen, die Michael Fraser in die Finger bekommen haben, auch meine Leitung gekappt. Und wenn sie die Verbindung zum Umspanner ruiniert haben, kann ich verdammt nochmal nicht ausschließen, dass die gesamte Hauptstromleitung lahm gelegt wird.«
Sie erreichten den Ausgang.
»Sergeant«, sagte Charlton, als sich die beiden Männer die Hände schüttelten, »vielen Dank für Ihre Zeit und Hilfe. Es war, na ja, interessant, um es vorsichtig auszudrücken.«
S TEPHEN S WAIN SPÄHTE durch die mit den Handschellen gesicherte Tür des ziemlich großspurig als Internetabteilung bezeichneten Raums der New York State Library.
Die Türen des abgedunkelten Aufzugs hatten sich jetzt vollständig geöffnet, aber nichts geschah.
Der Lift stand einfach nur da.
Offen und ruhig.
Die Hoodaya waren nirgendwo zu entdecken. Nachdem sie aus dem Fotokopierraum gehuscht waren, mussten sie jetzt irgendwo draußen auf dem Balkon sein. Sich verbergen …
Swain schaute lange hin und wartete darauf, dass etwas aus der
Weitere Kostenlose Bücher