Showdown
politischen Entwicklungen der letzten und kommenden Jahre in dieser Region stets auch unter Berücksichtigung dieser Interessen, und fragen Sie bei jeder Meldung aus diesem Teil der Welt: Cui bono? Wem nutzt es?
Nur die Europäer waren mal wieder zu langsam, zu träge, zu gutmütig oder zu doof, um sich selbst um die Bodenschätze dieser Region auf friedliche Weise zu bemühen. So muss man also am Ende den anderen das Gas abkaufen. Üblicherweise werden in dieser Region die Erlöse aus den Rohstoffen in etwa 50 : 50 zwischen den ausländischen Firmen und dem jeweiligen Staat geteilt.
Die Abhängigkeit der Europäischen Union von fremden Gaslieferungen bleibt also bestehen. Was, wenn eines Tages Ärger mit Russland aufzieht? Dann bleibt in manchem Wohnzimmer die Heizung kalt. Von dem nebensächlichen Zusammenbruch der europäischen Industrie wollen wir hier gar nicht erst sprechen. Bei einer solchen Konstellation hat man kaum eine andere Möglichkeit, als Putin für einen »lupenreinen Demokraten« (Zitat Gerhard Schröder) zu halten und die Unterdrückung von Oppositionsgruppen für »innerrussische Angelegenheiten«. Wer mehr über die Gepflogenheiten der dezenten Einflussnahme russischer Gasfirmen auf europäische und deutsche Politik erfahren möchte, dem sei an dieser Stelle das Buch »Gazprom – Das unheimliche Imperium. Wie wir Verbraucher betrogen und Staaten erpresst werden« von Jürgen Roth empfohlen. Also können wir doch froh sein, wenn wir ein bisschen weniger von den Russen und dafür eben ein bisschen mehr von den Amerikanern im Verbund mit Turkmenistan und Aserbaidschan abhängig werden. Das beruhigt doch, wie ich finde.
Wäre es nicht fantastisch, wenn wir in der Europäischen Union eigene Gasfelder hätten, mit deren Hilfe wir uns völlig unabhängig von anderen versorgen könnten? Mit eigenen europäischen Unternehmen? Hach, wäre das beruhigend und vermutlich auch noch recht günstig. – Aber wir haben ja diese Gasfelder in der Europäischen Union! Zumindest noch. Wenn wir uns jedoch davon überzeugen lassen, dass wir Griechenland und Zypern aus dem Euro und damit eventuell aus der Europäischen Union rausschmeißen sollten, dann nicht mehr.
Und genau an dieser Stelle lenken wir unseren Blick wieder auf unsere Nachbarn im Süden.
© Computerkartographie Carrle, München
Nach den mir vorliegenden Unterlagen sind die Gasfelder der Griechen gigantisch. Allein in einem Bereich südlich der Insel Kreta wurden am Meeresboden Gashydrate in einer Entsprechung von 25 bis 50 Billionen Kubikmeter Gas entdeckt. Um es noch einmal ins richtige Verhältnis zu rücken: Die (konventionellen) Erdgasreserven der USA betragen knapp 8 Billionen Kubikmeter, das bisher größte bekannte Gasfeld der Erde (Iran/Katar) umfasst 33 Billionen Kubikmeter. Aus diesen vor Kreta nachgewiesenen Gashydraten lässt sich auf gigantische konventionelle Gasvorkommen im darunterliegenden Meeresboden schließen. Die Experten erwarten, dass das Gasfeld größer ist als das Levante-Feld zwischen Zypern und Israel. Wir sprechen also von einem der größten Erdgasfelder der Welt im Hoheitsbereich unserer sogenannten Pleite-Griechen. Sie ahnen, auf was das hier hinausläuft.
Es bleibt jedoch nicht bei den Vorkommen südlich Kretas. Westlich von Griechenland in Richtung Italien unternimmt der US -amerikanische Konzern Nobel Energy Erkundungsfahrten. In der gesamten Ägäis werden zusätzlich große Vorkommen vermutet, deren Ausbeutung jedoch wegen der Grenzstreitigkeiten zwischen Griechenland und der Türkei etwas schwierig sein dürfte. Südlich von Kreta ist das hingegen kein Problem. Hier liegen die Vorkommen innerhalb der sogenannten 200 -Meilen-Zone, der »Ausschließlichen Wirtschaftszone« ( AWZ ). Was nichts anderes bedeutet, als dass der angrenzende Staat das ausschließliche Recht hat, ein Meeresgebiet bis zu einer Entfernung von 200 Meilen ( 370 Kilometer) um seine Küste wirtschaftlich zu nutzen. Das ist im Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen geregelt. Bis heute hat Griechenland von diesem Recht keinen Gebrauch gemacht und noch immer nicht diese 200 -Meilen-Zone für sich in Anspruch genommen. Offiziell wird hier der Grenzkonflikt mit der Türkei angeführt. Etliche griechische Inseln liegen sehr nahe an der türkischen Küste. Wem gehören nun die Bodenschätze dazwischen? Aber egal – Kreta liegt völlig abseits jeder Rechtsstreitigkeit. Hier könnte Griechenland unbehelligt das Gas fördern.
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