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Showdown

Showdown

Titel: Showdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Müller
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berücksichtigt. Das ist also nichts? Es gibt weitergehende Untersuchungen, die davon ausgehen, dass die Gasvorkommen rund um Griechenland ausreichen, um Europa über Jahrzehnte mit Gas zu versorgen. Wir reden über Öl und Gas im Wert von etlichen Billionen US -Dollar. Nichts Bedeutsames also. Doch je mehr ich recherchierte, umso faszinierender und widersprüchlicher wurde das Ganze.
    Schließlich bin ich selbst nach Athen gereist und habe dank großer Unterstützung vieler Freunde und Kollegen mit zahlreichen Experten gesprochen.
    Die Ergebnisse waren faszinierend und erschreckend zugleich. Nach übereinstimmenden Aussagen hochrangiger Wissenschaftler und Ölmarktexperten sind die Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer so umfangreich, dass sie die gesamte energiestrategische Situation Europas und des östlichen Mittelmeerraumes neu definieren. Bereits vor einigen Jahren wurden in den Gewässern zwischen Israel, Zypern, dem Libanon und Syrien riesige Gasvorkommen entdeckt, die man auf über zehn Billionen Kubikmeter Gas schätzt.
    Vermutlich werden Sie als Nichtgeologe an dieser Stelle sagen: Wow! Große Zahl – aber wie viel ist das eigentlich? Daher hier einige Zahlen zum Aufwärmen. Gasvorkommen und Verbrauch wird in Kubikmetern angegeben. Ein durchschnittlicher Haushalt verbraucht etwa 2000 Kubikmeter Gas pro Jahr. Das sind in jenen Einheiten, die wir gleich noch brauchen werden, 0 , 000 000 002 Prozent. Der gesamte Gasverbrauch der Europäischen Union (alle 27 Länder!) betrug im Jahr 2010 etwa 500 Milliarden Kubikmeter Gas. Ein Drittel dieses Gases stammt aus eigenen europäischen Gasfeldern beispielsweise in Großbritannien, den Niederlanden, aber auch Deutschland. Die wichtigsten gasfördernden Länder Europas, Norwegen und Russland, sind leider nicht Mitglied der EU . Aus Norwegen importiert die EU etwa 19 Prozent ihres Bedarfs, aus Russland sogar 23 Prozent. Weitere 10 Prozent kommen aus Algerien. Der allergrößte Teil dieses Gases wird über große Pipelinenetze in die EU geleitet. Ein kleiner Teil über Gastanker.
    Diese Abhängigkeit von Gasimporten führt Europa immer wieder vor Probleme. Einerseits ist es dem Preisdiktat seiner Lieferanten nahezu vollkommen ausgeliefert. Andererseits können Unterbrechungen der Gasversorgung aus politischen Gründen katastrophale Folgen nach sich ziehen. Desaster dieser Art haben sich schon einige Male angedeutet, als beispielsweise die Ukraine und Weißrussland die russischen Gaspipelines nach Europa wegen Streitigkeiten mit Moskau mehrfach dichtmachten. Aus diesen Erfahrungen hat man gelernt. Russland baute mit dem russischen Gasriesen Gazprom, in dessen Aufsichtsrat bekanntlich unser ehemaliger Bundeskanzler Gerhard Schröder sitzt, E. ON und BASF Wintershall zunächst die neue Nord-Stream-Pipeline. Schröders Engagement hier ist stark umstritten. Die einen werfen ihm vor, seine Position als Bundeskanzler ausgenutzt zu haben, um sich wirtschaftliche Vorteile für seine Zeit nach dem Amt zu verschaffen, die anderen sehen in ihm einen Kämpfer für die nationalen Interessen Deutschlands an einer sicheren Energieversorgung. Ich erspare mir hier mangels hellseherischer Fähigkeiten ein Urteil und stelle Ihnen das zur eigenen Beurteilung anheim. Diese Pipeline, die im Nordwesten Russlands beginnt und direkt auf dem Grund der Ostsee bis nach Deutschland verlegt wurde, liefert seit November 2011 Gas von Russland nach Europa. Eine solche Pipeline hat aber auch Kapazitätsgrenzen. Also wurde ein zweiter Strang gelegt. Ab 2013 sollen nun jährlich 55 Milliarden Kubikmeter Gas durch die Nord-Stream-Pipeline direkt von Russland nach Deutschland strömen.
    Wir erinnern uns: Der gesamte Import der EU -Länder beträgt heute bereits weit über 300 Milliarden Kubikmeter mit stark steigender Tendenz. Die Pipeline reicht also bei weitem nicht aus. Warum baut man nicht einfach einen dritten und vierten Strang? Weil auch die Gasquellen im Norden Russlands nur eine begrenzte Kapazität haben. Da ist nicht mehr viel, mit dem man zusätzliche Röhren befüllen könnte. Also bleiben die südrussischen Felder. Hierzu plant Russland (Gazprom im Verbund mit der italienischen Gesellschaft Eni) eine weitere höchst umstrittene Pipeline namens South Stream mit einer Leistungsfähigkeit von etwa 47 Milliarden Kubikmetern pro Jahr. Und hier sitzt übrigens seit 2012 der ehemalige Hamburger Bürgermeister Henning Voscherau mit im Aufsichtsrat. Die Pipeline ist geplant von den Grenzen Russlands

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