Showdown
entzogenen Geldes erst richtig einbricht, die Staatseinnahmen noch weiter zurückgehen und die Gefahr der Pleite noch größer wird. Von den Gefahren sozialer Unruhen, die bereits begonnen haben, ganz zu schweigen.
Wir machen aktuell mit Griechenland (bei Portugal und weiteren Staaten probieren wir es, die Portugiesen wehren sich noch heftig) genau das Gleiche, was der IWF seit Jahren mit den Drittweltländern macht. Er zwingt sie, dramatische Sparprogramme durchzuziehen, und stürzt diese Staaten damit erst richtig in die Wirtschaftskatastrophe. Sie werden immer abhängiger von den weiteren Krediten des IWF und sind am Ende dessen willenlose Werkzeuge, verschleudern ihre Rohstoffvorkommen zu Spottpreisen an die großen Industrieunternehmen der IWF -Kapitalgeber.
Wenn wir einen Weg suchen, um die EU zum Kollabieren zu bringen, ist das genau der richtige.
Das Grundproblem bestand von Anfang an in einer Währungsunion ohne politische Union. Griechenlands Wirtschaft war schon immer schwach. Solange sie die schwache Drachme hatte, war das kein Problem. Man konnte durch Abwertung die weltweite Konkurrenzfähigkeit halbwegs aufrechterhalten. Jetzt hat die immer noch schwache Wirtschaft aber einen starken Euro, den sie nicht abwerten kann. Also säuft die griechische Wirtschaft immer weiter ab. Den kurzfristigen Vorteil niedriger Euro-Zinsen hat man leider nicht für Investitionen in die Produktivität, sondern für den Konsum und Staatsgeschenke an die Bevölkerung genutzt. Da hätte die EU handeln müssen. Jetzt ist das Kind im Brunnen.
Griechenlands einzig reale Chance besteht in einer Rückkehr zur Drachme, einem per Gesetz erlassenen Umtausch von Euro-Anleihen in Drachmen-Anleihen und folgender Währungsabwertung. Verrückt? Warten wir’s ab. Das Sparprogramm führt jedenfalls direkt in die Katastrophe.«
Ich war sicherlich nur einer von vielen, die bereits damals die katastrophalen Folgen der politischen Fehlentscheidungen abschätzen konnten. Ich hatte eigentlich gehofft, dass die hohe deutsche Politik Berater einsetzt, die in der Lage sind, die elementarsten Grundlagen wirtschaftlicher Zusammenhänge in ihre Konzepte einzubeziehen. Aber offenkundig konnten oder wollten sie das nicht. Letzteres wäre ein bitterböser Vorwurf. Schauen wir uns das also einmal genauer an. Wer waren denn die Berater dieser Zeit?
Die Rolle des IWF
D eutschland war es, das 2010 darauf bestanden hatte, den US -dominierten IWF mit an Bord zu holen. Was die deutsche Regierung dazu getrieben hat, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Der Internationale Währungsfonds wird von vielen mit der Materie Vertrauten seit je als der verlängerte Arm der USA bezeichnet. Eigentlich ist dieser IWF eine Organisation der Vereinten Nationen. Sein Sitz befindet sich bezeichnenderweise in Washington. Aufgrund der Stimmverhältnisse innerhalb des IWF sind die USA die einzige Nation, die dort ein Vetorecht besitzt. Ohne Zustimmung der USA ist der IWF also nicht in der Lage, auch nur einen Satz Briefmarken zu kaufen. Zwar ist der Direktor des IWF gemäß einer Vereinbarung der Amerikaner mit den Europäern stets ein Europäer, der Erste Stellvertretende Direktor jedoch ist stets ein Amerikaner – und, wie viele meinen, der eigentliche Strippenzieher des IWF .
Schauen wir uns also mal diesen Mann hinter der sympathischen Französin Christine Lagarde an. Sein Name ist John Lipsky. Er arbeitete von 1978 bis 1980 als Repräsentant des IWF in Chile. Zu einer Zeit also, als der von den westlichen Regierungen – im Wesentlichen den USA , aber auch vom damaligen Kanzlerkandidaten Franz Josef Strauß – unterstützte Diktator Augusto Pinochet am Ruder war und sein Land mit harter Hand und dem Einsatz der Folter regierte. Danach wechselte Lipsky die Seiten, vielleicht aber auch nur die Adresse auf derselben Straßenseite. Er war nun über viele Jahre als Investmentbanker bei JP Morgan, Chase Manhattan Bank (heute ebenfalls JP Morgan) und Salomon Brothers (heute Citigroup) tätig. 2006 wechselte er erneut als nun Stellvertretender Direktor zum IWF . In dieser Funktion blieb er bis 2011 , da er aufgrund der »Unpässlichkeiten« des damaligen Direktors Dominique Strauss-Kahn kurzfristig die Leitung des IWF übernahm.
Nach Lipskys Ausscheiden übernahm übrigens David Lipton dessen Position als Erster Stellvertretender Direktor. Und sein Lebenslauf kommt einem fast schon vertraut vor: Studium in Harvard, danach acht Jahre beim IWF – Abteilung »Wirtschaftliche
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