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Showdown

Showdown

Titel: Showdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Müller
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viele Staaten gezwungen, ihre Schutzzölle und Handelsschranken niederzureißen.
    Klingt sinnvoll? Schauen wir uns die Folgen für einen afrikanischen Musterstaat an. Bislang hatte die Bevölkerung dort mit traditionellen Methoden und alten Traktoren Mais für die eigene Bevölkerung angebaut. Mit den Weltmarktpreisen konnte man längst nicht mithalten. Die hocheffiziente amerikanische Maisindustrie wird über staatliche Subventionen dermaßen gepampert, dass sie den Mais unter den eigentlichen Produktionskosten verkaufen kann. Den Rest plus Gewinn legt der US -Staat per Steuergeld drauf, um die »amerikanische Landwirtschaft« zu fördern. Das ist einer der wesentlichen Gründe, warum Mais in den USA für nahezu alles verwendet wird. Diesen Mais verkaufen die amerikanischen Unternehmen natürlich auch gerne rund um die Welt. Eben auch in unser afrikanisches Beispielland.
    Dieser Importmais war billiger als der Mais, der vor Ort in Afrika produziert wurde, da dort längst nicht solch eine effiziente und vor allem subventionierte Landwirtschaft existierte. Ärgerlicherweise gab es aber Zollschranken. Importierter Mais durfte entweder gar nicht oder mit hohen Zöllen importiert werden, um die bäuerlichen Landwirte zu schützen. Jetzt, auf Druck von IWF und Weltbank, wurde diese Schranke eingerissen. Der schöne, globalisierte Welthandel solle doch bitte auch hier wirken dürfen. Und eine Lawine billigen US -Maises rollte ins Land. Zunächst freuten sich die Bürger über den billigen Mais, zumindest diejenigen, die selbst nicht von der Landwirtschaft lebten, was in Ländern der Dritten Welt allerdings die wenigsten sind. Mit dieser unschlagbaren Dumpingkonkurrenz konnten die einheimischen Bauern nicht mithalten. Sie wurden ihren Mais nicht mal mehr zu ihren Erzeugerkosten los. Folglich mussten sie ihre Betriebe dichtmachen und die Feldarbeiter entlassen. Und die konnten sich als Arbeitslose nun nicht einmal mehr den billigeren Importmais leisten. Die Verelendung der Bevölkerung ging weiter. Dazu kam auch noch eine wachsende Abhängigkeit vom Importmais, die eigene Produktion war ja massiv zurückgegangen. Wenn jetzt an den internationalen Warenterminbörsen durch wilde Spekulation in Grundnahrungsmittel – ein ganz eigenes Hassthema von mir – der Maispreis durch die Decke schoss ( 2007 / 08 verdoppelte er sich binnen sechs Monaten), waren katastrophale Auswirkungen auf die Bevölkerung vorprogrammiert. Die Menschen konnten sich den nun sehr teuren Importmais überhaupt nicht mehr leisten. Die eigene Produktion, die zuvor durch die Handelsschranken vom Weltmarktpreis recht unabhängig die Bevölkerung versorgte, war weggebrochen. In der Folge kam es zu Hungerunruhen rund um den Globus.
    So ging das Spiel weiter, bis der betroffene Staat endgültig am Boden lag. Dann zeigte man sich entsetzt: »Was macht ihr da eigentlich? Ihr bekommt das ja gar nicht hin! Nun ja, ihr habt ja auch an dieser und jener Stelle unseren Plan nicht eins zu eins umgesetzt, da seid ihr selbst schuld. Wir haben leider keine Wahl, als euch den Hahn zuzudrehen und die Hilfskredite einzustellen. Unsere Geldgeber hätten sonst kein Verständnis, dass wir ihr Geld bei euch verschleudern. Der Zusammenbruch eures Staates tut uns auch wirklich leid. Obwohl … Eine Chance gäbe es vielleicht noch. Ihr habt doch noch jede Menge Rohstoffe in Form von Öl, Gas, Kupfer, Uran … Und ihr seht ja selbst, dass ihr weder das Fachwissen noch die finanziellen Mittel habt, um diese Rohstoffe selbst zu fördern. Wir kennen da ein paar sehr gute internationale Rohstoffkonzerne, die wären ganz selbstlos bereit, mit ihrem Know-how und ihren Geldern eure Rohstoffe zu fördern. Unser Vorschlag: Ihr überlasst diesen Unternehmen für die nächsten Jahrzehnte die Förderlizenzen, ihr bekommt von dem Segen ein paar Krümel ab, und mit diesen Krümeln könnt ihr eure Schuldenlast bei uns weiter bedienen. Und Sie als Präsident könnten Ihr Amt behalten. Na, was sagt ihr?«
    Und an dieser Stelle denken wir doch bitte noch mal an die Entwicklung der griechischen Tragödie seit 2009 zurück. Wir denken an die Öl- und Gasvorkommen, die auf eine Erschließung warten, wir denken an die Kredite des IWF und seine Troika an Griechenland, wir denken an die Forderungen des IWF nach dramatischen Sparpaketen bei der Bevölkerung, wir denken an die Forderungen nach einer Privatisierungswelle und dem Verkauf von Staatsbesitz in Griechenland. Und jetzt stellen wir noch einmal die

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