Showdown
Krisenbewältigung nicht machen können. Aber da es ja ohnehin kaum jemand versteht, kann man einen solchen Humbug auch noch als große Leistung verkaufen und sich vom Wahlvolk mit guten Umfragewerten dafür feiern lassen.
Bleibt zu hoffen, dass Wolfgang Schäuble – dem ich durchaus zutraue, längst erkannt zu haben, welches Spiel hier gespielt wird – die Kraft und die Macht hat, das schlechte Spiel zu beenden.
Auch in der Türkei hat es einige Zeit gedauert, bis Recep Erdoğan das Spiel durchschaut hatte. 2001 war die Türkei in schweres Fahrwasser geraten und nahm einen Kredit des IWF an. Die geforderten Maßnahmenpakete erinnern sehr an die für die Griechen 2010 . 2012 schließlich erklärte Erdoğan, der IWF habe oft, statt zu helfen, ernsthafte Probleme verursacht. »Im April 2013 werden wir unsere Schulden komplett beglichen haben, und wir haben keine Absicht, noch einmal mit dem IWF zusammenzuarbeiten.«
Warum schmeißen wir nicht den IWF raus, nehmen einen Bruchteil der »Bankenspendengelder« für Griechenland in die Hand und erschließen gemeinsam mit den europäischen Firmen in einem fairen Abkommen mit Griechenland die griechischen Rohstoffe zugunsten einer sicheren Versorgung Europas, einer aufstrebenden griechischen Industrie, einer besseren Zukunft der griechischen Bürger und letztlich einer stabileren europäischen Zukunft? Diese positive wirtschaftliche Entwicklung dann mit den nötigen langfristigen Reformanstrengungen in Griechenland zu verbinden wäre ein sehr realistischer Weg, der in die vertraglichen Abkommen über die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit aufgenommen werden könnte. Und das würde mit großer Wahrscheinlichkeit von der Mehrheit der griechischen Bevölkerung mitgetragen, die sich ohnehin schon zu lange nach Veränderungen hin zu einer erkennbar besseren Zukunft sehnt.
Auf dieses Thema kommen wir im Laufe des Buches an passender Stelle noch einmal zurück.
Die Zukunft Europas
K onzentrieren wir uns zunächst noch einmal auf die Kernprobleme der Europäischen Union.
Wir haben eine Währungsunion völlig unterschiedlicher Wirtschaftsräume (Staaten) geschaffen, ohne zuvor eine politische oder zumindest wirtschaftliche oder steuerliche Union zu haben. Wir haben damit die lebenswichtigen Puffersysteme zwischen den Staaten entfernt. Es ist in der Folge zu einem Verschuldungsstand gekommen, der die einzelnen Staaten und folglich das gesamte Gefüge bedroht. Die bisherigen Versuche, die Probleme zu lösen, waren absurd. Die Sparpakete haben zu einer Verschlimmerung der Situation und zur Verelendung ganzer Bevölkerungsschichten in Südeuropa geführt, die mittlerweile die Demokratie gefährden.
Was wäre also der richtige Weg, um mit dieser Situation umzugehen? Wenn Sie auf einen Sumpf zukommen, haben Sie in der Regel drei Möglichkeiten. Möglichkeit eins: Sie gehen rechts um den Sumpf herum. Möglichkeit zwei: Sie gehen links um den Sumpf herum. Möglichkeit drei ist die dümmste aller Alternativen: Da Sie sich nicht entscheiden können, laufen Sie weiter geradeaus immer tiefer in den Sumpf hinein. Dieser schon eingangs gezogene Vergleich klingt noch ziemlich abstrakt, daher möchte ich das gerne etwas anschaulicher beschreiben. Stellen Sie sich vor, Sie wohnen in einem Mehrfamilienhaus in der Lindenstraße Nr. 6 . In Ihrer Nachbarschaft wohnt eine hübsche junge Dame. Vielleicht ist es sogar eine nette Griechin. Sollten Sie weiblichen Geschlechts sein, liebe Leserin, stellen Sie sich bitte einen netten Griechen vor, aber ich kann das so besser beschreiben. Die junge Dame hat nur einen Minijob, lebt aber schon geraume Zeit deutlich über ihre Verhältnisse. Ständig neue Schuhe, neue Kleidung, und nächtelang zieht sie mit ihren Freunden um die Häuser. Es kommt, wie es kommen muss. Der Schuldnerberater Peter Zwegat hat schon längst die Tür ins Schloss geworfen, der Gerichtsvollzieher steht beharrlich vor selbiger, da kommt die junge Dame in ihrer Not auf einen rettenden Gedanken: Sie klingelt bei Ihnen und stellt Ihnen ihren tollen Plan vor: »Pass auf, wir gehen morgen gemeinsam zur Bank, du überweist mir erst mal gleich ein bisschen Geld, dann machen wir ein gemeinsames Konto auf, und du bürgst für meine Schulden. Klar, jeder von uns lebt sein Leben weiter wie bisher, dann wäre mein Problem gelöst, und der Ruf des Hauses, in dem du wohnst, und damit der Wert deiner Eigentumswohnung wäre auch besser, da ja nicht mehr ständig die Gerichtsvollzieher zinslos im
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