Showdown
nicht der meinigen, es ist definitiv nicht mein Weg, aber ich kann diejenigen verstehen und respektieren, deren Weltanschauung es ist. Für die Europa ein bürokratischer Moloch ohne demokratische Legitimierung ist, von dem nichts kommt außer Glühbirnenverbote und Gurkenverordnungen. Die Argumente sind zu gewichten, die sagen, dass die Länder Europas zu unterschiedlich sind, die Sprachen zu einem babylonischen Durcheinander statt zur gegenseitigen Verständigung beitragen und dass wir in Europa nicht romantisch beseelt von »Vereinigten Staaten von Europa« träumen sollen, sondern lieber sehen, dass jeder sein eigenes Land auf Vordermann bringt und wir lediglich wie gute Nachbarn miteinander umgehen und uns in Grenzen gegenseitig unterstützen sollten. Eben genau wie die erste Variante im Gespräch mit der jungen Griechin in der Lindenstraße Nr. 6 .
Dazu kann man stehen, aber wenn wir das wollen, dann müssen wir und die Politiker, die für diesen Kurs stehen, auch ganz klar dazusagen, was das bedeutet und wie wir das umsetzen werden. Es bedeutet, dass wir das Rad Europas bis zu jenem Punkt zurückdrehen müssen, an dem wir vor der gemeinsamen Währungseinführung waren. Wir müssten zurück zur reinen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Eine Gemeinschaft von Nachbarn, die weitgehend selbst über ihr Schicksal entscheiden und nur in wenigen gemeinsamen Interessenfeldern auf freiwilliger Basis zusammenarbeiten. Diese dann wieder völlig selbstverantwortlichen Staaten bräuchten zwingend ihre eigenen Währungen. Wir müssten den Euro auflösen, und das wäre diesmal wirklich »alternativlos«. Viele Eurobefürworter argumentieren hierzu stets, dass das schlicht unmöglich sei. Man könne aus verschiedenen Zutaten einen Kuchen backen, aber aus einem Kuchen nicht wieder die einzelnen Zutaten zurückgewinnen. Dieses Beispiel ist so anschaulich wie falsch. Selbstverständlich kann man eine Währungsunion wieder auflösen. Es wäre auch keineswegs das erste Mal in der Geschichte. Zuletzt 1993 , als sich die Tschechoslowakei auflöste und in die beiden selbständigen Staaten Tschechien und Slowakei zerfiel. Im einen galt fortan die Tschechische Krone, im anderen die Slowakische Krone, die 2009 dem Euro weichen musste. Dort war es offenkundig möglich, eine gemeinsame Währung wieder auseinanderzudividieren.
Der Euro ist im Übrigen nicht der erste Versuch einer grenzüberschreitenden Gemeinschaftswährung in Europa. 1865 gab es bereits die »Lateinische Münzunion«, die zunächst eine Währungsunion zwischen Frankreich, Belgien, Italien und der Schweiz war. Dieser Währungsunion trat 1868 auch Griechenland bei. Politische Zeitgenossen jener Zeit bezeichneten diesen Beitritt wegen der in Griechenland herrschenden Korruption und Misswirtschaft als sehr fragwürdig. Der Amerikaner Henry Parker Willis schrieb seinerzeit über Griechenland: »Das Land ist in einem bemitleidenswerten Zustand: wirtschaftlich unseriös, von politischen Streitereien gelähmt und finanziell verrottet.« Da meint man doch ein Déjà-vu zu erleben.
Das Besondere dieser Münzunion und somit auch der Grund, warum sie recht lange Bestand hatte (je nach Definition bis 1914 beziehungsweise 1926 ), war ihre Edelmetalldeckung. In all diesen Staaten gab es Gold- und Silbermünzen mit exakt derselben Gewichtung der Einheiten. Daher war es einfach, die Münzen des Nachbarn auch im eigenen Staatsgebiet als gesetzliches Zahlungsmittel zu akzeptieren. Auf diese Goldmünzen wurden allerdings auch Banknoten (Geldscheine) ausgegeben. Gold- und Silbermünzen konnte jeder Staat nur in dem Maße prägen, in dem er auch Gold oder Silber besaß. Haben die Italiener also in großem Maße in Frankreich eingekauft, so haben sie in genau diesem Maße Gold und Silber bei der Bezahlung mit diesen Münzen nach Frankreich geliefert. Lediglich bei den Banknoten konnte man mogeln. Jede Banknote stellte nichts anderes dar als ein Recht zur Herausgabe einer entsprechenden Menge an Goldmünzen. Theoretisch dürfte ein Staat auch nur so viele Banknoten drucken, wie er über entsprechende Goldmünzen verfügte. Die Italiener, besonders aber die Griechen haben das ignoriert und in ihrer Finanznot wesentlich mehr Banknoten gedruckt, als sie Gold zur Verfügung hatten. Zwar waren die Banknoten im Gegensatz zu den Goldmünzen nur im jeweils eigenen Land gültig, dennoch führte das ungebremste Drucken von Banknoten in Italien und Griechenland zu hoher Inflation. Die Preise in
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