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Showdown

Showdown

Titel: Showdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Müller
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für die Schulden der Bürger und der Unternehmen. Ärgerlich wäre das jedoch für die Sparer. Deren Euro-Guthaben hätten jetzt eine entsprechend geringere Kaufkraft. Doch alle Renten, Löhne und Gehälter würden ab sofort in der neuen starken Mark ausbezahlt, und es würde zu einem Wohlstandszuwachs der Bevölkerung und somit der Binnenwirtschaft führen.
    Fassen wir die Folgen für Deutschland zusammen: Der Staat, die Bürger und die Unternehmen haben schlagartig eine geringere Schuldenlast. Wer Geldguthaben besitzt, verliert einen Teil seiner Kaufkraft. Dennoch kommt es vermutlich zu einem Wirtschaftsaufschwung, weil der Staat nun wieder freier ist und investieren kann, die Bürger eine stärkere Kaufkraft ihrer Löhne, Gehälter und Renten erfahren, die den Rückgang beim Export (es wird für Ausländer nun teurer, in Deutschland einzukaufen) vermutlich ausgleichen könnten.
    Ganz besonders tragisch wäre diese Entwicklung jedoch für die Besitzer von Renten- und Lebensversicherungen. Deren Geld ist eben im Wesentlichen auch in griechische, spanische, vor allem aber deutsche Euro-Staatsanleihen investiert. Diese verlieren entweder jeglichen Wert, weil dem griechischen Staat diese Schulden erlassen werden. Oder sie werden um jenen Prozentsatz wertloser, um den sich für den deutschen Staat die Schuldenlast durch die Abwertung des Euro erleichtert. Einfacher ausgedrückt: Sie bekommen zwar am Ende der Laufzeit immer noch die gleiche Menge an Euro ausgezahlt, da in Deutschland aber inzwischen die wertvollere Mark gilt, können Sie mit diesem Euro nicht mehr so viel anfangen wie gedacht.
    Und hier beenden wir das Gedankenspiel für den Moment und fassen die Ergebnisse zusammen: Es gab schon einmal vor etwa 150 Jahren eine verblüffende Parallele zum Euro. Wie auch damals würde diesmal eine Auflösung der Gemeinschaftswährung nicht durch seine schlagartige Abschaffung, sondern durch Einführung zusätzlicher Währungen der einzelnen Länder erfolgen. Die Folgen daraus wären für einen Teil der jeweiligen Bevölkerung eines Landes von Vorteil, für den anderen von Nachteil. Die exakten finanziellen Folgen eines solchen Schritts sind kaum zu kalkulieren, dennoch wäre dies der mögliche Weg, um die Währungsunion in Europa wieder aufzulösen, ohne dass es zum Untergang des Abendlandes führen würde.
    Wer also diesen Weg Europas um den Sumpf herum wählen möchte, der muss ihn auch so beschreiten. Und das muss er der Bevölkerung auch vermitteln und die entsprechenden Schritte einleiten. Und wieder einmal wäre der Traum von der politischen Einheit Europas ausgeträumt – wie bereits vor hundert Jahren. Unsere ziemlich besten Freunde außerhalb Europas würden sich über eine solche Entwicklung sicherlich sehr freuen. Dass der endgültige Zerfall der Lateinischen Münzunion seinerzeit mit dem Ersten Weltkrieg zeitlich einherging, war hoffentlich nur eine zufällige Parallelität der Ereignisse.
    Vielleicht sind wir in weiteren hundert Jahren weiterentwickelt und dann in der Lage, auch die politische und fiskalische Union als zwingende Grundlage für ein einiges Europa mit gemeinsamer Währung umzusetzen. Eines Tages wird diese Entwicklung auf jeden Fall kommen. Wenn wir heute noch nicht reif genug dafür sind, wird das später einmal der Fall sein. Schade für die Generationen, die so lange unnötig auf diesen Schritt warten müssen.
    Wir sehen, der Weg rechts um den Sumpf herum ist möglich, man kann es auch vertreten und nationale Interessen über die Bereitschaft zu einem gemeinsamen Miteinander stellen. Ich vertrete diese Einstellung nicht, respektiere sie aber.
    Mir persönlich läge der andere Weg links – das ist hier keineswegs politisch gemeint, sondern zufällig in meinem Gleichnis so entstanden ;-) – um den Sumpf herum wesentlich mehr am Herzen. Wir sprechen ja schließlich von der romantischen Variante unserer Geschichte in der Lindenstraße Nr. 6 . Wie könnte eine solche Beziehungskiste Europas sich entwickeln? Was erwartet uns auf diesem sicherlich nicht weniger anstrengenden Weg?
    Jeder hat seine eigene Vorstellung, wenn wir von einem gemeinsamen Europa sprechen. Den einen schwebt die beängstigende Drohkulisse eines europäischen Superstaates vor Augen. Ein Staat wie Frankreich, in dem ein übermächtiges Zentralgestirn wie Brüssel alles regelt und kontrolliert, was im hintersten Winkel seines Reiches geschieht. Das Ganze noch möglichst ohne Kontrolle durch die Bürger. Bereits heute sind

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