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Showman

Showman

Titel: Showman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Eindruck, als wüßte er genau, was ihm diese Unsichtbaren da mitteilten, nur wollte er damit nicht herausrücken.
    »Wir haben für alles Verständnis!« begann ich noch einmal. »Wirklich für alles!«
    »Rache!« brach es aus ihm hervor, wenn auch mit flüsternder Stimme.
    »Die Stimme sprach von Rache.«
    »Stimme? Nur eine? Sie haben vorhin von mehreren Stimmen gesprochen.«
    »Ja, das stimmt«, sagte er leise. »Zuerst kam es mir auch so vor. Aber dann habe ich überlegt, und ich bin darauf gekommen, daß es nur eine Stimme gewesen ist.«
    »Die Sie kannten?«
    »Nein, das nicht. Aber, verzeihen Sie, ich glaube, wie gesagt, ich weiß es nicht, ich glaube aber, daß es der Showman gewesen ist, der zu mir gesprochen hat.«
    »Der Tote!«
    »Ja, Suko, der Tote.«
    Ich schaute Suko an, und er mich. Unsere Blicke konnte Dancer nicht sehen, weil er im Weg saß und zudem in eine andere Richtung schaute.
    Er sah auch nicht, daß wir uns kurz zunickten, denn im Gegensatz zu Steven sahen wir die Tatsachen ebenso ernst.
    »Warum tun Sie nichts?« Er regte sich plötzlich auf. »Warum fangen Sie nicht an zu lachen? Sie müßten doch ausflippen, wenn Ihnen jemand so etwas erzählt.«
    »Flippen wir aber nicht«, erklärte ich. »Sie werden es kaum glauben, aber wir glauben Ihnen.«
    Nein, sein Gesicht fiel nicht auseinander, auch wenn es im ersten Moment den Anschein hatte. Er starrte uns nur an, als wären wir nicht mehr Herr unserer Sinne, und er flüsterte noch einmal, als hätte er sich verhört. »Sie – Sie glauben mir?«
    »Sicher.«
    Er deutete mit dem Zeigefinger auf sich. »Ein Toter, der mit mir spricht? Mit mir aus dem Jenseits Kontakt aufgenommen hat?«
    »Richtig.«
    »O Gott, das darf nicht wahr sein!« Er schlug die Hände vor sein Gesicht und schüttelte dann den Kopf. »Das darf doch nicht wahr sein. Ich drehe noch durch, das ist überhaupt der Hammer. Damit komme ich nicht zurecht.«
    »Beruhigen Sie sich erst einmal – und wenn es bei einem guten Whisky ist.« Ich stand auf und ging ins Sekretariat, das um diese Zeit verwaist war, denn Glenda war längst nach Hause gefahren. Draußen schwamm der Himmel bereits im grauen Meer der Dämmerung, in dem sich die letzten Flecken der untergehenden Sonne wie rötliche Inseln abzeichneten.
    Ich wußte, wo der Whisky stand. Neben dem Cognac. In beiden Flaschen war noch genügend ›Stoff‹ vorhanden. Mit der Flasche und einem Glas ging ich wieder zurück, wo ich Suko sah, der leise auf unseren Schützling einredete.
    Der konnte es noch immer nicht fassen und schüttelte mehrmals den Kopf, wobei er später auch nickte, als er sich entschlossen hatte, auf Sukos Worte zu hören, die ich wie nebenbei mitbekam.
    »Sie werden am besten alles vergessen, was Sie über den Tod oder das Ableben wissen. Wahrscheinlich sind Sie auf einer Schiene gelandet, die in eine ganz andere Richtung führt.«
    »Ja, das muß ich wohl dann akzeptieren.«
    »Darum bitten wir«, sagte ich und öffnete die Flasche. »So, jetzt gibt es etwas gegen die Furcht.«
    Steven Dancer lächelte dünn, als ich einschenkte. Ich gönnte ihm einen Doppelten, und auch ich konnte einen kleinen Schluck vertragen. Nur Suko blieb trocken.
    »Und Sie glauben mir alles«, sagte Dancer, in sein Glas schauend.
    »Wahnsinn!«
    Ich wollte ihn für einen Moment von seinen Sorgen ablenken und sagte deshalb: »Trinken wir erst einmal.«
    »Okay, Mr. Sinclair. Es wird mir guttun.« Er starrte in sein Glas. »Wenn ich den Whisky getrunken habe, dann ist es so, als wäre ich zu einem neuen Leben erwacht. Dann spüre ich wieder, daß ich noch lebe.«
    »Sie werden noch lange leben«, behauptete Suko und lächelte Steven Dancer zu.
    Der Whisky brachte Dancer wieder mehr Farbe ins Gesicht. Er atmete tief durch, schüttelte sich aber und stellte das leere Glas ab. »Das mußte jetzt sein.«
    Ich hatte auf der Schreibkante meinen Platz gefunden. Im Büro war es auf eine gewisse Art und Weise gemütlich geworden, auch deshalb, weil nur eine Schreibtischleuchte brannte. In ihr steckte noch eine Glühbirne, keine Halogenleuchte, die mit ihrem Licht nur Kälte verströmte.
    »Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, Steven, aber bisher sind Sie bei Ihren Erzählungen ziemlich allgemein geblieben. Können wir etwas Genaueres erfahren?«
    »Über die Stimme?«
    »Ja.«
    Er senkte den Kopf. »Sie gab mir ein Versprechen. Sie hat immer davon geredet, daß sie mich noch kriegen würde. Dieser verfluchte Showman will sich rächen.«

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