Showman
Steven atmete schnaufend durch die Nase. »Mal eine ehrliche Frage mit der Bitte um eine ehrliche Antwort. Kann er das denn? Glauben Sie, daß mich die Rache aus dem Jenseits treffen kann? Oder sehe ich das falsch?«
»So etwas kann es geben«, sagte ich.
»Haben Sie es schon erlebt?«
»Ja.«
Steven hatte die Antwort aus der Fassung gebracht. Am liebsten hätte er natürlich eine Verneinung gehört, aber ich wollte auch weiterhin mit offenen Karten spielen. »Wir haben so etwas bereits erlebt, und ich kann Ihnen auch sagen, daß die andere Seite nicht immer ihr Ziel erreicht hat. Vor allen Dingen dann nicht, wenn derjenige, dem die Rache galt, uns mit ins Spiel gebracht hat. Wir haben ihn dann schützen können, und so wird es auch bei Ihnen laufen.«
Er hatte zugehört und suchte nach einer Antwort. »Wenn ich Ihnen nur vertrauen könnte, Mr. Sinclair.«
»Das können Sie.«
»Ich muß es.«
»Auch das.«
Er schüttelte den Kopf und dachte noch immer über dasselbe Thema nach. »Wie ist es möglich? Wie kann so etwas passieren? Was einmal verbrannt und tot ist, das lebt nicht mehr. Es kann nicht aus der anderen Welt zurückkehren.«
»Ist es denn verbrannt?« fragte Suko.
Steven Dancer drehte ruckartig den Kopf. »Himmel, wie meinen Sie das denn? Zwei Kanister Benzin. Hinzu kam das alte Gebäude, das innen völlig trocken war. Dann der Stoff des Vorhangs. Der loderte auf, da gab es keine Chance, die Flammen zu stoppen. Zum Schluß flog das gesamte Haus in die Luft.«
»Das haben Sie uns bereits erzählt. Aber meine Frage sollte auf etwas anderes hinauslaufen. Ich will es Ihnen auch erklären. Es gibt manchmal Personen, die sich so stark mit einer anderen Welt verbunden haben, daß es ihnen gelingt, den Tod zu überwinden. Ich weiß nicht, ob Sie den Showman in Flammen haben stehen sehen und wie es sich mit seinen geköpften Musikern verhielt, aber ich kann mir vorstellen, daß dies nicht der Fall gewesen ist, weil Sie sich ja auf dem Rückweg befanden. Oder sehe ich das falsch?«
Dancer überlegte einen Moment. »Nein, das sehen Sie nicht falsch, Inspektor. Ich habe diesen Showman nicht brennen sehen. Er wich vor den Flammen zurück. Aber ich habe ihn auch nicht aus dem brennenden Haus fliehen sehen, wobei ich nicht für den normalen Eingang sprechen kann, sondern nur für den an der Rückseite. Wäre er dort entwischt, was naheliegend gewesen wäre, dann hätte er sich vor dem Hintergrund des Feuers sehr deutlich abmalen müssen.«
Wir stimmten ihm durch unser Nicken zu.
»Also nahm ich an, daß er und die Toten in der Flammenhölle umgekommen sind.«
»Bis Sie die Stimme hörten«, sagte Suko.
Dancers Gesicht nahm wieder eine kalkige Blässe an. »Ja, die Stimme. Sie gehört ihm. Ich kenne sie doch. Ich habe oft genug in den verdammten Konzerten gesessen, wenn er vor Beginn der Veranstaltung über den Teufel und seine dämonischen Heere gesprochen hat. Er liebte die Hölle. Er war einer ihrer Günstlinge, und er kam sich vor wie ein mächtiger Held, der alles in Schutt und Asche legen kann.«
»Wann hörten Sie die Stimme denn?« wollte ich wissen. »Tagsüber, während der Nacht? Oder…«
»Mal so, mal so.«
»Also auch am Tage, während Sie Ihren Beruf ausübten.«
»Ja, aber das ist nicht tragisch. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich habe mich schon geängstigt, nur arbeite ich selbständig. Ich bin Maler und bei einigen Comic-Verlagen gut im Geschäft. Da zeichne ich die Titelbilder.«
»Horror?«
»Nein, nicht mehr. Das habe ich früher getan. Ich wechselte das Genre. Ich male mehr für die Kleinen. Tiere, Waldmännchen, lustige Zwerge, kleine Prinzessinnen und so weiter. Funnies eben.«
»Arbeiten Sie in Ihrer Wohnung?«
»Sicher.«
Ich schaute auf die Uhr. »Der Abend ist angebrochen. Wir werden heute wohl nicht mehr viel erreichen können, es sei denn, Sie wünschen eine Bewachung.«
»Nein, das nicht.« Dancer winkte ab. »Meine Freundin wollte auch kommen. Wir können dann morgen weiterreden.«
»Das ist gut.«
»Haben Sie denn schon einen Plan?« wollte er wissen. Dabei schaute er uns hoffnungsfroh an.
»Wir müssen vorgehen wie normale Kriminalisten«, erklärte ich ihm.
»Deshalb wird uns nichts anderes übrigbleiben, als uns mit dieser Band zu beschäftigen.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Wir werden die Mitglieder oder deren Vorleben genauer unter die Lupe nehmen. Dazu brauchen wir die Namen.«
»Die kann ich Ihnen geben. Sofort?«
»Das wäre gut.«
Er bekam
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