Showman
einmal geschwärmt hast, erledigt ist.«
»Das dachte ich.«
»Jetzt nicht mehr?«
»Nein, Doris, nein!« erwiderte Steven und schaute der Frau dabei fest in die Augen. »Jetzt nicht mehr, denn der Kopf, den du im Spiegel gesehen hast, der gehörte ihm. Er war es, auch wenn sein Gesicht verbrannt war. Er muß es einfach gewesen sein, für mich gibt es keine andere Lösung, und wir beide haben auch unter seiner Kontrolle gestanden, was du nicht bemerkt hast. Im Gegensatz zu mir.« Er legte eine Sprechpause ein, und das war auch gut so, denn nun konnte Doris nachdenken.
Nach einer Weile hatte sie die richtigen Worte gefunden. »Ich will dir wirklich keine Vorwürfe machen, Steven, aber da komme ich nicht mehr mit zurecht. Du hast mir nie etwas darüber gesagt. Es ist so, als hätte man mich in kaltes Wasser geworfen.«
»Kann schon sein.«
»Willst du nicht wenigstens jetzt sagen, was da bei dir alles gelaufen ist?«
»Nicht viel, aber ich fühlte mich bedroht. Eine Bedrohung aus dem Unsichtbaren hat mich erwischt. Du kannst dir kaum vorstellen, was das für mich bedeutet hat. Ich war durcheinander, denn plötzlich hat mich die Vergangenheit wieder eingeholt, mit der ich schon abgeschlossen hatte, aber es ist ein Trugschluß gewesen, das kann ich dir sagen. Jetzt erst recht.«
»Dann ist der Showman deiner Meinung nach nicht tot.«
»Nein.«
Doris Carter sagte nichts. Sie mußte die Nachricht erst einmal verkraften.
»Das ist wirklich ein Hammer! Mein gesamtes Weltbild ist dadurch verrutscht. Wie kann ein Mensch nicht tot sein, wenn er doch verbrannt ist?«
»Gute Frage.«
»Wie lautet die Antwort?«
Steven Dancer hob die Schultern.
»Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?«
»Ich schon«, gab er zu.
»Aber du hast etwas dagegen unternommen. Du bist doch bei Scotland Yard gewesen.« Sie führte das Glas zum Mund. »Hat man dir da nicht helfen können?«
»Nicht direkt. Aber ich war trotzdem zufrieden, denn man hat mir geglaubt.«
»Das ist immerhin etwas. Und wie bist du mit den Männern dort verblieben?«
»Daß ich sie anrufen werde, sollte sich etwas Neues ergeben.«
»Und? Hat es sich ergeben?«
»Ich hoffe es.«
»Willst du anrufen?«
»Du hast nichts dagegen?« Steven schaute seine Partnerin skeptisch an.
»Nein!« dehnte sie. »Wie kommst du darauf, daß ich etwas dagegen haben könnte?«
»War nur so ein flüchtiger Gedanke. Ich habe natürlich mit dem Vorsatz gespielt, John Sinclair anzurufen. Das werde ich auch jetzt machen.«
Um das Handy zu erreichen, mußte er sich drehen und den Arm ausstrecken. Er war schon in der Bewegung und wurde von Doris beobachtet, als er plötzlich versteifte. Nicht für einen kurzen Moment, sondern länger.
»Hast du was?« fragte Doris, der die unnatürliche Haltung ihres Freundes aufgefallen war.
»Ja…«
»Und was?«
»Da stimmt etwas nicht.«
»Wo? Hier?«
»Nein, im Flur. Bestimmt, im Flur.«
Auch Doris mußte sich drehen, um hinschauen zu können. Sie erkundigte sich nicht nach dem Grund, aber ihr fiel ebenfalls etwas auf, und sie sprach es aus. »Dort ist es heller geworden und gleichzeitig auch düsterer.«
»Stimmt.«
»Was kann das bedeuten?«
»Ich habe keine Ahnung.« Stevens Stimme zitterte. Diesmal behielt seine Freundin die Nerven.
Sie stand auf und murmelte: »Wenn mich nicht alles täuscht, konzentriert sich die Helligkeit auf die Nähe des Spiegels.«
»Genau.«
Sie drehte den Kopf und schaute ihn an. Jetzt war doch die Furcht in ihrem Gesicht zu lesen. »Allein möchte ich nicht hin, da habe ich so meine Erfahrungen gemacht…«
»Ich gehe mit.«
»Okay, aber wir können auch…«
»Nein, Doris, nichts können wir. Wenn wir etwas herausfinden wollen, dann nicht von hier aus.«
»Ja, du hast recht.« Sie schüttelte sich. »Gütiger Himmel, es kommt mir vor, als hätte sich mein Leben radikal verändert, als lernte ich erst jetzt die andere Seite kennen.«
»So wird es wohl sein«, murmelte Steven und streckte Doris den Arm entgegen.
Sie umfaßte seine Hand. Es war ihr auch wohler, denn so konnten sie sich gegenseitig Halt geben. Hand in Hand bewegten sie sich durch den Raum auf den Flur zu. Es war ihnen schon komisch, denn sie zitterten beide, das war zu spüren.
»Wir packen es!« flüsterte Steven, der sich wieder gefangen hatte.
Doris war still geworden. Auch bleich. Schweiß lag auf ihrem Gesicht und brannte in den Augen.
Sie waren im Flur.
Die Blicke nach links gerichtet. Sie glitten an der Wand
Weitere Kostenlose Bücher