Showman
sich die Lage ja geklärt.«
Er wirkte sehr zufrieden, was Dancer nicht war.
»Gut, Sie haben also angerufen, und Sie haben nicht bis zum folgenden Tag warten wollen oder können. Deshalb frage ich Sie, was Sie von mir wollen. Es ist nicht gerade früh am Tage und…«
»Ich möchte mit Ihnen ins Geschäft kommen, Stevdn.«
Dancer legte den Kopf schief. »Wie das? Sind Sie von einem Verlag, in dem Comics erscheinen? Dann hätte ich Sie kennen müssen, denn die meisten Mitarbeiter sind mir bekannt.«
»Diesmal irren Sie, Steven. Ich komme nicht von einem Verlag, sondern arbeite für eine Werbeagentur. Uns ist aufgefallen, wie gut Sie zeichnen, und wir arbeiten an einem Konzept für ein Produkt, das die Zielgruppe Kinder und jüngere Jugendliche betrifft. Da, so meinen wir jedenfalls, sind Sie genau der richtige Mann.«
Dancer überlegte. Er wollte die Entscheidung nicht allein treffen. Ihm ging noch zuviel durch den Kopf. Er war verunsichert. Vor kurzer Zeit noch hatte er das kalte Grauen erlebt, und plötzlich bot man ihm einen Job an. Ihm fiel es schwer, eine Brücke zwischen diesen beiden Extremen zu schlagen. Deshalb wandte er sich an seine Freundin.
»Sag du auch mal was, Doris. Ich bin etwas durcheinander.«
»Was soll ich da sagen?«
»Findest du es gut?«
»Es ist zumindest sehr überraschend. Wenn es etwas bringt…«
»Oh, das wird es«, sagte der Fremde und entschuldigte sich höflich für die Unterbrechung. »Es wird etwas bringen, glauben Sie es mir. Der Auftrag ist lukrativ. Vorausgesetzt, Sie haben Zeit, Steven. Ansonsten vergessen Sie unser Gespräch.«
Dancer senkte den Kopf und kaute auf seiner Lippe. Er schaute dabei auf die Füße des Mannes. Die dunklen, etwas klobig wirkenden Schuhe paßten seiner Ansicht nach nicht zu diesem eleganten Mantel. Sie waren für den Winter gemacht, und deshalb hatten sie beide auch die harten Geräusche gehört, als er die Treppe hinaufgestiegen war. Aber auch Frauen hatten im letzten Jahr klobige Schuhe zu Minis getragen.
Manchmal war die Modewelt eben verrückt.
»Wenn es Ihnen heute abend nicht paßt, Steven, dann komme ich morgen gern wieder.«
»Nein, nein, das geht schon in Ordnung. Darf ich fragen, wie Sie heißen?«
»Gern. Ich heiße Elliot Madley.«
»Aha, von Madley und Partner.«
»Sehr gut, richtig.«
»Dann ist es doch in Ordnung!« flüsterte Doris. »Wenn du diese Agentur kennst.«
»Sie ist sogar berühmt.«
»Was steht einem Gespräch dann noch im Wege?«
»Eigentlich nichts.«
Beide hatten miteinander geflüstert, und Elliot Madley wollte wissen, ob sie sich entschieden hatten.
»Ja!« erklärte Steven. »Das haben wir. Bitte, kommen Sie herein.«
Madley lächelte. »Sehr gut, danke.«
Steven Dancer hatte sich gedreht. Er wandte dem Besucher den Rücken zu. Während der langsam aufschloß, dachte er noch immer darüber nach, ob er nicht einen Fehler begangen hatte. Nichts gegen einen guten Job, aber dieser Madley war ihm nicht ganz einwandfrei. Er kam ihm doch fremd vor, ebenso wie die Zeit eines Geschäftsbesuches.
Der Mann stand dicht hinter ihm. Steven nahm seinen Geruch wahr, der Hauch eines Luxusparfüms für Männer umwehte ihn. Steven mochte ihn nicht. Er war einfach widerlich.
Er öffnete die Tür und ließ seinen Gast eintreten. Doris ging dicht hinter ihm. Als sie ihren Freund passierte, schickte sie ihm ein aufmunterndes Lächeln zu.
Hintereinander betraten sie die Wohnung, und Steven schloß wieder ab.
Madley war schon einige Schritte vorgegangen. Er stand unter der Lampe, die hell wurde, weil Doris den Schalter umgelegt hatte. Beide sahen das Gesicht des anderen. Sie sprachen nicht darüber, aber sie stellten fest, daß sich der Ausdruck verändert hatte. Er war lauernder geworden, das Weibische um die Lippen herum war verschwunden.
»Nett haben Sie es hier«, sagte Madley, obwohl er von der Wohnung kaum etwas gesehen hatte, »wirklich nett.« Er fing damit an, seinen Mantel aufzuknöpfen.
»Bitte, wollen Sie…?«
Jemand hatte Steven Dancer eine unsichtbare Faust in den Rachen gerammt. So jedenfalls kam er sich vor. Seine Augen weiteten sich, auch Doris konnte nicht mehr sprechen. Beiden kam es vor, als wäre die Zeit dabei, sich zu verlangsamen, denn beide starrten auf Elliot Madley.
Der Mantel stand offen. Er hielt ihn an beiden Seiten fest, und so präsentierte er seinen Oberkörper.
Er trug eine dunkle Hose, aber der Oberkörper war nackt und widerlich.
Eine gelbliche Haut, auf der sich weiße
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