Showman
unsere Feinde einmalig.
Aber es tauchten immer wieder welche auf, die noch einmaliger waren, und der Showman gehörte zu dieser Gruppe. Um ihn zu stoppen, mußten wir uns wieder einmal etwas Neues einfallen lassen.
Als ich den großen Raum betrat, hatte Suko wieder im Sessel seinen Platz gefunden. Auf der Couch hockte Steven Dancer, und auf dem Bett, von der Dämmerung umschlossen, lag seine Freundin Doris. Sicherlich schlief sie nicht. Es wäre in einer derartigen Lage schon übermenschlich gewesen, wenn sie jetzt hätte schlafen können. Ich ging zu ihr. Sie hielt die Augen offen. Entspannt war sie bestimmt nicht, auch wenn ihr Gesicht in der Dunkelheit so wirkte. Ich sah sie lächeln und fragte: »Wie geht es Ihnen, Doris?«
»Gute Frage, Mr. Sinclair. Ich versuche soeben, mich daran zu gewöhnen, daß wir hier nicht allein sind, sondern von etwas oder jemandem beobachtet werden, mit dem ich nicht zurechtkomme und auch nie zurechtkommen werde.«
»Das ergeht vielen Menschen so, wenn sie einmal in einen für sie nicht begreiflichen Kreislauf hineingeraten. Sie sollten sich trotzdem nicht zu viele Sorgen machen. Nehmen Sie es einfach hin. Denken Sie nicht zu viel nach.«
»Das sagt sich so leicht.«
»Stimmt auch. Noch eins: Bitte nicht mehr so förmlich in der Anrede. Nennen Sie mich John.«
Sie lächelte. »Danke, das werde ich.«
Ich ging wieder zurück. Einen Platz konnte ich mir aussuchen und entschied mich für einen Sessel.
Was jetzt begann, war ebenfalls schlimm.
Warten, einfach nur warten…
***
John Sinclairs Besuch hatte Doris Carter gutgetan. Sie war beruhigter geworden und dachte über die Gefahr auch anders nach. Natürlich fürchtete sie sich vor der Zukunft, aber es war doch anders als noch vor einer halben Stunde. Die beiden sympathischen Männer hatten ihr Sicherheit gegeben, und wie dieser Inspektor mit dem plötzlichen Angriff aus einer fremden Welt fertig geworden war, darüber konnte sie sich nur wundern. Das war schon super.
So etwas gab Hoffnung, daß es vielleicht nicht ganz so schlimm endete, wie es zuvor ausgesehen hatte.
Zuerst hatte Doris auf dem Rücken gelegen. Diese Haltung änderte sie jetzt. Sie drehte sich auf die rechte Seite und schaute nach vorn. Die drei Männer hatten sich auf den Sitzgelegenheiten verteilt. John und Suko in den Sesseln, ihr Freund auf der Couch, dessen Ruhe sicherlich nur gespielt war, denn trotz seiner unbeweglichen Haltung bekam Doris das nervöse Zucken seiner Augendeckel und Hände mit.
Hin und wieder schaute er zu ihr hinüber. Doris lächelte dann. Ob er ihr Lächeln sah und es erwiderte, konnte sie nicht erkennen.
Niemand sprach.
Das Warten zerrte an den Nerven.
Da wurde die Zeit plötzlich verändert. Sie lief viel langsamer ab. Waren erst zehn Minuten vergangen, so hatte der Wartende das Gefühl, es wären dreißig gewesen, und auch der auf dem Bett liegenden Doris kam es so vor.
Die seitliche Haltung gefiel ihr nicht. Sie drehte sich wieder auf den Rücken und schaute zur Decke, an der sich auch der Lichtschein in Form kleiner, gelber Kreise wiederfand.
Das Licht war nicht zu grell. Es hätte auch nicht zu dieser abwartenden Stimmung gepaßt. Zwei Wandleuchten gaben ihren sanften Schein ab, eine Stehlampe nahe der Schlafstätte ebenfalls, und am Arbeitstisch leuchtete auch eine Kugel. Dahinter lag das Fenster.
Doris hatte es immer bewundert. Ein großes, wunderbares Dreieck, das den Bewohnern einen hervorragenden Blick nach draußen eröffnete.
Zumindest am Tage.
Jetzt war es dunkel, und nur wenige Lichter setzten helle Flecken in die nächtliche Finsternis hinein.
Auch Doris wartete.
Man hatte ihr geraten, im Schlaf Erholung zu suchen. Irgendwo wollte ihr dieser Trip nicht gelingen. Sie lag weiterhin wach im Bett und würde es auch kaum schaffen, die Augen zu schließen.
Ihre Gedanken kreisten um die Vorfälle. Sie holten all die Dinge wieder zurück, die die Menschen erlebt hatten. Bei Doris war es nicht anders.
Ständig wurde sie daran erinnert, was ihr widerfahren war, und je länger sie auf dem Bett lag, um so intensiver dachte sie über das Erlebte nach.
Warum?
Nur ein flüchtiger Gedanke beschäftigte sich mit dieser Frage, dann wurde sie wieder abgelenkt. Die Erinnerung war vorhanden und ließ sich nicht ausmerzen.
Kein Schlaf.
Nur Unruhe.
Ihre Beine zuckten, die Hände ebenfalls.
Starr blieb sie liegen. Das Zucken hatte sie erschreckt. Doris konnte sich nicht vorstellen, weshalb sie so reagiert hatte, denn
Weitere Kostenlose Bücher