Showtime für die Liebe (Bianca) (German Edition)

Eigentlich hätte ich längst angezogen sein müssen, dachte Kara, als sie das nächste Outfit aus dem Schrank holte und es genauestens betrachtete.
    Normalerweise griff sie einfach hinein und zog an, was ihr in die Hände fiel. Auf keinen Fall unterzog sie alles einer so kritischen Prüfung.
    Warum war es so wichtig, wie sie aussah? Verärgert schüttelte sie den Kopf.
    Das Problem war, das sie in einer Firma arbeitete, in der es keinen Dresscode gab – Hauptsache, man hatte überhaupt etwas an. Im Sommer trug sie fast nur Shorts und ein Tanktop. Und da sie seit dem Fiasko mit Alex kein Date mehr gehabt hatte, hingen sämtliche Sachen, die sie zu so einem Anlass anziehen würde, ganz weit hinten im Schrank. Jetzt, da sie die Sachen nach langer Zeit mal wieder hervorholte, fand sie an allen etwas auszusetzen.
    Was war nur los mit ihr? Sie ging zu einem Kindergeburtstag. Noch dazu mit David. Der gute alte David, der größte Langweiler ihrer Kindertage. Außerdem war es gar kein richtiges Date, sie spielten nur eins vor. Absolut kein Grund, sich solche Mühe zu machen.
    „Verdammt“, sagte sie zu ihrem Spiegelbild. „Es ist eine Kinderparty. Ein fleckiges T-Shirt und schmutzige Jeans wären vermutlich ideal.“
    Dennoch nahm sie das nächste Outfit aus dem Schrank. Es war ein hellblaues Sommerkleid mit Spaghetti-Trägern. Sie hielt es sich an. Wenigstens betonte es ihre Figur und die blauen Augen.
    Endlich.
    Oder vielleicht …
    Kara warf einen Blick auf die Uhr. Wo war die Zeit geblieben? Das Ankleiden durfte höchstens zehn Minuten dauern, auf keinen Fall eine komplette Stunde. Die Party begann in weniger als dreißig Minuten.
    „Sommerkleid“, entschied sie.
    Kaum hatte sie das Tanktop und die Shorts aus- und das Sommerkleid angezogen, läutete es an der Tür.
    Was jetzt? Sie erwartete niemanden.
    Vielleicht war es die neue Spielkonsole, die sie bestellt hatte. Die sollte eigentlich erst nächste Woche kommen, aber man konnte nie wissen. Vielleicht kam die Post ausnahmsweise mal früher.
    Sie ließ das Kleid hinten offen, denn sie hatte nicht vor, dem Postboten den Rücken zuzukehren, und eilte nach vorn.
    „Ich komme!“, rief sie und hoffte, dass der Bote nicht wieder verschwand, bevor sie ihm öffnete.
    Sie riss die Tür auf und starrte den Besucher enttäuscht an. „Du bist nicht der Postbote.“
    „Gut beobachtet“, stellte David fest. „Hast du den erwartet?“
    „Na ja, dich jedenfalls nicht“, erwiderte sie spitz.
    Da sie ihn nicht hereinbat, legte er die Hände um ihre Schultern, schob sie behutsam zur Seite und betrat ihre Wohnung. „Irre ich mich, oder hast du gesagt, dass wir so tun sollen, als hätten wir ein Date?“
    Du meine Güte, der Mann regt mich wirklich auf, dachte Kara. Es gab keinen Grund, so herablassend mit ihr zu reden. „Das habe ich, aber ich dachte, wir treffen uns bei Melissa.“
    „Auf dem Weg dorthin kam mir die Idee, dass es nicht gerade nach einem Date aussieht, wenn wir getrennt erscheinen“, erklärte er. „Oder siehst du das anders? Falls ja, ist es kein Wunder, dass du noch Single bist.“
    Vielleicht sollte sie ihn einfach hier und jetzt umbringen. Die Vorstellung war nicht ohne Reiz.
    „Du hättest anrufen und mich vorwarnen können. Und wie meine Dates ablaufen, braucht dich nicht zu interessieren.“ Sie schloss die Tür hinter ihm, runzelte die Stirn und zuckte mit den Schultern. „Na ja, wenn du schon mal hier bist, können wir auch zusammen zu Ryans Geburtstagsparty fahren. Aber ich bin noch nicht fertig“, informierte sie ihn. Er zog die Augenbrauen hoch. „Ich habe noch keine Schuhe an.“
    „Stimmt, du siehst kleiner aus als sonst.“ Lächelnd sah er ihr nach. „Und so richtig an hast du dein Kleid auch noch nicht.“
    Sie blieb stehen und blickte über die Schulter. „Wovon sprichst du?“, fragte sie gereizt.
    Anstatt zu antworten, drehte er sie um und zog den Reißverschluss hoch.
    Als seine Fingerknöchel ihre bloße Haut streiften, lief ein Kribbeln ihren Rücken hinauf. Es war überraschend und angenehm zugleich, und Kara gab sich alle Mühe, es zu ignorieren.
    „So“, verkündete David. „Jetzt kannst du unbesorgt auf einen Kindergeburtstag gehen. Ryan ist zwar schon weit für sein Alter, aber ich finde, er ist noch zu jung für seine erste halb nackte Frau, auch wenn es ein verlockender Anblick ist.“
    „Ich bin nicht …“ Ihre Augen blitzen, doch dann wurde ihr bewusst, was er auch noch von sich gegeben hatte. „Hast du